Als Zierschildkröte wird die Art Chrysemys picta bezeichnet, dieser Text behandelt drei der vier Unterarten:
- Chrysemys picta picta, die Östliche Zierschildkröte
- Chrysemys picta bellii, die Westliche oder Indianer-Zierschildkröte
- Chrysemys picta marginata, die Mittelländische Zierschildkröte
Die vierte Unterart wird auf einer separaten Seite beschrieben: Chrysemys picta dorsalis, die Rückenstreifen-Zierschildkröte. Dies hat zwei Gründe, sie benötigt andere Temperaturen als die auf dieser Seite behandelten Unterarten und außerdem wird sie gelegentlich als eigene Art (also Chrysemys dorsalis) angesehen.
Seiteninhalt
Schutzstatus
Farmnachzuchten aus dem Süden der USA und Wildfänge von Zierschildkröten waren bis zur Unterschutzstellung häufig im Zoohandel. Seit 2003 sind alle Zierschildkröten (Chrysemys picta) im Anhang B der EU-Artenschutzverordnung aufgeführt und somit meldepflichtig, mit Importen in die EU ist daher nicht mehr zu rechnen. Nachzuchten und Tiere die sich schon in der EU befinden dürfen jedoch mit Herkunftsnachweis gehandelt werden. Zierschildkröten stehen zwar unter Artenschutz, sind aber eigentlich nicht in ihrem Bestand bedroht. Die EU hat sie unter Schutz gestellt um die heimische Natur zu schützen, so soll verhindert werden, dass Zierschildkröten in großer Zahl importiert werden. Denn leider setzen viele Schildkrötenhalter:innen ihre Wasserschildkröten aus, wenn sie ihrer überdrüssig geworden sind.
Größe
Alle Zierschildkröten werden nicht sehr groß. Männchen erreichen maximal 15,3 cm, Weibchen erreichen maximal eine Panzerlänge von 25,4 cm (ERNST & LOVICH 2009). Wobei diese Angaben Maximal-Werte sind, in der Regel bleiben Zierschildkröten etwas kleiner.
- Östliche Zierschildkröte, Chrysemys picta picta
- Weibchen: 19 cm
- Männchen: 15 cm
- Westliche oder Indianer-Zierschildkröte, Chrysemys picta bellii
- Weibchen: 25,4 cm
- Männchen: 15,3 cm
- Mittelländische Zierschildkröte, Chrysemys picta marginata
- Weibchen: 19,5 cm
- Männchen: 15 cm
Verbreitung
Zierschildkröten (Chrysemys picta) kommen als einzige nordamerikanische Wasserschildkröte von der Ostküste quer durch Nordamerika bis zur Westküste vor. Außerdem ist ihre Nord-Süd-Ausbreitung sehr groß, sie kommt im Süden bis Mexiko und im Norden in einigen kanadischen Bundesstaaten vor.
Die Östliche Zierschildkröte (Chrysemys picta picta) kommt vom südöstlichen Kanada über New-England und die atlantischen Küstenabschnitte bis nach Georgia vor, in westlicher Richtiung bis nach Ost-Alabama (auf der Karte rot markiert). Das Verbreitungsgebiet von der Mittelländischen Zierschildkröte (Chrysemys picta marginata) ist der gelbe Bereich auf der Karte und erstreckt sich in Kanada über Süd-Quebec und Ontario, in den USA kommt die Mittelländische Zierschildkröte in Alabama, Georgia, Illinois, Indiana, Kentucky, Michigan, New Jersey, New York, Ohio, Pennsylvania, Tennessee, Vermont West Virginia und Wisconsin vor. Die Indianer-Zierschildkröte (Chrysemys picta bellii) hat von allen Unterarten das größte Verbreitungsgebiet (blaues Gebiet), es reicht von West-Ontario über Südkanada bis nach Britisch-Kolumbien und im Süden bis nach Missouri, Nord-Oklahoma, Ost-Kolorado, Wyoming, Idaho und Nord-Oregon (ERNST & LOVICH 2009).
