Wasserwechsel bei Wasserschildkröten

Es gibt einen alten Aquarianer-Spruch: Eimer und Schlauch sind die besten Filter. So ist das auch im Wasserschildkrötenaquarium. Sehr praktisch ist es wenn man dazu einen Ablauf im Fußboden hat, so braucht man nur einen langen Schlauch und muss dann nur warten. Doch mit Eimerschlepperei geht es auch.

Wie oft und wieviel Wasser sollte man wechseln?

Ein Komplettwasserwechsel ist nicht empfehlenswert, da man so nur unnötig wertvolle Filterbakterien verliert.

Alle zwei Wochen sollte mindestens die Hälfte bis zwei Drittel des Wasser gewechselt werden.

Auch wenig empfehlenswert ist es den Filter gleichzeitig sauber zu machen, es sollte eine Woche dazwischen liegen. Die Einrichtungsgegenstände und der Kies/Sand sollten selten gesäubert werden, auch an ihnen siedeln sich viele nützliche Filterbakterien an. Der Kies kann beim Wasserwechsel mit einer Mulmglocke* aus dem Zoohandel von grobem Schmutz gesäubert werden. Bei Sand braucht man nur die Oberfläche des Sandes abzusaugen, in ihm versickert kein Dreck.

Ich lasse die Wasserschildkröten während des Wasserwechsels im Aquarium

Das frische Leitungswasser braucht übrigens nicht mit Hilfe von Wasseraufbereitern aus dem Zoohandel behandelt werden, das kann direkt aus dem Wasserhahn ins Aquarium.

Eimer und Schlauch sind die besten Filter. Ok, im Bild ist eine Mulmglocke, aber da ist ja ein Schlauch dran 😉

Wie funktioniert das mit dem Schlauch und dem Eimer?

Wenn man im Physik-Unterricht aufgepasst hat, dann kann man sich vielleicht an das Gesetz der kommunizierenden Röhren erinnern, nach diesem Prinzip ist ein Wasserwechsel ganz einfach.

Man steckt das eine Schlauchende ins Aquarium, das andere Ende in den Eimer. Wichtig ist dass der Eimer tiefer steht als das Aquarium, da die meisten Aquarien auf einem Schrank oder ähnlichem stehen ist das kein Problem, man stellt den Eimer einfach auf den Boden. Und, was passiert? Erstmal nichts. Im Schlauch ist ja noch Luft, die muss raus. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten:

Ansaugen mit dem Mund

Man saugt mit dem Mund an dem Ende des Schlauches das im Eimer ist bis das Wasser von alleine weiterläuft. Aufgrund der Gefahr dass die Schildkröten Salmonellen haben könnten keine gute Idee.

Schlauch komplett ins Aquarium

Der Schlauch wird komplett ins Aquarium gelegt und so lange bewegt bis die ganze Luft raus ist, dann hält die Enden mit dem Finger zu und nimmt ein Ende heraus und hält es in den Eimer, Finger weg und schon läuft das Wasser.

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Schüttelschlauch

Eine wunderbare Erfindung ist der Schüttelschlauch*. Man hält ein Ende in den Eimer, das Ende mit dem Ventil kommt ins Aquarium. Nun wird der Schlauch schnell auf und ab bewegt. Hat man einen gewissen Punkt überschritten, so läuft das Wasser dann von alleine weiter. Leider kann man am Schüttelschlauch keine Mulmglocke anschließen.

Wasserwechsel ohne Eimer

Bei einem großen Schildkrötenbecken oder wenn man mehrere Becken hat, dann verliert man schnell die Lust am Eimer schleppen. Ist er mal etwas zu voll schwappt auch gerne was auf den Fußboden. Kein schöner Spaß.

