Geschlechtsbestimmung bei Dosenschildkröten (Terrapene)

Zur Geschlechtsbestimmung müssen Dosenschildkröten mindestens acht Zentimeter Panzerlänge haben, vorher sehen alle Exemplare aus wie Weibchen. Wirklich sicher ist die Bestimmung aber erst wenn die Schildkröten noch größer sind. Am sichersten ist die Unterscheidung erst möglich, wenn die Schildkröten geschlechtsreif sind. In der Natur kann das durchaus zehn Jahre dauern. In Terrarien-Haltung werden Dosenschildkröten jedoch früher geschlechtsreif, Männchen oftmals schon mit vier Jahren, Weibchen mit fünf bis sieben Jahren.

Die hier aufgeführten Merkmale sind alle nicht immer eindeutig. Zudem gibt es deutliche Unterschiede zwischen den ganzen Unterarten der Dosenschildkröten. Daher sollte man sich nie auf ein einziges Merkmal verlassen, sondern auf eine Kombination der Merkmale setzen. Wenn man zwei gegengeschlechtliche Dosenschildkröten zum Vergleichen hat ist es außerdem einfacher die Unterschiede zu sehen, als wenn man nur ein Exemplar oder nur ein Geschlecht hat.

Farbenpracht

Männchen sind oftmals viel farbenprächtiger als weibliche Dosenschildkröten. Insbesondere bei den östlichen Unterarten von Terrapene carolina, also Dreizehen-Dosenschildkröte (Terrapene carolina triunguis) und Carolina-Dosenschildkröte (Terrapene carolina carolina).

Erwachsene Männchen der Riesen-Dosenschildkröte (Terrapene carolina major) können einen Fleck oder ausgedehnte weiße Flecken an den Seiten des Kopfes und auf dem Kopf haben.

Männliche Schmuck-Dosenschildkröten (Terrapene ornata) haben oft grünliche oder gelbliche Köpfe, wohingegen die Köpfe der Weibchen meistens braun sind. Der Kopf von Dreizehen-Dosenschildkröten (Terrapene carolina triunguis) manchmal dunkelrot, in Einzelfällen bläulich.

Bei Tropfen-Dosenschildkröten (Terrapene nelsoni) haben Männchen keine Punkte an Kopf und Vorderbeinen, Weibchen hingegen schon.

Weibliche Yucatán-Dosenschildkröte (Terrapene carolina yucatana) haben normalerweise hellbraune Gliedmaßen und Köpfe, manchmal gelb bis braun. Männchen haben jedoch weiße Köpfe, die blaue oder rosa Flecken haben. Der Rückenpanzer von männlichen Terrapene c. yucatana ist dunkler und hat manchmal einen rötlichen Schwimmer. An der Unterseite des hinteren Rückenpanzers gibt es rot-braune Flecken bei Männchen.

Augenfarbe

Männliche Dosenschildkröten haben oft leuchtend rote oder orange Augen. Die Weibchen haben eher braune oder gelb-braune Augen, und wenn sie rote Augen haben, ist es ein dunkleres Rot als bei den Männchen. Abhängig von der genauen Herkunft der Schildkröten (bzw. deren Elterntieren) gibt es allerdings Unterschiede. Bei Schmuck-Dosenschildkröten (Terrapene ornata) treffen die Unterschiede der Augenfarbe oft, aber nicht immer zu.

Rote Augen bei einer männlichen Carolina-Dosenschildkröte (Terrapene carolina carolina)

Bei Wasser-Dosenschildkröten (Terrapene coahuila) haben die Männchen braune Augen, während Weibchen eine gelbliche Iris haben.

Bei Weibchen der Florida-Dosenschildkröte sind die Augen nur ein bisschen heller als bei Männchen

Bei Florida-Dosenschildkröten (Terrapene carolina bauri) und Yucatán-Dosenschildkröten (Terrapene carolina yucatana) helfen die Augen nicht bei der Geschlechtsbestimmung.