Unterscheidung der Unterarten
Der Bestimmungsschlüssel von OBST (1985) trifft nach wie vor zu, er beginnt mit der Zeichnung des Bauchpanzers (Plastron):
- Plastron (Bauchpanzer) einfarbig gelblich ohne Zeichnung
- Markierung der Nähte zwischen den vorderen Diskusschildern (das sind die Rippen- und Wirbelschilde) durch auffällig helle breite Streifen, Naht zwischen dem 2. und 3. Wirbelschild läuft fast gerade in die Naht zwischen den 2. und 3. Rippenschildern über: Chrysemys picta picta
- Markierung der Nährte zwischen den Diskusschildern gleichmäßig und normal durch durch schmale Streifen, Naht zwischen 2. und 3. Wirbelschild deutlich gegen die Naht zwischen den 2. und 3. Rippenschildern versetzt, markanter gelber oder rötlicher Dorsalstreifen (besonders bei jüngeren Exemplaren): Chrysemys picta dorsalis
- Plastron mit dunkler Zeichnung entlang der Symmetrieachse
- Plastronzeichnung lediglich entlang der Längsnähte der Plastronschilder; Diskusfeld (die Rippen- und Wirbelschilder) des Carapax (Rückenpanzer) im Alter völlig einfarbig und zeichnungslos: Chrysemys picta marginata
- Plastronzeichnung mit Ausläufern entlang der Quernähte der Plastronschilder, Carapax mit charakteristierscher Netzwerkzeichnung: Chrysemys picta bellii
Lebensraum
Obwohl Chrysemys picta spp. sehr anpassungsfähig ist, bevorzugt sie ruhige Gewässer welche einen schlammigen, weichen Bodengrund und reichlich Unter- sowie Überwasservegetation haben. Wichtig sind auch geeignete Sonnenplätze, bevorzugt solche von denen sie sich ins Wasser fallen lassen kann wenn ein Feind in Sicht ist. Außer zum Sonnen und zur Eiablage verlassen die Zierschildkröten das Wasser i.d.R. nicht.
Aquarienhaltung
Die Aquarienhaltung der nördlichen Unterarten der Zierschildkröten (Chrysemys picta picta, Chr. p. bellii und Chr. p. marginata) wird meistens nur für die Aufzucht praktiziert, bis die Wasserschildkröten in einen Gartenteich umziehen. Aber sie ist auch dauerhaft möglich.
Aquariengröße
Zur Aufzucht empfehle ich für bis zu fünf Zierschildkröten mit maximal 10 cm Panzerlänge ein 200 Liter Aquarium mit den Maßen 100 x 40 x 50 cm. Danach können die Schildkröten dann in den Gartenteich umziehen. Zur dauerhaften Aquarienhaltung von einem Männchen würde solch ein Aquarium ebenfalls genügen. Für die größer werdenden weiblichen Zierschildkröten empfehle ich zur dauerhaften Haltung im Aquarium ein Aquarium mit mindestens 120 x 50 x 50 cm, also 300 Liter. Besser noch wäre ein 150 cm langes Aquarium. Natürlich können auch größere Aquarien verwendet werden.
Der Wasserstand im Aquarium muss mindestens der zweifachen Panzerlänge des größten Tieres entsprechen, besser mehr. Ich empfehle für ausgewachsene Zierschildkröten 40 – 50 cm. Jungtiere sollte man am Anfang nur bei 10 cm Wasserstand halten und ihn im Laufe der Aufzucht schrittweise erhöhen.
Filterung
Für die Wasserreinigung sorgt ein großzügig dimensionierter Wasserfilter, Innenfilter müssen öfter gereinigt werden als größere Außenfilter. Für ein Aufzuchtaquarium oder ein Männchenbecken empfehle ich den Eheim Ecco pro 300*. Für die größeren Weibchen-Becken rate ich zu einem Eheim professional 4+ 600* oder einem Eheim professional 3 1200 XL*. So ein Filter macht einen regelmäßigen Teilwasserwechsel nicht überflüssig.
Beleuchtung
Die Beleuchtung muss für Zierschildkröten drei Ansprüchen genügen: sichtbares Licht, UV-B-Licht und Wärmestrahlung. Das sichtbare Licht ist für den Tag-Nacht-Rhythmus und den Jahresrhythmus wichtig. Daher sollte den Zierschildkröten viel Licht geboten werden, nicht nur eine Funzel. Das UV-B-Licht benötigen sie für die Produktion von Vitamin D.
Weil alle Wasserschildkröten wechselwarm sind, können sie ihre Körpertemperatur nicht selbst erhöhen, sondern sind auf Wärmezufuhr von außen angewiesen. Daher muss auf dem Sonnenplatz unter der Lampe eine Temperatur von 40 – 45 °C erreicht werden. So können die Zierschildkröten Wärme tanken.
