Lebendfutter für Wasserschildkröten

Bachflohkrebse

Die getrocknete Version aus dem Zoohandel kennt man als Wasserschildkröten-Halter:in, doch auch lebend sind Bachflohkrebse ein hervorragendes Futter. Man findet sie an erstaunlichen vielen Orten in Europa, sie brauchen kühles, sauerstoffreiches, fließendes Wasser. Diese Kriterien erfüllen einige Bäche. Zur Fangausrüstung gehört neben einem Gefäß zur Aufbewahrung der gefangenen Krebschen nur noch ein feinmaschiger Kescher und Gummistiefel.

Selbstgefangene Bachflohkrebse, Gammarus pulex

Bei im Zoohandel angebotenen lebenden Bachflohkrebsen handelt es sich in der Regel nicht um Gammarus pulex, sondern eine meerwasserbewohnende Art: Gammarus ozeanicus. Auch sie kann man verfüttern, nur darf man nicht zu viele dieser Krebse ins Wasser packen, da sie im Süßwasser sterben. Also besser nach und nach ein paar Krebschen, so dass die Wasserschildkröten sie schnell fressen.

Mückenlarven

Jungtiere von Wasserschildkröten fressen in der ersten Zeit oft nur Lebendfutter, da sind Mückenlarven in allen Farben gerade zu ideal. Auch wenn andere Schildkröten nicht fressen wollen gebe ich ihnen rote Mückenlarven. Meist fressen sie dann, rot wirkt auf Schildkröten anziehend. Für ausgewachsene Schildkröten sind Mückenlarven auf Grund ihrer Größe weniger geeignet. Wenn man Mückenlarven nicht in irgendwelchen Gewässern (eine Regentonne im Garten reicht im Sommer schon) selbst fangen kann, so bieten viele Zoohandlungen inzwischen auch lebende Mückenlarven zum Verkauf an. Sollten diese nicht sofort verfüttert werden, so empfiehlt es sich die Mückenlarven im Kühlschrank zu lagern, so sind sie länger haltbar.

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Weiße MüLa:

Es wird zwischen Schwarzen, Weißen und Roten Mückenlarven unterschieden. Schwarze Mückenlarven (Culex) sind Larven von verschiedenen Stechmückenarten. Weiße Mückenlarven (Corethra plumicornis) sind Larven der Büschelmücke. Rote Mückenlarven (Chironomus) sind die Larven der Zuckmücke. Man kann ganzjährig Mückenlarven fangen, im Winter jedoch vorrangig Rote Mückenlarven. Im Zoohandel sind kleine Tütchen mit lebenden Mückenlarven ganzjährig verfügbar.

Weiße Mückenlarven

Schwarze Mückenlarven bewohnen gerne stagnierende Gewässer, also Biotope ohne Wasserbewegung. Besonders in in Fäulnis übergehende Gewässer sind sie zu finden.

Weiße Mückenlarven brauchen sehr sauberes Wasser. Sie sind also ein Bio-Indikator für gute Wasserqualität.

Rote Mückenlarven lieben verunreinigte Gewässer. Daher können sie durchaus Keime oder gar Chemikalien in sich haben. Daher sollten Rote Mückenlarven maximal einmal pro Woche verfüttert werden. Für Baby-Wasserschildkröten sind sie ohnehin nicht ganz ohne, da lebende, im ganzen geschluckte Mückenlarven mit ihren Beißwerkzeugen im Magen noch Verletzungen verursachen können.

Rote Mückenlarven verdanken ihre Farbe dem Hämoglobin, sie sind ein sehr Eisenreiches Futtermittel

Eisengehalt von Mückenlarven (nach GROßMANN 1993):

MückenlarveFe in mg/kg TS
Weiße MüLa67,5
Schwarze MüLa882
Rote MüLa4548

Übrigens: auch Tubifex und Wasserflöhe sind sehr Eisenreich, Bachflohkrebse mit nur 86 mg/kg TS hingegen nicht.