Mit einem Adapter kann man einen Schlauch an einen Wasserhahn anschließen

Deswegen mache ich meine Wasserwechsel bei den Wasserschildkröten mit einem langen Schlauch. Mit einer kleinen Pumpe kann man das Wasser aus dem Aquarium in den Abfluss (Waschbecken, Badewanne oder Klo) pumpen. Mit einem Schlauchadapter für den Wasserhahn kann man das Frischwasser dann mit dem Schlauch auch ins Aquarium füllen.

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Warum muss man überhaupt das Wasser wechseln?

Durch Futterreste, abgestorbene Pflanzen, Kot und Urin der Wasserschildkröten sowie Haut- und Panzerschuppen gelangen Abfallstoffe in das Aquarienwasser. Diese enthalten immer organische Stickstoffverbindungen. In einem eingefahrenen Aquarium werden diese Stickstoffverbindungen mit der sogenannten Nitrifikation abgebaut. Am Ende kommt dabei Nitrat heraus, das ist die am wenigsten giftige Stickstoffverbindung im Aquarium. Aber ganz ungiftig ist sie auch nicht. Daher muss man dieses Nitrat regelmäßig entfernen. Ein Filter kann das nicht, daher muss man das Wasser austauschen.

Der Abbau von Stickstoff wird Nitrifikation genannt. Er erfolgt über mehrere Schritte, immer ist dafür Sauerstoff und bestimmte Bakterien nötig. Am Ende kommt als letzte Stufe Nitrat heraus.

Das während der Nitrifikation entstandene Nitrat ist ein super Dünger für Algen und Wasserpflanzen. In der Natur gibt es weniger Tiere und mehr Pflanzen auf der selben Fläche als im Aquarium, daher ist dort Nitrat oftmals der begrenzende Faktor beim Wachstum von Pflanzen. Im Schildkrötenaquarium ist es aber ja nicht so einfach es schön zu bepflanzen. Deshalb reichert sich das Nitrat im Laufe der Zeit im Wasser an, es gibt ja keine oder kaum Wasserpflanzen die es verbrauchen

Nitrit lagert sich an den Roten Blutkörperchen von Fischen und Schildkröten an und führt so zu Sauerstoffmangel bei diesen.

Grenzwerte für Stickstoff-Verbindungen im Schildkröten-Aquarium

Ammoniak: weniger als 0,5 mg/L
Nitrit: sollte nicht nachweißbar sein
Nitrat: weniger als 50 mg/L

Osmosewasser

Bei Osmosewasser handelt es sich um Wasser, welchem durch Umkehrosmose viele in üblichem Trinkwasser vorkommende Verbindungen entzogen wurden. Dazu wird das Wasser durch eine extrem feine Membran gepresst. Es ist also ziemlich „reines“ Wasser, wohingegen Wasser aus der Leitung immer diverse Mineralien enthält, zum Beispiel Kalzium und Magnesium. Es werden aber auch Bakterien, Nitrat und Pestizide herausgefiltert. Durch Kohlendioxid aus der Luft ist Osmosewasser aber leicht sauer. Ein noch reineres Wasser ist destilliertes Wasser.

Wasserschildkröten sind nicht extrem empfindlich für Nitrat und die im Wasser enthaltenen Mineralien stören sie gar nicht. Man kann Osmosewasser für den Teilwasserwechsel bei der Wasserschildkrötenhaltung nutzen, es schadet nicht. Aber nötig ist es definitiv nicht. Im Gegensatz zu Fischen, nehmen Wasserschildkröten keine nennenswerten Mineralien aus dem Wasser auf, daher wird durch Osmosewasser kein Mineralienmangel bei Wasserschildkröten ausgelöst. Zur Kalziumversorgung sollte ohnehin immer ein Sepiaschulp im Wasser schwimmen. Damit können sich die Schildkröten mit dem benötigten Kalzium versorgen, ein Teil wird aber auch an das Wasser abgegeben, sodass sich nach ein paar Tagen wieder mehr Kalzium im Wasser befindet, als bei frischem Osmosewasser.