Vitamin E (Tocopherol) bei Schildkröten

Vitamin E wurde 1922 ursprünglich als „Fruchtbarkeitsvitamin“ als notwendiger Faktor bei der Vermehrung von Ratten entdeckt und die Struktur des α-Tocopherols 1938 aufgeklärt.

Das Vitamin E wird auch α-Tocopherol (Alpha-Tocopherol) genannt. Es schützt als biologisches Antioxidans die Zellen gegen freie Radikale und gehört zu den fettlöslichen Vitaminen. Für den Transport ist kein Carrier nötig. Die Ausscheidung findet mit der Galle statt, teilweise als wasserlösliche Form auch mit dem Urin. Der Körper kann es in Fettgewebe, Leber und Muskeln speichern.

Viele ungesättigte Fettsäuren sind empfindlich gegen Autooxidation, zudem auch Beta-Carotin und Vitamin A. Vitamin E wirkt dem entgegen und oxidiert dabei zu Tocochinon. Zudem ist der Membranschutz eine wichtige Aufgabe von Vitamin E, da in den Membranen des Körpers viele oxidationsempfindliche Fettsäuren vorkommen. Für den Proteinstoffwechsel in Lysosomen spielt Vitamin E auch eine Rolle. Für die Stärkung des Immunsystems und gegen die biologischen Auswirkungen von Stress ist Vitamin E ebenso nötig.

Das wichtigste Vitamin E ist α-Tocopherol, es hat die höchste biologische Aktivität. Daneben gibt es eine β-, γ- und δ-Form (beta, gamma und delta-Form).

Vitamin E kann sich regenerieren, zum einen durch Vitamin C und zum anderen durch das Glutathionsystem mit dem selenhaltigen Enzym Glutathionperoxidase. Daher wird der Vitamin-E-Bedarf auch durch die Versorgung mit dem Spurenelement Selen beeinflusst.

Vitamin E und Schildkröten

Anhang des Wachstums von jungen Chinesischen Weichschildkröten wurde bei ihnen ein Vitamin E-Bedarf von 88 mg/kg Futter ermittelt (HUANG & LIN 2004). Blickt man zusätzlich auf das Immunsystem (Phagozytose der Blutzellen und bakterizide Aktivität des Serums), so sieht man bei 250-500 mg Vitamin E pro kg Futter positive Effekte (ZHOU et al. 2005). Neben den positiven Effekten auf das Immunsystem führt eine Versorgung mit Vitamin E auch dazu, dass die Auswirkungen von Stress gemildert werden (ZHOU et al. 2004, XIANQING et al. 2003).

Bei 90 mg Vitamin E pro kg Futter beträgt der Selen-Bedarf von Chinesischen Weichschildkröten 8,6 mg/kg Futter (LIN & HUANG 2010).

Bei Meeresschildkröten führt ein Mangel an Vitamin E zu Fettgewebsentzündungen (Statitis) (TURNER et al. 2021).

Vorkommen von Vitamin E

Die besten Quellen für Vitamin E sind pflanzliche Öle, es kommt in Getreide, Sojabohnen und Nüssen reichlich vor. Das sind aber natürlich nicht gerade typische Futtermittel für Schildkröten. Tiere und Menschen können Tocopherol nicht selbst herstellen.

Futtermittelα-Tocopherol in mg/kg TS
Löwenzahn229
Petersilie199
Golliwoog184
Tintenfisch126
Kopfsalat99,5
Barsch73,2
Forelle71,7
Lachs63,8
Feldsalat62,5
Auster50,0
Hühnerherz46,7
Miesmuschel44,6
Hering39,9
Möhre37,3
Heilbutt35,6
Schweineherz31,1
Rinderleber25,3
Schweineleber21,4
Flunder19,4
Rinderherz13,9
Hühnerleber13,5
α-Tocopherol-Gehalt verschiedener Futtermittel (SOUCI et al. 2016), Golliwoog nach Daten des Produzenten

Zum Vergleich, die als Vitamin-E-reich geltenden Haselnüsse enthalten 274 mg α-Tocopherol/kg TS.

Tocopherolmangel

Bei einer unzureichenden Versorgung mit Vitamin E kommt es eher zu unspezifischen Symptomen, wie beispielsweise Muskelschwäche. Vitamin-E-Mangel kann auch mit Alterungsprozessen, Herz- und Gefäßkrankheiten und Augenkrankheiten in Zusammenhang stehen.

Überdosierung von Vitamin E

Eine zu große Zufuhr von Vitamin E führt NICHT zu Symptomen einer Überdosierung.

Literatur

Huang, C. H., & W. Y. Lin (2004): Effects of dietary vitamin E level on growth and tissue lipid peroxidation of soft‐shelled turtle, Pelodiscus sinensis (Wiegmann). – Aquaculture Research, 35(10), S. 948-954.

Lin, Y. J., & C. H. Huang (2010): Effects of dietary selenium and vitamin E on glutathione peroxidase activities in soft-shelled turtle, Pelodiscus sinensis. – In Program & Abstracts of the 14th International Symposium on Fish Nutrition & Feeding.

Souci, S. W., W. Fachmann & H. Kraut (2016): Die Zusammensetzung der Lebensmittel, Nährwert-Tabellen. – MedPharm Scientific Publishers, 1262 S.

Turner, R. C., C. J Innis, B. A. Stacy, J. A. Hernandez, R. C. Hill, K. C. Scott, S. Frasca, M. M. Garner, R. E. Burns, M. D. Arendt, J. Brisson, T. M. Norton, S. R. Williams, A. Kennedy, A. B. Alexander & N. I. Stacy (2021): Steatitis in Cold-Stunned Kemp’s Ridley Sea Turtles (Lepidochelys kempii). – Animals, 11(3), 898.

Xianqing, Z., N. Cuijuan & S. Ruyong (2003): Effects of vitamin E on growth, liver vitamin E and serum cortisol level in juvernile soft-shelled turtles (Pelodiscus sinensis). – Dong wu xue bao.[Acta Zoologica Sinica], 49(1), S. 40-44.

Zhou, X., C. Niu & R. Sun (2004): The effects of vitamin E on antiacid stress ability in juvenile soft-shelled turtles (Pelodiscus sinensis). – Comparative Biochemistry and Physiology Part C: Toxicology & Pharmacology, 137(4), S. 299-305.

Zhou, X. Q., C. J. Niu & R. Y. Sun (2005): The effects of vitamin E on non-specific immune response of the juvenile soft-shelled turtle Pelodiscus sinensis. – Fisheries Science, 71(3), S. 612-617.