Rotbauch-Spitzkopf-Schildkröten, Emydura subglobosa

In älterer Literatur wird diese Art als Emydura albertisii oder Emydura australis subglobosa bezeichnet, inzwischen veralterte Namen für die selbe Art.

Du suchst eine schwimmaktive, farbenprächtige Wasserschildkröte die keine Überwinterung benötigt? Dann ist die Rotbauch-Spitzkopf-Schildkröte ideal für dich!

Die meisten Wasserschildkröten auf dieser Homepage gehören zu den Halsbergern, sie ziehen ihren Kopf in den Panzer ein. Anders hingegen die Rotbauch-Spitzkopf-Schildkröte, sie ist ein Halswender. Der Kopf kann nicht eingezogen werden sondern wird s-förmig angelegt.

Erwerb

Gelegentlich werden Rotbauch-Spitzkopfschildkröten im Zoohandel angeboten. Bei den im Zoogeschäft angebotenen Exemplaren handelt es sich in der Regel um europäische Nachzuchten. Empfehlenswerter ist jedoch der Kauf bei einem Züchter dieser schönen Schildkröte. Da diese Wasserschildkröte vergleichsweise leicht nachzuziehen ist gibt es ein paar Züchter.

Rotbauch-Spitzkopfschildkröte mit typischer Gesichtszeichnung

Verbreitung & Unterarten

Zwei Unterarten werden anerkannt: Emydura subglobosa subglobosa (KREFFT, 1876) und Emydura subglobosa worrelli (WELLS & WELLINGTON, 1985).

Die Nominatform Emydura subglobosa subglobosa kommt im südlichen West-Neuguinea (Indonesien), im südlichen Papua Neuguinea vor. Bei den in Europa gepflegten Tieren handelt es sich in der Regel um Tiere deren Vorfahren aus Neuguinea stammen. Es gibt aber im nördlichen Queensland (Jardine River und seine Zuflüsse) auch noch Rotbauch-Spitzkopfschildkröten der Nominatform.

Der namensgebende rote Bauchpanzer von Emydura subglobosa subglobosa

Die weniger farbenprächtige und so gut wie gar nicht in Europa gepflegte Unterart Emydura subglobosa worrelli kommt in Nördlichen Territorium und im nordwestlichen Queensland in Australien vor. Diese Unterart hat einen gelblichen Bauchpanzer und bekommt als ausgewachsenes Tier breitere Köpfe.

Größe

Männchen erreichen 20 cm Panzerlänge, Weibchen werden mit 26 cm etwas größer. Die im Jardin River vorkommenden Exemplare werden nicht ganz so groß, wie ihre Artgenossen aus Neuguinea. Im Jardin River werden Weibchen im Schnitt 18,6 cm groß und erreichen maximal eine Panzerlänge von 22,5 cm. Die Männchen dort werden maximal 18,5 cm groß, erreichen im Schnitt aber nur 14 cm Panzerlänge.

Links eine weibliche Rotbauch-Spitzkopf-Schildkröte und rechts ein Männchen

Aquarium

Das Aquarium für diese mittelgroß werdende Wasserschildkröte sollte mindestens eine Länge von 150 cm aufweisen, Jungtiere können anfangs in kleineren Becken untergebracht werden. Da es sich um ausgiebige Schwimmer handelt sollte der Wasserstand so hoch wie möglich gewählt werden, mindestens jedoch der doppelten Panzerlänge der größten gepflegten Schildkröte entsprechen.

Sauberes Wasser ist für diese Wasserschildkröte sehr wichtig, es sollte daher über einen großzügig dimensionierten Außenfilter oder einen guten Innenfilter, wie dem Hamburger Mattenfilter, gefiltert werden. Ein regelmäßiger Wasserwechsel ist jedoch auch bei dem besten Filter nötig, etwa alle zwei Wochen die Hälfte des Wassers sollte es sein. Zur Beheizung des Wassers sind Heizstäbe aus dem Zoohandel geeignet.

