Wärmelampen für Wasserschildkröten

Wasserschildkröten können ihre Körpertemperatur nicht, wie wir Menschen, selbst regulieren. Sie sind auf Wärmezufuhr von außen angewiesen. Deswegen muss die Lampe Wärmestrahlung abgeben. Der Abstand der Lampe wird so gewählt, dass auf dem Sonnenplatz eine Temperatur von 40 – 45 °C erreicht wird. So kommen Schildkröten auf „Betriebstemperatur“, ansonsten können ihre Stoffwechselvorgänge nur unzureichend ablaufen.

Für Wasserschildkröte sollte die Temperatur auf dem Sonnenplatz unter der Wärmelampe 40-45 °C betragen!

Für viele Wasserschildkröten ist das Sonnenbad täglicher Bestandteil ihres Lebens, zum Beispiel Zierschildkröten, Höckerschildkröten, Schmuckschildkröten, Dreikielschildkröten und Streifenschildkröten. Andere Wasserschildkröten sonnen sich hingegen seltener, das sind unter anderem Moschusschildkröten, Klappschildkröten und Rotbauch-Spitzkopf-Schildkröten. Dennoch sollten auch sie die Möglichkeit zu einem Sonnenbad haben.

Cumberland-Schmuckschildkröte (Trachemys scripta troostii) beim Sonnenbad

Welche Lampe nehme ich?

Im Internet werden unter kreativen Bezeichnungen diverse „Wärmelampen“ für Schildkröten angeboten. Doch Vorsicht: bei den für 10 bis 30 Euro angebotenen Komplettsets aus einer Klemmfassung mit Birne handelt es sich in der Regel um Halogen-Lampen ohne Schutzglas. Diese geben schädliche UV-C-Strahlung ab, jedoch würden Schildkröten UV-A und UV-B benötigen. Für Wasserschildkröten sind Halogen-Metalldampf-Lampen mit UV-Anteil zu empfehlen. Im Unterschied zu „normalen“ Halogen-Lampen benötigen sie ein Vorschaltgerät.

Halogen-Lampen ohne Schutzglas sind gesundheitsschädlich und sollten daher bei Wasserschildkröten nicht eingesetzt werden.

Ich empfehle für alle Wasserschildkröten von Lucky Reptil das Bright Sun UV Turtle Set*, mit diesem Set hat man ein gutes Leuchtmittel das Wärme, UV und sichtbares Licht liefert. Du kannst also mit einer einzigen Lampe alle Bedürfnisse deiner Wasserschildkröte an die Beleuchtung abdecken. Außerdem ist eine Hängeleuchte zur einfachen Installation dabei. Alternativ sind auch andere 70 W Halogen-Metalldampf-Lampen mit UV-Anteil geeignet, wie Solar Raptor HID*.

Das Bright Sun UV Turtle Set* ist ideal wenn du dich nicht groß mit Technik auskennst. Das Vorschaltgerät ist schon fertig mit der Fassung verbunden. Du musst nur noch die Lampe aufhängen und die Birne in die Fassung drehen.

Für die kleineren Moschusschildkröten und generell für Wasserschildkröten unter 15 cm Panzerlänge genügt auch eine Lampe mit nur 35 Watt, wie beispielsweise Solar Raptor HID* oder Exo Terra Sun Ray*

Mit der Zeit lässt der UV-Anteil von Halogen-Metalldampf-Lampen nach, daher sollten die Birnen nach einem Jahr gegen neue ausgetauscht werden. Das Vorschaltgerät und die Fassung kannst du weiter verwenden.

Ersatzbirne für Bright Sun UV Turtle Set: https://amzn.to/3b9Bmqg*

Ersatzbirne für Solar Raptor HID 35 Watt Set: https://amzn.to/2V3TYST*

Welchen Abstand muss die Lampe zum Sonnenplatz haben?

Der Abstand der Lampe zum Sonnenplatz wird so gewählt, dass dort eine Temperatur von 40-45 °C erreicht wird. Wie dieser Abstand dann genau ist, hängt von vielen Faktoren ab: Umgebungstemperatur, Streuwinkel der Lampe, ggf. verwendeter zusätzlicher Reflektor, Wattzahl der Lampe, Untergrund des Sonnenplatzes und so weiter.