Schwanz

Männchen von Dosenschildkröten haben längere, dickere Schwänze als die Weibchen. Die Kloake der Männchen ist weiter vom Körper entfernt als der des Weibchens. Dieses Merkmal ist bei Dosenschildkröten allerdings nicht sehr eindeutig, da die Unterschiede zwischen den Geschlechtern nur gering sind.

Schwanz und Krallen an den Hinterbeinen bei einem Weibchen der Florida-Dosenschildkröte
Schwanz und Krallen an den Hinterbeinen bei einem Männchen der Florida-Dosenschildkröte

Krallen

An den Hinterbeinen haben männliche Dosenschildkröten Krallen die kürzer, dicker und stärker gekrümmt sind, als bei Weibchen. Bei Dreizehen-Dosenschildkröten (Terrapene carolina triunguis) dreht sich die innere Kralle an den Hinterbeinen zudem nach innen. Auch bei Schmuck-Dosenschildkröten (Terrapene ornata) und Wasser-Dosenschildkröten (Terrapene coahuila) haben die Männchen eine stark gekrümmte innere Kralle an den Hinterbeinen. Diese gekrümmte Kralle nutzen männliche Dosenschildkröten um sich während der Paarung am Rückenpanzer des Weibchen einzuhaken.

Bauchpanzer

Der Bauchpanzer von männlichen Dosenschildkröten ist oftmals konkav, also eingedellt. Diese Delle am Bauchpanzer erleichtert die Paarung von Dosenschildkröten, damit die Männchen nicht so leicht von den Weibchen abrutschen. Der Bauchpanzer von weiblichen Dosenschildkröten hingegen ist flach. Auch das hat einen Sinn, so ist nämlich im Panzer mehr Platz für Eier.

Flacher Bauchpanzer bei einer weiblichen Florida-Dosenschildkröte
Eingedellter Bauchpanzer bei einer männlichen Florida-Dosenschildkröte

Dieses Merkmal ist bei Dreizehen-Dosenschildkröten (Terrapene carolina triunguis) nicht so stark ausgeprägt, da haben auch Männchen oft recht flache Bauchpanzer. Auch bei der Yucatán-Dosenschildkröte (Terrapene carolina yucatana) und Schmuck-Dosenschildkröten (Terrapene ornata) ist der Bauchpanzer der Männchen nur ganz leicht konkav.

Panzerlänge

Männliche Dosenschildkröten sind oft größer als Weibchen. Dies ist jedoch kein sicheres Merkmal, denn es könnte sich schließlich auch um ein Exemplar handeln welches jünger ist und noch wächst. Bei gleicher Panzerlänge sind weibliche Dosenschildkröten aber oft schwerer als ihre männlichen Artgenossen.

Eine Ausnahme gibt es auch noch: Bei Schmuck-Dosenschildkröten (Terrapene ornata) werden Weibchen oftmals größer als Männchen.

Bruttemperatur

Bei Jungtieren von Dosenschildkröten kann man das Geschlecht noch nicht erkennen, aber das Geschlecht ist abhängig von der Bruttemperatur. Wenn man also die Bruttemperatur kennt, so kann man eine Vorhersage machen, welches Geschlecht die Jungtiere haben werden.

Bei Dosenschildkröten schlüpften fast ausschließlich Männchen, wenn die Eier konstant bei 25 °C bebrütet wurden. Bei einer Bruttemperatur von 30 °C hingegen schlüpfen fast ausschließlich Weibchen.

Literatur

Auer, M. (2019): Erst zu wenig dann zu viel – Geschlechtsbestimmung bei Terrapene coahuila. – Radiata 28 (2), S. 20-28.

Ernst, C. H. & J. E. LOVICH (2009): Turtles of the United States and Canada – Second Edition. – The John Hopkins University Press (Baltimore): 827 S. *

Dodd, C. K. (2001): North American Box turtles: A natural history. – University of Oklahoma Press (Norman): 231 S.*

Franklin, C. J. & D. C. Killpack (2009): The Complete North American Box Turtle. – ECO Herpetological Publishing & Distribution (Rodeo): 242 S.