Asseln

Asseln sind faszinierende Tiere. Entgegen der landläufigen Meinung sind sie keine Insekten, sondern gehören zu den Krebstieren. Das macht sie für Wasserschildkröten zu einem tollen Futtermittel, denn Wasserschildkröten fressen ja auch in der Natur gerne Krebstiere. Außerdem sind Asseln extrem Kalziumreich.

Man kann im Garten oft leicht Asseln fangen. Meistens die Arten Kellerassel (Porcellio scaber) und Gemeine Rollassel (Armadillidium vulgare). Sie sammeln sich beispielsweise gerne unter Blumentöpfen. Aber auch wenn man ein Brett oder Stein irgendwo auf die Erde legt, so sammeln sich nach einiger Zeit da Asseln drunter und man kann regelmäßig „ernten“.

Glatt-Asseln (Porcellio laevis) in den Farbformen Panda, Orange und Milkback

Die Zucht von Asseln ist einfach und eine tolle Ergänzung zum Hobby Wasserschildkröten. Nach meinem Eindruck sind die Panda-Glattassel Porcellio laevis „Panda“ und die Schnabel-Rollassel Armadillidium frontirostre die vermehrungsfreudigsten Asseln und daher als Futtertierzucht ideal, zumal eine Asselzucht nicht so stinkt wie andere Futtertierzuchten.

Mehr Infos über Asseln bekommst du im Video auf youtu.be/9jHl5UTf7lU

Zum Verfüttern werden Asseln einfach ins Wasser geworfen. Sie überleben im Wasser stundenlang, werden aber normalerweise schnell gefressen. Außerdem bewegen sich im Wasser auch normal weiter, so dass der Jagdinstinkt der Schildkröten geweckt wird.

Nährstoffe in Kellerasseln Porcellio scaber (nach OONINCX & DIERENFELD 2012)

Trockensubstanz32,2 % uS
Rohasche32,69 % TS
Rohprotein41,2 % TS
Rohfett11,5 % TS
Rohfaser14,0 % TS
Ca14,48 % TS
P1,22 % TS
Ca-P-Verhältnis11,79

Kellerasseln haben mit 434 mg/kg TS auch einen hohen Eisengehalt.

Schnecken

Je nach Größe der Schnecke sollte man das Haus vor dem Verfüttern erst knacken, damit die Schildkröten an das Fleisch kommen. Es können Wasserschnecken aber auch Landschnecken verfüttert werden. Durch das Schneckenhaus wird den Schildkröten auch Kalk zugeführt, meisten wird es aber nicht mitgefressen. Natürlich kann man auch Nacktschnecken verfüttern, diese findet man nach Regenschauern recht einfach. Bänderschnecken findet man oft an Bäumen und Zaunpfählen wo sie gerne hochklettern.

Geeignete Schnecken aus dem Garten sind beispielsweise Spanische Wegschnecken (Arion vulgaris), Hain-Bänderschnecke (Cepaea nemoralis) und Garten-Bänderschnecken (Cepaea hortensis). Fun-Fact: Die Schnirkelschnecken sind in Deutschland einfach zu unterscheiden, denn es kommen nur zwei Arten vor. Während die Hain-Bänderschnecke (Cepaea nemoralis) eine dunkle Mündung (Gehäuserand) hat, ist er bei der Garten-Bänderschnecke (Cepaea hortensis) hell.

Bitte keine geschützen Arten (z.B. Weinbergschnecken) verfüttern. Eine Liste mit geschützten Arten gibt es auf www.mollbase.de/schutz/

Auch die bei Aquarianern unbeliebten Schnecken, wie Posthornschnecken, Blasenschnecken und Turmdeckelschnecken, sind geeignetes Futter. Viele Aquarianer geben sie bereitwillig als Futter her. Meistens wurden sie mit Pflanzen eingeschleppt und man wollte sie überhaupt nicht haben.