Um die Temperatur auf dem Sonnenplatz zu überprüfen ist ein Thermometer mit Fernfühler zu empfehlen. er Fernfühler sollte dunkel sein um von der Farbe möglichst nahe an die Panzerfarbe der Schildkröte zu kommen, so erreicht man relativ genaue Messwerte. Keinesfalls darf der Messfühler weiß sein.

Thermometer mit Fernfühler: https://amzn.to/2PHyhW1*

Nachfolgend paar grobe Richtwerte um die Temperatur zu erreichen. Die Angaben beziehen sich auf eine Halogen-Metalldampf-Lampe mit UV-Anteil in der Spot-Version.

Halogen-Metalldampf-LampeAbstand
35 Watt20-25 cm
50 Watt25-30 cm
70 Watt30-35 cm
100 Watt40-50 cm
150 Watt50-70 cm

Wenn es von der Lampe die du ausgesucht hast zwei Versionen gibt, also Flood und Spot, dann kannst du davon ausgehen, dass es unter der Spot-Version wärmer wird, da sie die Wärmestrahlung besser bündelt. Ich rate daher zu der Spot-Version.

Bei vielen Lampen für die Terraristik gibt es auch ein Gitter, das die Birne schützen soll. Dies ist aber nur für kletternde Reptilien, wie Echsen, nötig. Wasserschildkröten können die Birne ja ohnehin nicht kletternd erreichen. Daher empfehle ich das Gitter wegzulassen. Es schluckt nämlich tatsächlich etwas Wärme- und UV-Strahlung. Ohne Gitter wird es unter der Lampe also wärmer.

Wenn du die nötige Temperatur auf dem Sonnenplatz nicht erreichst und vom Abstand her nicht näher an den Sonnenplatz gehen kannst, dann ist ein zusätzlicher Reflektor zu empfehlen. Bei einigen Keramikfassungen kann man den Reflektor Thermo Socket von Lucky Reptile* nachrüsten. Ansonsten gibt es ihn unter dem Namen Thermo Socket plus Reflector* auch mit Fassung zu kaufen, er hat dann auch die Steckverbindung um ihn an die Vorschaltgeräte von Lucky Reptile anzuschließen.

Florida-Rotbauch-Schmuckschildkröte (Pseudemys nelsoni) beim Sonnenbad

Wofür sonnen sich Wasserschildkröten?

Ein Punkt, der vielen Leuten bekannt ist, ist die sogenannte Thermoregulation. Das bedeutet, dass Wasserschildkröten ein Sonnenbad nehmen um ihre Körpertemperatur zu erhöhen. Schildkröten gehören zu den Reptilien und sind wechselwarm, sie können also ihre Körpertemperatur nicht wie Vögel und Säugetiere selbst regeln und konstant halten. Während des Sonnenbades nehmen sie die Wärme der Sonne auf und erhöhen so ihre Körpertemperatur.

Die höhere Körpertemperatur, die durch das Sonnenverhalten erreicht wird, ist für viele Funktionen im Körper nötig. So ist die Effektivität der Verdauung extrem von der Temperatur abhängig. Bei einer Körpertemperatur von unter 10 °C findet praktisch gar keine Verdauung statt. Am besten funktioniert die Verdauung der aufgenommenen Nahrung bei einer Körpertemperatur von 35 °C.

Auch die Bildung von Spermien und Eizellen ist bei höheren Temperaturen effektiver. Allerdings ist für diese auch eine kühle Phase im Winter bei vielen Wasserschildkröten-Arten erforderlich. Sprich: die Jahreszeiten sorgen für die passende Hormonlage, die hohe Körpertemperatur beim Sonnenbad dann für eine gute Entwicklung der Fortpflanzungsprodukte.

Ein toller Effekt des Sonnenbades ist zudem die Kontrolle von Ektoparasiten. Bei Wasserschildkröten können sich unter Wasser zum Beispiel Egel anheften. Während des Sonnenbades trocken die Egel allerdings aus und sterben. Auch Algen, die sich auf dem Panzer oder der Haut bilden können, sterben bei dem Sonnenbad ab, wenn es nicht nur trocken, sondern auch warm wird.