Die beste Lampe für Zierschildkröten ist eine Halogen-Metalldampf-Lampe mit UV-Anteil. Für die Aufzucht einer Gruppe von Jungtieren oder ein einzelnes Weibchen empfehle ich eine 70 Watt-Lampe, zum Beispiel das folgendes Komplett-Set: Lucky Reptile Bright Sun Set Turtle* oder eine ZooMed Powersun HID*. Für ein einzeln gehaltenes Männchen genügt auch eine 50 Watt-Version, zum Beispiel das Lucky Reptile Bright Sun Komplettset 50 Watt*. Pflegt man mehr als eine weibliche Zierschildkröte, so sollte es eine 150 Watt-Lampe sein, die gibt es als SolarRaptor Set*.
Einrichtung
Zierschildkröten benötigen einen großzügigen Schwimmraum, deswegen ist nicht übertrieben viel Einrichtung nötig. Ein paar Steine oder Wurzeln kann man aber zur Strukturierung einbringen. Da Chrysemys picta sich zu einem Teil von Pflanzen ernähren ist eine Bepflanzung des Aquariums nicht sehr erfolgsversprechend.
Auf den Aquarien-Boden kann man eine Schicht Kies oder Sand verteilen, zur einfacheren Reinigung kann man jedoch auch darauf verzichten, dann streiche ich den Aquarienboden von außen dunkel an, so kommt es nicht zu Spiegelungen.
Für Jungtiere und Männchen genügt eine Weidenholzbrücke oder Kork als Landteil. Bei der Aquarienhaltung von geschlechtsreifen Weibchen benötigt man außerdem einen Eiablageplatz.
Temperaturen bei Aquarienhaltung
Die nördlichen Unterarten der Zierschildkröte benötigen für gewöhnlich keinen Heizstab im Aquarium. Die empfohlenen Wassertemperaturen erreicht man meistens ohne problemlos. Die Wassertemperatur schwangt im Jahresrhythmus, am wärmsten ist es im Juli/August mit bis zu 26 °C. Sollte es aufgrund von hochsommerlicher Außentemperatur im Aquarium wärmer werden, so ist es auch nicht schlimm. Nur über 30 °C sollte das Wasser nicht haben. Dann wird es jeden Monat ein paar Grad kälter, im Winter (während der Winterstarre) sind es nur 4- 8 °C, nach der Winterstarre erhöht man Monat für Monat das Wasser um einige Grad, bis man wieder den Hochpunkt im Sommer erreicht hat.
Monat | Licht- Länge | Wasser- Temp. |
Januar | 0 h | 4-8 °C |
Februar | 0h | 4-8 °C |
März | 0 h | 4-8 °C |
April | 6 h | 15-20 °C |
Mai | 10 h | 20 °C |
Juni | 13 h | 23 °C |
Juli | 14 h | 26 °C |
Aug. | 12 h | 25 °C |
September | 8 h | 20 °C |
Oktober | 4/0 h | 17-20 / 10-15 °C |
November | 0 h | 4-8 °C |
Dezember | 0 h | 4-8 °C |
Die Überwinterung kann in einem Keller erfolgen, falls es dort kalt genug sein sollte. Meistens sind die heutigen Keller aber deutlich wärmer. Deswegen empfehle ich die Überwinterung im Kühlschrank. Vor dem Einwintern müssen die Schildkröten eine bis zwei Wochen fasten, da wenn zu viele Futterreste im Magen-Darm-Bereich sind, diese zu einer inneren Vergiftung führen. Wenn die Tiere nicht draußen im Teich waren muss man jetzt beginnen die Temperaturen langsam zu senken und die Beleuchtungsdauer reduzieren, im Teich macht die Natur dies von alleine. Dann kommen die Tiere einzeln in Behälter die eine Panzerbreite bis eine Panzerlänge hoch mit Wasser und etwas Laub gefüllt sind. Zum Auswintern erhöht man langsam die Temperatur auf 20°C und kann die Tiere dann wieder ins Aquarium setzten.
Teichhaltung
Wenn Zierschildkröten größer als 10 cm sind, können sie relativ problemlos im Teich gehalten werden. Auch kleinere Zierschildkröten kann man draußen halten, muss die Anlage dann aber zum Schutz vor Vögeln, Waschbären etc. mit einem Gitter abdecken.