Zusammensetzung von Schnecken (ohne Haus analysiert, nach SOUCI et al. 2000):

Trockensubstanz18,1 % uS
Rohasche4,42 % TS
Rohprotein70,7 % TS
Rohfett6,63 % TS
Ca0,31 % TS
P0,78 % TS
Ca-P-Verhältnis0,4

Tau- und Regenwürmer

Das was als Kanadische Tauwürmer verkauft wird, ist die Art Lumbricus terrestris, sie kommt auch in Deutschland vor. Die lebend im Zoohandel oder Angelladen verkauften Tauwürmer werden jedoch als Wildfänge aus Kanada importiert, daher der gängige Name.

Eine weitere regelmäßig angebotene Art sind Riesen-Rotwürmer, auch unter dem Namen Dendrobena. Dann muss man schauen ob ein wissenschaftlicher Name angegeben ist, denn unter diesem deutschen Namen wird alles mögliche angeboten. Gut als Futter geeignet ist Dendrobaena hortensis, der Wurm wird oft aber mit seinem alten Namen Eisenia hortensis bezeichnet. Egal welcher von beiden Namen angegeben wird, es ist ein guter Futter-Regenwurm! Die verkauften Würmer sind in der Regel in Europa gezüchtet. Bitte keine Eisenia foetida verfüttern, dazu später mehr.

Regenwürmer sind ein super Futter für Wasserschildkröten. Man kann sie auch online bestellen: https://amzn.to/3rd0DKq*

Man kann mit einer Wurmfarm* seine Regenwürmer auch selber züchten. Alternativ gibt es auch ein schönes Set, das ich selbst auch nutze, das Superwurm-Set: https://amzn.to/2YCpgAc*.

Weitere, als Futter geeignete Regenwürmer sind:

  • Braune Laubfresser, Lumbricus castaneus
  • Rote Laubfresser, Lumbricus rubellus
  • Großer Ackerwurm, Octolasium lacteum
  • Kleiner Ackerwurm, Allolobophora chlorotica
  • Großer Wiesenwurm, Aporrectodea longa
  • Kleiner Wiesenwurm, Aporrectodea caliginosa
  • Köcherwurm, Dendrodrilus rubidus

Wenn es regnet, kommen die sonst unterirdisch lebenden Regenwürmern aus ihren Gängen. Da kann man sich leicht einsammeln. Wenn es gerade mal nicht regnet genügt es ein spatentiefes Loch zu graben und meistens findet man dann Regenwürmer. Die Artbestimmung von Regenwürmern ist nicht ganz einfach, zumal in Deutschland fast 50 verschiedene Arten leben. Daher: wenn du im Garten Regenwürmer ausgräbst, dann verfütter sie ruhig. Egal welche Art es ist.

Nährstoffe in Regenwürmern Lumbricus terrestris (nach DENNERT 1997):

Trockensubstanz16,3 % uS
Rohasche8,2 % TS
Rohprotein61,4 % TS
Rohfett5,5 % TS
Ca0,76 % TS
P0,86 % TS
Ca-P-Verhältnis0,88

Keine Regenwürmer der Arten Eisenia f(o)etida oder E. andrei an Schildkröten verfüttern!

Es gibt Regenwürmer die giftig sind! Es ist auch ein Rotwurm und er wird gelegentlich als Kompostwurm oder auch Futterwurm verkauft. Gemeint ist die Art Eisenia fetida. Fälschlicherweise als Eisenia foetida bezeichnet. Dieser Regenwurm kann ein übel riechendes Sekret absondern, welches Lysenin enthält. Wird dieses Sekret Weichschildkröten gespritzt, so versterben sie (KOBAYASHI et al. 2001). Ebenso ist das giftige Lysenin in Eisenia andrei enthalten. Nicht enthalten ist das Gift in Dendrobaena veneta (SWIDERSKA et al. 2017).

Heimchen, Grillen, Heuschrecken

Für Heimchen, Grillen und Heuschrecken gilt: Um die Futtertiere aufzuwerten sollten sie nach dem Kauf einige Tage nährstoffreich (etwa mit Löwenzahn, Paprika und Fischflockenfutter) gefüttert werden. Da sie ansonsten oft den Nährwert von Pappe haben.