Die Einrichtung kann einfach gehalten werden. Etwas Sand als Bodengrund und ein paar wenige Steine oder Wurzeln zur Strukturierung genügen. Denn Rotbauch-Spitzkopf-Schildkröten schwimmen viel und gerne.

Junge Rotbauch-Spitzkopfschildkröte (Emydura subglobosa) im Aquarium

Landteil

Für den Landteil gibt es verschiedene Möglichkeiten, am einfachsten ist ein frei schwimmendes Stück Kork. Besser ist eine Zierkorkröhre, welche man zwischen der Front- und Rückscheibe einklemmen kann. Diese Landteile nehmen keinen Schwimmraum weg, unter dem Landteil können die Schildkröten hindurchschwimmen. Auch ein Steinaufbau ist als Landteil geeignet nimmt aber viel Schwimmraum weg. Der Sonnenplatz muss unbedingt trocken sein, so dass beim Sonnen auch der Bauchpanzer der Wasserschildkröte abtrocknen kann. Wenn geschlechtsreife Weibchen gepflegt werden ist auch ein Eiablageplatz erforderlich, dieser kann aus einer Wanne, gefüllt mit einem Sand-Erde-Gemisch, bestehen. Die Wanne wird in das Aquarium eingehängt oder auf einen Steinaufbau im Aquarium gestellt, die Wanne muss über eine Lauframpe erreichbar sein.

In der Natur sonnen sich diese Wasserschildkröten vor allem auf ins Wasser gefallenen Bäumen und auf ins Wasser ragenden Wurzeln.

Auch Rotbauch-Spitzkopf-Schildkröten sonnen sich gelegentlich und benötigen ein Landteil, hier ein sonnendes Männchen

Beleuchtung

Auch wenn oftmals behauptet wird die Rotbauch-Spitzkopfschildkröte bräuchte keinen Sonnenplatz da sich die Tiere eh nicht sonnen würden, kann ich dies nicht bestätigen. Bei mir sonnten sich Tiere aller Altersklassen und beiderlei Geschlechts gelegentlich. Sie sonnen sich lange nicht so oft wie dies beispielsweise Schmuckschildkröten tun, aber sie tun es. Am häufigsten sonnen sich Weibchen die kurz vor der Eiablage stehen.

Man sollte unbedingt einen Sonnenplatz anbieten auf dem etwa 40-45°C mittels einer HQI oder eines Spots erreicht werden.

Diese Art ist nicht sehr anspruchsvoll was die Beleuchtung betrifft, eine Beleuchtung mit einer HQI ist nicht unbedingt erforderlich. Aber dennoch empfehlenswert. Ich empfehle folgendes HQI-Komplett-Set: Lucky Reptile Bright Sun Set Turtle*. Mit dieser Lampe hat man alle drei Bedürfnisse abgedeckt: Wärme, Licht und UV-Strahlung.

Eine Beleuchtung mit Leuchtstoffröhren ist auch möglich. Dazu befestigt man über dem Aquarium eine Leuchtstoffröhre. Diese sollte einen UV-Anteil haben und muss halbjährlich gegen eine neue ersetzt werden, da der UV-Anteil nachlässt. Zur Wärmeregulation der Schildkröte wird noch ein Spotstrahler installiert, auch hier genügen Spots aus dem Baumarkt vollkommen.

Gruppenhaltung

Die Rotbauch-Spitzkopf-Schildkröte gilt als eine verträgliche Wasserschildkröten-Art und es können mehrere Tiere in einem Becken meist problemlos gemeinsam gepflegt werden. Doch sollte auch bei dieser Art auf ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis geachtet werden, das heißt auf ein Männchen sollten mindestens zwei Weibchen kommen. Doch bestätigen Ausnahmen ja bekanntlich die Regel: sollten sich die Schildkröten nicht vertragen, und sich beispielsweise ständig durch das Becken jagen oder sich gegenseitig in den Nacken beißen, müssen die Tiere getrennt werden. Es ist sowohl bei Weibchen als auch bei Männchen die Haltung eines Einzeltieres problemlos möglich, diese Wasserschildkröten sind nicht auf Gesellschaft angewiesen. Eine gemeinsame Haltung mit anderen Arten ist abzulehnen.