Standort
Um den Zierschildkröten möglichst ideale Bedingungen zu bieten, darf der Teich nicht beschattet werden. Also keine Bäume, Häuser oder große Büsche in der Nähe haben, bzw. nur im Norden des Teiches. So liegt der Teich dann vollsonnig. In etwas Entfernung ergeben jedoch Hecken oder Sträucher durchaus Sinn, denn sie fungieren als Windschutz.
Teichgestaltung
Pro Zierschildkröte empfehle ich ein Wasservolumen von 300 Litern. Für ein Gruppe aus fünf weiblichen Chrysemys picta bedeutet dies also, dass es ein Teich mit 1500 Litern bzw. 1,5 Kubikmetern sein sollte. Natürlich kann er auch größer sein. Je größer der Teich ist, desto bessere Überlebenschancen haben auch die Wasserpflanzen.
Bei der Gestaltung sollte darauf geachtet werden, dass es viele Flachwasserzonen gibt. Als Flachwasserzone gelten Bereiche mit einem Wasserstand von 40 – 60 cm. Dort erwärmt sich das Wasser schneller. Diese Flachwasserzonen sollten zwei Drittel der Teichgrundfläche ausmachen. Der Übergang vom tiefen Bereich in den Flachwasserbereich und von dort weiter zum Ufer sollte flach ansteigend gestaltet werden, damit die Schildkröten bei kalten Temperaturen die Wasseroberfläche laufend erreichen können. Außerdem hat es sich bewährt die Folie griffig zu gestalten, beispielsweise mit einer Ufermatte*.
Bepflanzt werden kann mit kräftigen Teichpflanzen, denen die Zierschildkröten nichts anhaben können, wie z.B. Rohrkolben, Schilf oder die Sumpfdotterblume. Optimal ist es wenn ein Baumstamm vom Land in das Wasser reicht damit sich die Zierschildkröten auf dem Sonnen können. An Land muss für geschlechtsreife Weibchen ein Eiablageplatz mit einem Sand-Erde-Gemisch vorhanden sein.
Umfriedung
Ganz bewusst habe ich diesen Unterpunkt nicht Umzäunung genannt. Denn: Zierschildkröten können klettern, das glaubt man nicht. An an einem Zaun haben sie sich ruck-zuck hochgerangelt und sind dann weg. Insbesondere trächtige Weibchen gehen auf der Suche nach einem Eiablageplatz gerne auf Wanderschaft. Aber auch Männchen auf der Suche nach (anderen) Paarungspartnerinnen. Sind die Schildkröten einmal aus der Anlage raus, schaffen die mehrere Kilometer und kommen für gewöhnlich auch nicht zurück. Gut geeignet sind glatte Mauern oder glatte Bretterwände mit mindestens 60 cm Höhe. Die Umfriedung muss mindestens doppelt so hoch wie die Panzerlänge der größten Schildkröte sein, damit sie nicht ausbrechen können.
Umgewöhnung von Aquarium auf Teich
Hast du deine Zierschildkröten bisher nur im Aquarium gehalten, so kannst du sie nicht einfach im Frühjahr in den Teich werfen. Wenn die Tiere hinausgesetzt werden muss das Wasser im Teich bereits eine Temperatur von 20°C aufweisen und die Luft muss etwas wärmer sein. Ideal ist es, wenn die Temperatur des Teichwassers und des Aquarienwassers gleich sind. Nach KALTER (2012) ist der ideale Zeitpunkt eine warme und sonnige Phase im Juni. Denn dann können sich die Schildkröten auch gut eingewöhnen, bevor im Herbst die Temperaturen wieder sinken.
Teichüberwinterung
Immer wieder hört man von Zierschildkröten die erfolgreich im Gartenteich überwintern, solchen Berichten stehe ich etwas skeptisch gegenüber. Das Verbreitungsgebiet von Chrysemys picta ist sehr groß, Tiere aus dem nördlichen Verbreitungsgebiet können durchaus im Teich überwintern, jedoch weiß man leider sehr selten etwas über die genaue Herkunft der Zierschildkröten. Lässt man dann Zierschildkröten im Teich überwintern so kann man Glück haben, oder halt auch Pech. Wenn die Schildkröten nicht schon im ersten Winter sterben, so kann es auch noch im dritten oder fünften sein, ein gewisses Risiko besteht immer. Das Problem ist nicht vorrangig der lange Winter, sondern die feucht-kalten Übergangszeiten bereiten den Schildkröten Probleme.