Auch Futtertiere haben ein Recht auf artgerechte Haltung! Das ist in den kleinen Plastikdosen in welchen sie im Handel angeboten werden nicht möglich. Ich halte meine Futterinsekten in Faunaboxen welche mit etwas Sand auf dem Boden, einem Ast, einer Schale Wasser (mit einem Schamm drin, damit die Tiere nicht ertrinken) und Futter ausgestattet sind. So vermehren sich die Futterinsekten zwar noch nicht, aber sie können lange „aufbewahrt“ werden.

Heimchen, Grillen und Heuschrecken gehören zu den Heuschrecken-Verwandten

Nährstoffe in Heuschrecken-Verwandten (nach DENNERT 1997):

Trockensubstanz28,3-33,0 % uS
Rohasche3,7-5,8 % TS
Rohprotein65,5-71,0 % TS
Rohfett10,6-16,0 % TS
Ca0,04-0,56 % TS
P0,65-0,96 % TS
Ca-P-Verhältnis0,06-0,62

Tubifex, Schlammröhrenwurm

Wie man sich beim deutschen Namen Schlammröhrenwurm schon denken kann, kommen Tubifex gerne in Abwässern oder organisch stark belasteten Bächen vor. Selbst gefangene Tubifex müssen daher vor dem Verfüttern ein paar Tage lang gewässert und das Wasser einmal täglich ausgetauscht werden. So können sich die Würme ausscheißen, die meisten schädlichen Stoffe sind dann weg, die Tubifex vor allem im Darm mit sich tragen.

Lebende Tubifex sind winzig klein und daher nur für Wasserschildkröten-Schlüpflinge ein geeignetes Futtermittel.

Mehlwürmer

Mehlwürmer werden zwar gelegentlich auch in getrockneter Form angeboten, haben aber insbesondere als lebend angebotene Ware einen festen Platz als Futtermittel in der Terraristik. Sie sind extrem fettreich und dabei vitaminarm (Vitamin A: 811 I.E./kg, BARKER et al. 1998). Daher sollten Mehlwürmer nur selten als Leckerli angeboten werden.

Mehlwürmer sind die Larven des Mehlkäfers Tenebrio molitor.

Zusammensetzung von Mehlwürmern (nach WAPELHORST 2014):

Trockensubstanz39,3 % uS
Rohasche3,81 % TS
Rohprotein53,0 % TS
Rohfett32,0 % TS
Ca0,219 % TS
P0,982 % TS
Ca-P-Verhältnis0,22

Larven & Maden

Neben Mehlwürmern gibt es noch ein paar weitere Futtermittel, die Jugendformen diverser Insekten sind: Buffalowürmer sind die Larven des Glänzendschwarzen Getreideschimmelkäfers (Alphitobius diaperinus). Zophobas sind die Larven des Großen Schwarzkäfers (Zophobas morio). Bei „Maden“ handelt es sich in der Regel um Larven von Schmeißfliegen (Calliphoridae). Wachsmaden sind Larven der Wachsmotte (Galleria mellonella) und bei Tebo-Raupen handelt es sich um Larven des Seidenspinners (Bombyx mori).

Moschusschildkröte beim Verspeisen von Zophobas

Das was wie große Mehlwürmer aussieht sind Larven des Großen Schwarzkäfers Zophobas morio. Sie enthalten wie Mehlwürmer ebenfalls viel Fett. Noch mehr Fett enthalten Tebo-Raupen und Wachsmaden. Diese fettreichen „Würmer“ sollten nur selten als Leckerli verfüttert werden.

Vitamine in Lebendfutter

Futterinsekten sind sicherlich wertvolle Futtertiere. Aber nicht wenn man auf die Vitamine schaut. Allgemein enthalten sie beispielsweise quasi kein Vitamin A. Auch andere Vitamine sind nicht oder nur in Spuren enthalten. Einzig Vitamine der B-Gruppe sind einigermaßen enthalten (FINKE 2002, FINKE 2013, OONINCX & DIERENFELD 2012). Aber auch die B-Vitamine sind nicht in bedarfsdeckenden Mengen enthalten.