Rückenpanzer einer Emydura subglobosa subglobosa

Ernährung

Die Rotbauch-Spitzkopfschildkröte ist ein Gemischtköstler dem die ganze Palette an tierischen Futtermittel geboten werden kann, doch sollten auch pflanzliche Futtermittel regelmäßig auf dem Speiseplan stehen. Der Schwerpunkt liegt jedoch ganz klar bei den tierischen Futtermitteln.

Meine Rotbauch-Spitzkopf-Schildkröten bekommen regelmäßig Schildkrötenpudding der einen hohen Anteil pflanzlicher Bestandteile hat, weil sie ansonsten nicht so gerne pflanzliche Nahrung zu sich nehmen.

Neben dem Schildkrötenpudding fressen diese Wasserschildkröten auch gerne Bachflohkrebse, diverse Mückenlarven, Insekten (wie Grillen) und Schildkrötensticks.

Der Kopf von Rotbauch-Spitzkopfschildkröten hat eine herrliche Zeichnung

Temperatur & Winterruhe

Im natürlichen Verbreitungsgebiet dieser Wasserschildkröte wird es nicht so kalt dass sie eine Winterruhe halten würde. Daher benötigt sie auch in Heimtierhaltung keine, vielmehr noch, es würde ihr sogar schaden sie im Winter Temperaturen von unter 20°C auszusetzen.

Aufgrund ihres Wärmebedürfnisses ist die Rotbauch-Spitzkopfschildkröte nicht zur Teichhaltung geeignet.

Im natürlichen Verbreitungsgebiet (Deru, Papua-Neuguinea) sind diese Wasserschildkröten folgende Temperaturen gewohnt:

MonatTemp.Licht
Jan.27,8 °C12 h
Feb.27,5 °C12 h
März27,5 °C12 h
April27,2 °C12 h
Mai27,0 °C12 h
Juni25,9 °C12 h
Juli25,3 °C12 h
Aug.25,6 °C12 h
Sept.25,8 °C12 h
Okt.27,2 °C12 h
Nov.27,8 °C12 h
Dez.27,8 °C12 h

Die Beleuchtungslänge ist immer mit zwölf Stunden angegeben, da sich im natürlichen Verbreitungsgebiet die Tageslänge im Jahresverlauf kaum ändert. Es ist dort im Dezember wärmer als im Juli, das lässt sich einfach erklären: Die Rotbauch-Spitzkopfschildkröte kommt von der Südhalbkugel, die Jahreszeiten sind dort um ein halbes Jahr verschoben, im Vergleich mit unseren Jahreszeiten auf der Nordhalbkugel.

Es ergibt aber Sinn, diese Wasserschildkröten nach unseren Jahreszeiten zu pflegen, die Temperaturen also um ein halbes Jahr zu verschieben. Dies führt zu weniger Heizkosten im Winter und es verdunstet auch etwas weniger Wasser im Winter (Schimmelgefahr!).

Im Sommer sollten die Tiere bei Wassertemperaturen von knapp unter 30°C gehalten werden, im Frühjahr und Herbst empfehlen sich Temperaturen von etwa 26-27°C. Eine Winterruhe hält diese Art nicht, daher reicht es zur Simulation des Winters die Temperaturen auf 25°C zu senken.

Jungtiere der Rotbauch-Spitzkopf-Schildkröte sind sehr anfällig bei niedrigen Temperaturen, daher sollte man sie während ihres gesamten ersten Lebensjahrs bei 28-30 °C Wassertemperatur pflegen.