Die nördlichen Unterarten der Zierschildkröte sind allen nordamerikanischen Wasserschildkröten noch am besten für die ganzjährige Teichhaltung geeignet. Ich würde sie zur Sicherheit jedoch Anfang November aus dem Teich holen, bei 4-8 °C im Kühlschrank überwintern und erst im Frühling (wenn die Forsythien blühen) wieder in den Teich setzen. Holt man seine Zierschildkröten im November aus dem Teich, so bereitet die Natur sie auf die Überwinterung vor. Man braucht sie nur mit etwas Teichwasser und etwas Laub in den auf etwa 6 °C eingestellten Kühlschrank in Kunststoffdosen setzen. Das war es.
Wichtig bei der Überwinterung von Wasserschildkröten im Gartenteich ist, dass der Teich mindestens 100 cm tief ist und flach ansteigende, gut griffige Wände hat (Teichfolie ist glatt!). In den Übergangszeiten (Frühjahr und Herbst) ist das Wasser nämlich oft so kalt, dass die Wasserschildkröten zu steif zum schwimmen sind. Sie müssen dann die Möglichkeit haben, die Wasseroberfläche laufend zu erreichen. Außerdem muss der Teich vollsonnig liegen und idealerweise auch windgeschützt.
Jahresverlauf in der Natur
In der Natur sind Zierschildkröten in der Regel von März bis Oktober aktiv. Wobei im März die Schildkröten unter der Eisschicht auf dem Wasser beobachtet werden können. Die Inaktivität im Winter beginnt sobald die Temperaturen deutlich unter 20 °C sinken, meistens Mitte September bis Oktober. Grundsätzlich kann die Länge der Überwinterung bis zu sieben Monate betragen (ERNST & LOVICH 2009).
SEXTON (1959) teilt das Jahr der Mittelländischen Zierschildkröten (Chrysemys picta marginata) in Michigan in fünf Saisons auf:
- zeitiges Frühjahr: beginnend mit dem endgültigem Schmelzen des Eises, endend mit dem 25 März oder wenn viele Zierschildkröten aus ihren Überwinterungsorten auftauchen
- Frühling: von 16 März bis 31 Mai, oder wenn die für die Zierschildkröten wichtigen Wasserpflanzen an die Oberfläche wachsen und die meisten Paarungen stattfinden.
- Sommer: vom 1. Juni bis zum 31. August, im Wesentlichen beginnend mit der Eiablagesaison und endend mit der Rückkehr der Zierschildkröten in ihre Winterquartiere.
- Herbst: vom 1. September bis zum 1. Dezember , oder wenn sich eine permanente Eisdecke bildet, es können noch Paarungen stattfinden. Die Zierschildkröten ziehen sich langsam in immer tiefere Wasserschichten zurück.
- Winter: während das Wasser permanent von Eis bedeckt ist. Bevor sich das Eis bildet ist die Aktivität gering. Gegen Frühjahr wandern die Zierschildkröten schon in höhere Wasserschichten.
Gruppenhaltung
Zierschildkröten sind Einzelgänger. Daher ist die Haltung einer einzelen Zierschildkröte kein Fehler, sondern sogar zu empfehlen. Vor dem Einsetzen der Geschlechtsreife sind Zierschildkröten recht friedlich und verträglich. Daher kann man sie ruhig gemeinsam aufziehen. Die Probleme normalerweise erst mit der Geschlechtsreife los.
Männliche Zierschildkröten sind untereinander sehr aggressiv. Werden zwei Männchen gemeinsam in einem Aquarium oder Teich gehalten, so beißen sie sich immer. Daher: nie zwei männliche Zierschildkröten gemeinsam halten! Auch sollten Männchen nicht gemeinsam mit weiblichen Zierschildkröten gehalten werden. Im Aquarium ist nie genug Platz zur gemeinsamen Haltung. Die ständigen Paarungsversuche der männlichen Chrysemys picta stressen die Weibchen nur unnötig. Selbst in großen Teichen kann es Probleme geben, wenn das Männchen ständig mit den Weibchen gemeinsam in einer Anlage gepflegt wird. Es ist sinnvoll eine zweite Teichanlage für das Männchen anzulegen. Unterm Strich: Männliche Zierschildkröten sollte man allein halten.
Männchen hält man am besten einzeln. Bei Weibchen kann eine Gruppenhaltung funktionieren.