Untersucht wurden folgende Futtertiere: Fruchtfliegen, Hausfliegen, Heuschrecken, Heimchen, Mehlwürmer, Regenwürmer, Schaben (diverse), Seidenraupen, Soldatenfliegenlarven, Teboraupen, Wachsmaden und Zophobas (FINKE 2002, FINKE 2013, OONINCX & DIERENFELD 2012).

Um einen Vitamin A-Mangel vorzubeugen eignen sich alle Pflanzen besser als jedes Lebendfutter!

Wild gefangene Insekten können Carotine (als Vitamin A-Vorstufe) enthalten, dies ist auf die Aufnahme von Futterpflanzen zurückzuführen. Den relativ hohen Vitamin A-Bedarf von Wasserschildkröten kann man damit allerdings nicht decken.

Zophobas sind die Larven des Großen Schwarzkäfers, sie enthalten nicht viele Vitamine

Der Regenwurm (Lumbricus terrestris) wird gelegentlich aufgrund seines Vitamin A-Gehaltes hervorgehoben. Aber da gibt es Unterschiede: während wild gefangene Regenwürmer 2.400 I.E./kg TS Vitamin A enthalten, ist der Vitamin A-Gehalt von Zucht-Regenwürmern mit 328 I.E/kg TS deutlich geringer (BARKER et al. 1998). Und zum Vergleich: Kopfsalat enthält 350.000 I.E./kg TS.

Vitamin A-Gehalt von Futtertieren (nach BARKER et al. 1998):

FuttertierVitamin A I.E./kg TS
Mehlwurm811
Zophobas972
Heimchen811
Wachsmaden150
Regenwürmer328-2400

Der Vitamin A-Bedarf von der fleischfressenden Chinesischen Weichschildkröte (Pelodiscus sinensis) beträgt 2,58-3,84 mg/kg Futter (CHEN & HUANG 2015). Das sind umgerechnet 8600-12800 I.E./kg. Selbst mit wild gefangenen Regenwürmern kann man den Bedarf also nicht decken. Zumal der Vitamin A-Bedarf von anderen Wasserschildkröten, die in der Natur auch viele Pflanzen fressen, höher sein wird.

Mit Vitamin D kann man eine Schildkröte (und andere Reptilien) sinnvoller über UV-B-Licht als über die Nahrung versorgen. Der Vitamin-D-Gehalt von Lebendfutter ist allgemein eher gering.

FuttertierVitamin D (IE/kg TS)
Mehlwurm150
Wüstenheuschrecken317
Wanderheuschrecken213
Heimchen934
Vitamin-D-Gehalt von Futterinsekten nach OONINCX et al. (2010)

Gut loading

Eine Leidenschaft von Terrarianern ist das gut loading. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die Zusammensetzung von Futterinsekten relativ unabhängig von ihrer Ernährung ist. Aber der Darminhalt lässt sich doch beeinflussen und kann zum Nährwert der Insekten beitragen. Der Effekt ist allgemein jedoch gering.

gut ist englisch und bedeutet Darm. Loading lässt sich mit füllen übersetzen. Ziel ist also die Füllung des des Verdauungssystems mit hochwertigem Futter.

So lässt sich beispielsweise das Ca/P-Verhältnis von Mehlwürmern durch gezielte Fütterung auf 1,3 erhöhen (KLASING et al. 2000). Ausführliche Versuche machte FINKE (2003) an Heimchen. Wurden diese mit einem Futter versorgt, das 51 g/kg Ca und 8.000 IE/kg Vitamin A enthielt, so stiegen diese Nährstoffe in den Futterinsekten signifikant an.

Gesundes, vitaminreiches Futter ist auch für Futterinsekten wichtig

FERGUSON et al. (1996) versuchte Heimchen mit Vitamin A und Vitamin D anzureichern, indem sie Futter mit hohen Konzentrationen dieser Vitamine enthielten. Dabei gelang es nicht den Vitamin-A-Gehalt von Heimchen zu erhöhen, für Vitamin D klappte es, aber der Effekt war gering.