Geschlechtsunterschiede

Weibliche Tiere haben einen deutlich kürzeren Schwanz als Männchen. Des weiteren ist die Kloake, die gemeinsame Körperöffnung für Darm-Harn-und-Geschlechtsorgane, bei Weibchen noch innerhalb oder in Höhe des äußeren Panzerrandes, beim Männchen jedoch deutlich außerhalb.

Schwanz einer weiblichen Emydra subglobosa
Schwanz einer männlichen Emydra subglobosa

Zucht

Beide Geschlechter dieser Wasserschildkröte werden mit einer Panzerlänge zwischen 14 und 16 cm geschlechtsreif. Bei den aus dem Jardin River stammenden, kleinerbleibenden Exemplaren wird angenommen, dass sie mit 12 cm Panzerlänge bereits Geschlechtsreif sind.

In Neuguinea finden Eiablagen im August und Oktober statt, in Heimtierhaltung oftmals über das ganze Jahr verstreut. Ein Gelege besteht gewöhnlich aus fünf bis elf Eiern und wird in fünf bis 15 cm Tiefe abgelegt. Bei als Haustier gehaltenen Rotbauch-Spitzkopf-Schildkröten sind drei bis vier Gelege pro Jahr möglich.

Emydura subglobosa gehört zu den Wasserschildkröten mit genetischer Geschlechtsfixierung, das Geschlecht wird also nicht durch die Bruttemperatur beeinflusst. Bei 25-30 °C Bruttemperatur schlüpfen die Babys nach 50 bis 80 Tagen.

andere Emyduren

Wenn man irgendwo Wasserschildkröten der Gattung Emydura angeboten bekommt, dann sind es in den allermeisten Fällen die hier besprochenen Emydura subglobosa, extrem selten andere Arten wie Emydura victoriae oder Emydura krefftii. Die Art Emydura australis gibt es gar nicht. Aus der nähren Verwandtschaft wird gelegentlich noch Elseya novaeguineae angeboten, die früher einmal Emydura novaeguineae hieß.

Verwendete und weiterführende Literatur

BUDISCHEK, A. (2001): Haltung und Zucht der Rotbauch-Spitzkopfschildkröte Emydura subglobosa (KREFFT, 1876) in der F2 Generation. – Emys, 8 (1): 4-18.

FREEMANN, A. B., STREVENS, W., SEBASIO, D., & J. CANN (2016): A preliminary assessment of the natural history and conservation status of the Jardine River Turtle (Emydura subglobosa subglobosa) in northern Australia. – North Queensland Naturalist, 46, 57.

FRITZ, U. & P. HAVAS (2006): Checklist of Chelonians of the World, at the request of the CITES Nomenclature Committee and the German Agency for Nature Conservation. Dresden: German Federal Ministry of Environment, Nature Conservation and Nuclear Safety and Museum of Zoology, 230 S.

JUNGNICKEL, J. (1990): Daten zur Fortpflanzung der Rotbauch-Spitzkopfschildkröte, Emydura australis subglobosa, in Gefangenschaft. – herpetofauna, Weinstadt, 12 (68): 11-14

MÜLLER, M. (1996): Handbuch ausgewählter Klimastationen der Erde. – Trier (Forschungsstelle Bodenerosion der Universität Trier Mertesdorf [Ruwertal] 5) 400S.

PAWLOWSKI, S. (2001): Nachzucht der Rotbauch-Spitzkopfschildkröte (Emydura subglobosa (Krefft, 1876)) – Bemerkungen zu Eiablage und Schlupferfolg. – Elaphe. 9(4):2-6.

WELSH, M. A., DOODY, J. S., & A. GEORGES (2017): Resource partitioning among five sympatric species of freshwater turtles from the wet–dry tropics of northern Australia. – Wildlife Research, 44(3), 219-229.