Mehrere weibliche Zierschildkröten zusammen zu halten, klappt meistens, aber nicht immer. Damit eine Gruppenhaltung erfolgreich ist, ist es sinnvoll mindestens vier weibliche Chrysemys picta gemeinsam zu halten. So verteilen sich Zankereien unter den Wasserschildkröten etwas besser. Trotzdem muss man immer im Hinterkopf haben, dass eventuell eine Trennung nötig ist. Anzeichen, dass du die Wasserschildkröten trennen musst, sind beispielsweise Beißereien. Aber auch wenn sich ein Tier ausgiebig und ausschließlich sonnt, dann ist es ein Zeichen für Stress in der Gruppe, denn es flüchtet an Land um nicht gemobbt zu werden. Natürlich kann es aber auch ein Zeichen für eine Erkrankung sein. Außerdem musst du darauf achten, dass auch immer alle Schildkröten fressen. Im Zweifel ist es immer besser ein Weibchen aus der Gruppe zu nehmen und separat zu pflegen.
Pflegt man verschiedene Unterarten der Zierschildkröte gemeinsam, so ist es grundsätzlich kein Problem. Nur die Rückenstreifen-Zierschildkröte (Chrysemys picta dorsalis) sollte man nicht gemeinsam mit den nördlichen Unterarten (Chrysemys picta picta, Chr. p. bellii und Chr. p. marginata) pflegen, da sie andere Temperaturen benötigt. Setzt man zur Paarung ein Männchen hinzu, so muss man die Schildkröten jedoch nach Unterart trennen, da es sonst zu Mischlingen kommen kann. Mit anderen Wasserschildkröten-Arten kann man Zierschildkröten nur gemeinsam halten, wenn sie von den Temperaturen, von der Beckengestaltung und von der Ernährung her ähnliche Ansprüche haben. Möglich ist beispielsweise die Falsche Landkarten-Höckerschildkröte (Graptemys pseudogeographica pseudogeographica). Aber man muss bei der Vergesellschaftung verschiedener Arten genau schauen, dass es keinen Stress untereinander gibt. Im Zweifel müssen die Schildkröten getrennt werden.
Ernährung in der Natur
Zierschildkröten sind klassische Gemischtköstler, sie fressen etwa zur Hälfte Pflanzen und zur anderen Hälfte tierisches Futter. Dabei ist die Zierschildköte ein omnivorer Generalist wie er im Buche steht: fast alle Arten von Pflanzen und Tieren, lebend oder tot, die man in Gewässern finden kann werden gefressen.
Von allen Nahrungsbestandteilen waren Algen in der Studie von PIERCE (1992) am meisten vertreten, insgesamt ergab sich folgendes Bild:
Algen | 36 % |
Pflanzen | 12 % |
Fisch | 25 % |
Weichtiere | 18 % |
Käfer | 6 % |
Zweiflügler | 3 % |
In einer Studie von KNIGHT & GIBBONS (1968) wurde für die Zierschildkröte ein Pflanzenanteil von 31,6-38,7 % gefunden. Dabei machten Grünalgen (der Gattungen Spirogyra und Mougeotia) den Großteil der pflanzlichen Nahrung aus, es wurden aber auch Wasserpflanzen verzehrt. An tierischen Futter wurden vor allem Mückenlarven, Wasserflöhe und Schnecken gefunden, aber auch diverse Insekten.
Zierschildkröten beginnen in der Regel ab einer Wassertemperatur von 15 °C zu fressen (ERNST & LOVICH 2009).
Betrachtet man verschiedenste Studien, so kann der Pflanzenanteil bei der Zierschildkröte zwischen 30 und 50 % liegen, wobei der Anteil pflanzlicher Nahrung sinkt, je weiter nördlich die Zierschildkröten vorkommen. Da für die Verdauung von Pflanzen höhere Temperaturen nötig sind, ist das auch logisch. So verwundert es nicht, dass für die Zierschildkröte mit dem südlichsten Verbreitungsgebiet, der Rückenstreifen-Zierschildkröte (Chrysemys picta dorsalis) von einem Pflanzenanteil bis zu 88 % berichtet wird (ERNST & LOVICH 2009).