Südtexanische Rotwangen-Schmuckschildkröte beim Sonnenbad

Muss es wirklich so warm unter der Lampe werden?

Die von mir empfohlene Temperatur von 40-45 °C unter der Wärmelampe ist niedriger als die Temperatur die von der Sonne in der Natur erreicht wird. Legt mal im Sommer ein Thermometer in die Sonne. Dort sind ruck-zuck Temperaturen von 50-70 °C erreicht.

Die von Wasserschildkröten bevorzugte Körpertemperatur ist allerdings niedriger. So wurde für Buchstaben-Schmuckschildkröten (Trachemys scripta) festgestellt, dass sie eine Körpertemperatur von 28 °C und mehr bevorzugen (CRAWFORD et al. 1983). Erst wenn die Wassertemperatur bei 35 °C liegt sonnen sich Schmuckschildkröten seltener (HAMMOND et al. 1988), weil ihre Körpertemperatur dann ja schon durch das Wasser recht hoch ist. Für gewöhnlich versuchen die meisten Schildkröten ihre Körpertemperatur durch das Sonnenbad auf bis zu 38 °C zu erhöhen (BRATTSTROM 1965). Die für Buchstaben-Schmuckschildkröten tödliche Körpertemperatur ist noch höher und liegt bei 42 °C (YONGPU et al. 2003). Für andere Wasserschildkröten gibt es entweder keine Daten oder sie sind ähnlich zu dieser gut erforschten Schildkröte.

Um die Körpertemperatur von 28-38 °C zu erreichen muss es unter der Wärmelampe mindestens 40 °C warm sein. Würde es nur 38 °C könnte die Schildkröte natürlich irgendwann auch 38 °C Körpertemperatur erreichen, aber müsste dafür ewig dort sitzen. Die potentiell tödliche Körpertemperatur von 42 °C und mehr wird eine Schildkröte unter der Lampe mit 45 °C so schnell auch nicht erreichen. Und Schildkröten sind ja auch nicht lebensmüde, die merken schon wenn es zu warm wird. Dann springen sie ins Wasser und können sich dort ja abkühlen.

Schildkröten „sonnen“ sich nachts bzw. bei ausgeschalteter Lampe

In der Natur wurde an Kreffts Spitzkopfschildkröten (Emydura macquarii krefftii) beobachtet, dass es während der Nacht zu „Sonnenbadeverhalten“ kommt. Daraufhin wurden Laboruntersuchungen (also Schildkröten im Aquarium) durchgeführt, um der Ursache auf den Grund zu gehen. Dabei stellte sich raus, dass diese Schildkrötenart sich öfters an Land aufhält, wenn ihr die Wassertemperatur zu hoch ist. Dieses Verhalten wurde sowohl tagsüber als auch nachts beobachtet. Die Lufttemperatur war immer 26 °C, was der bevorzugten Wassertemperatur entsprach. Als „zu warme“ Wassertemperatur wurde 29 °C, als „zu kalte“ Wassertemperatur 23 °C gewählt (KIDMAN et al. 2023).

Literatur

Brattstrom, B. (1965): Body Temperatures of Reptiles. – The American Midland Naturalist, 73(2), S. 376-422.

Crawford, K. M., J. R. Spotila & E. A. Standora (1983): Operative environmental temperatures and basking behavior of the turtle Pseudemys scripta. –  Ecology, 64(5), S. 989-999.

Hammond, K. A., J. R. Spotila & E. A. Standora (1988): Basking behavior of the turtle Pseudemys scripta: effects of digestive state, acclimation temperature, sex, and season. – Physiological Zoology, 61(1), S. 69-77.

Kidman, R. A., D. T. McKnight, L. Schwarzkopf & E. J. Nordberg (2023): Too cold is better than too hot: Preferred temperatures and basking behaviour in a tropical freshwater turtle. – Austral Ecology, 48, S. 1532-1546.

Yongpu, Z., P. Zhichong & J. Xiang (2003): Thermal tolerance, body temperature, and thermal dependence of locomotor performance of hatchling red-eared slider turtles, Trachemys scripta elegans. – Acta Ecologica Sinica, 23(6), S. 1048-1056.