Fütterung
Es gibt für Wasserschildkröten Futtersticks zu kaufen. Diese sind eine gute Ergänzung, vor allem um Vitamine in die Zierschildkröten zu bekommen. Aber sie sollten nicht ausschließlich gefüttert werden. Ich empfehle Sticks mit hohem Vitamin A-Gehalt, zum Beispiel sera reptil Professional carnivor*. Ein gutes Pellet-Futter für Zierschildkröten ist zudem Turtle Adult Nature* von Sera, insbesondere wenn die Zierschildkröten Pflanzen als Futter nicht so gut annehmen. Es enthält mehr Rohfaser als andere Wasserschildkrötensticks, unter anderem durch die enthaltenen Wasserlinsen.
Die Auswahl an tierischen Futtermitteln ist groß. Es können die verschiedensten Würmer, Bachflohkrebse (Gammarus), Ameisenpuppen, Larven, Regenwürmer, Heuschrecken, kleine Süßwasserfische, Fischstückchen etc. verfüttert werden. Mehlwürmer und Zophobas sollten nur sehr selten verfüttert werden. Viele geeignete Futtermittel stelle ich dir in der Ernährungs-Rubrik vor, du hast die Wahl zwischen getrockneten Futtertieren, Frostfutter und Lebendfutter. Dabei gilt die Devise: je mehr Abwechslung, desto besser!
Zur Kalzium-Versorgung muss immer ein Stück Sepia im Aquarium schwimmen.
Sehr wichtig ist auch die Fütterung von Grünfutter, es sollte etwa 50 % der Nahrung ausmachen. Erste Wahl sind natürlich diverse Wasserpflanzen, wie Wasserpest und Entengrütze. Stehen nicht genügend Wasserpflanzen zur Verfügung, so sind auch Wildkräuter (wie Löwenzahn) und Salate geeignet. Um eine ausreichende Vitamin A-Versorgung zu gewährleisten empfehle ich einmal wöchentlich geriebene Möhre zu füttern.
Geschlechtsbestimmung
Männliche Zierschildkröten haben einen längeren und dickeren Schwanz als Weibchen. Weitere Hinweise und Fotos gibt es auf der Seite Geschlechtsbestimmung bei Zierschildkröten.
Zucht
Männliche Zierschildkröten erreichen mit einer Panzerlänge von 7-9,5 cm die Geschlechtsreife. Weibchen mit 9,7-12,8 cm (ERNST & LOVICH 2009).
Nach MOLL (1973) haben Chrysemys picta bellii in der Natur durchschnittlich 9-12 Eier pro Gelege, sie haben meistens aber nur ein bis zwei Gelege pro Jahr. Für die anderen Unterarten ergibt sich folgendes Bild:
Eier/Gelege | Gelege/Jahr | |
picta | 5-11 | 1-2 |
bellii | 3-20 | 1-3 |
dorsalis | 1-6 | 1-5 |
marginata | 2-7 | 1-2 |
Insbesondere in den nördlichen Teilen des Verbreitungsgebietes und bei spät abgesetzten Gelegen überwintern Zierschildkröten im Nest. Die Schlüpflinge sind bei Einsetzen des Winters einfach noch nicht so weit, dass sie an die Oberfläche kommen. Diese Schildkröten überwintern dann im Ei selbst oder in der Eigrube. Weil Zierschildkröten ihre Eier gewöhnlich nicht tiefer als 12 cm vergraben, sind die Schlüpflinge dabei sogar Frost ausgesetzt. Sie halten Temperaturen bis zu -11 °C aus, erst bei -18,2 °C gefrieren die Körperflüssigkeiten in den Schlüpflingen (ERNST & LOVICH).
Das Geschlecht der Jungtiere hängt von der Inkubationstemperatur ab. Bei einer Inkubationstemperatur zwischen 21,5 und 27 °C entwickeln sich in den Eiern Männchen. Liegt die Bruttemperatur zwischen 29-32 °C schlüpfen Weibchen (ERNST & LOVICH 2009). Weitere Details zum Ausbrüten gibt es auf der Seite Eier ausbrüten.
Aufzucht
Nach dem Schlupf sind die Zierschildkröten um die 25 mm groß und wiegen etwa 3 Gramm. Die Schlüpflinge werden so lange im Inkubator gelassen bis sich ihr Dottersack komplett resorbiert hat. Danach sind die Zierschildkröten in ein Aufzuchtsaquarium zu setzten, welches zur besseren Reinigung einfach aufgebaut ist: wichtig ist ein einfach zu erklimmender Landteil mit einem Wärmespot (40°C im Zentrum), Der Wasserstand sollte 10 cm betragen und je mehr die Zierschildkröten wachsen erhöht werden. Die Wassertemperatur sollte in den ersten Monaten tags 28°C und nachts 25°C betragen. Ein regelmäßiger Wasserwechsel ist zum gesunden Wachstum ebenso nötig wie UV-Bestrahlung. Sehr wichtig ist eine tägliche abwechslungsreiche und ausgewogene Fütterung der Schlüpflinge. Sie fressen unter Umständen am Anfang nur Lebendfutter, wie Mückenlarven (alle „Farben“), kleine Regenwürmer, Wasserflöhe und Tubifex. Aber auch pflanzliche Nahrung, wie Wasserlinsen oder Salat, wird schon zu Beginn des Lebens gefressen.
Buchtipps
Schmuckschildkröten: halten & pflegen, beobachten & verstehen* von Xaver Wapelhorst, aus dem Kosmos-Verlag. Auch wenn der Titel Schmuckschildkröten lautet, werden in diesem Buch auch die Zierschildkröten behandelt, denn sie gehören zur Unterfamilie der Schmuckschildkröten-Artigen. Auf dem Cover ist auch eine Westliche Zierschildkröte zu sehen. Das Buch bietet eine sehr praxisnahe Haltungsanleitung, inkl. einer guten Überwinterungs-Anleitung.
Freilandanlagen für Wasser- und Sumpfschildkröten* von Günter Kalter, aus dem Chimaira-Verlag. Dieses Buch ist ein Muss, wenn man seine Zierschildkröten im Gartenteich pflegen möchte. Es behandelt vom Teichbau, über die Pflegemaßnahmen des Teiches und die im Jahresverlauf nötigen Arbeiten auch die verschiedenen Zierschildkröten-Unterarten.
Zierschildkröten* von Andreas S. Hennig, aus dem Natur und Tier-Verlag. Für jede:n Halter:innen von Zierschildkröten ist dieses Buch zu empfehlen. Es wird ausführlich jede Unterart beschrieben. Der Haltungsteil ist sehr ausführlich, aber nicht unbedingt auf dem neuesten Stand.
Links
https://www.schildkroetenteiche.de/marginata_dok.htm Informationen zur Mittelländischen Zierschildkröte
https://www.horsfieldii-richter.de/arten/chrysemys-picta/picta-picta/ Informationen zu Chrysemys picta picta
Literatur
ERNST C., LOVICH J. & BARBOUR R. (1994): Turtles of the United States and Canada.- Washington (Smithsonian Books), 578 S.
KALTER G. (2006): Haltung, Aufzucht und Nachzucht der Mittelländischen Zierschildkröte Chrysemys picta marginata.- Testudo (SIGS), 15 (1): 5-25.
KALTER, G. (2012): Freilandanlagen für Wasser- und Sumpfschildkröten. – Frankfurt am Main (Chimaira-Verlag), 175 S.
Knight, A. W., & Gibbons, J. W. (1968). Food of the painted turtle, Chrysemys picta, in a polluted river. – American Midland Naturalist, S. 558-562.
MÜLLER V., SCHMIDT W. (2002): Schildkröten im Gartenteich.- Münster (Natur- und Tierverlag), 112 S.
MÜLLER, M. (1996): Handbuch ausgewählter Klimastationen der Erde. – Trier (Forschungsstelle Bodenerosion der Universität Trier Mertesdorf [Ruwertal] 5) 400S.
SEXTON, O. J. (1959): Spatial and temporal movements of a population of the painted turtle, Chrysemys picta marginata. – Ecological Monographs, 29(2), S. 113-140.
OBST, F. J. (1985): Schmuckschildkröten. – Wittenberg Lutherstadt: Ziemsen, 127 S.
PIERCE, L. (1992). Diet content and overlap of six species of turtle among the Wabash River. – Masters Thesis, Eastern Illinois University (Charleston, Illinois), 62 S.
Moll, E. O. (1973). Latitudinal and intersubspecific variation in reproduction of the painted turtle, Chrysemys picta. – Herpetologica, 307-318.
VETTER, H. (2004): Turtles of the World Vol. 2 North America. Edition Chimaira/Verlag ACS GmbH (AQUALOG), 127S.
WAPELHORST, X. (2005): Zierschildkröte Chrysemys picta. – ATinfo, Steyer, 23 (11): 151-152