Tümpeln

Wenn ein Aquarianer an einem Gewässer sogenannte Fischnährtiere fängt, dann nennt er dies „tümpeln“. Denn oftmals findet der Fang in einem Tümpel, also einem kleinen Gewässer, statt. Zu den Fischnährtieren gehören beispielsweise Mückenlarven, Wasserflöhe, Hüpferlinge und Bachflohkrebse.

Die rechtliche Lage des Tümpelns ist nicht ganz eindeutig. Manchmal ist ein Fischereischein erforderlich, manchmal nicht. Im Zweifel also beim örtlichen Angelverein nachfragen, ob sie ein geeignetes Gewässer zum Tümpeln kennen und es erlauben dort ein paar Futtertiere zu fangen. In Naturschutzgebieten darf man nicht tümpeln. Details gibt es auf www.tuempeln.de/futter/rechtslage.html

Wiesenplankton

Was dem Aquarianer sein Tümpeln, das ist dem Terrarianer sein Wiesenplankton. Es unterscheidet sich im wesentlichen dadurch, dass es nicht in einem Tümpel, sondern auf einer Wiese gefangen wird. Unter Wiesenplankton fallen Käfer und andere Insekten, die man auf einer Wiese fangen kann. Wiesenplankton darf man natürlich auch nicht in Naturschutzgebieten fangen, außerdem keine geschützten Wirbellose.

Einschleppen von Krankheiten

Oftmals schrecken Leute vor Lebendfutter und insbesondere selbst gefangenem Lebendfutter zurück, aus Angst Krankheiten einzuschleppen. Nun, was ist dran? Eigentlich nicht viel. In den deutschsprachigen Ländern kommen ja eigentlich keine Wasserschildkröten vor. Daher ist die Gefahr, dass Lebendfutter Krankheitserreger enthält, die für Wasserschildkröten gefährlich sein könnten, extrem gering. Der Futterwert von Lebendfutter rechtfertigt spielend dieses marginale Risiko einzugehen.

Literatur

Barker, D., M. P. Fitzpatrick & E. S. Dierenfeld (1998): Nutrient composition of selected whole invertebrates. – Zoo Biology: Published in affiliation with the American Zoo and Aquarium Association, 17(2), S. 123-134.

Chen, L. P., & Huang, C. H. (2015): Estimation of dietary vitamin A requirement of juvenile soft‐shelled turtle, Pelodiscus sinensis. – Aquaculture nutrition, 21(4), 457-463.

Dennert, C. (1997): Untersuchungen zur Fütterung von Schuppenechsen und Schildkröten. – Dissertation, Tierärztliche Hochschule Hannover, 190 S.

Ferguson, G. W., J. R. Jones, W. H. Gehrmann, S. H. Hammack, L. G. Talent, R. D. Hudson, E. S. Dierenfeld, M. P. Fitzpatrick, F. L. Frye, M. F. Holick, T. C. Chen, Z. Lu, T. S. Gross & J. J. Vogel (1996): Indoor Husbandry of the Panther Chameleon Chamaeleo [Furcifer] paradalis: Effects of Dietary Vitamins A and D and Ultraviolet Irradiation on Pathology and Life-History Traits. – Zoo Biology, 15, S. 279-299.

Finke, M. D. (2002): Complete nutrient composition of commercially raised invertebrates used as food for insectivores. – Zoo Biology: Published in affiliation with the American Zoo and Aquarium Association, 21(3), 269-285.

Finke, M. D. (2003): Gut loading to enhance the nutrient content of insects as food for reptiles: a mathematical approach. – Zoo Biology: Published in affiliation with the American Zoo and Aquarium Association, 22(2), S. 147-162.

Finke, M. D. (2013). Complete nutrient content of four species of feeder insects. – Zoo Biology, 32(1), 27-36.

Großmann, H. (1993): Erhebungen über die Zusammensetzung von handelsüblichen Zierfischfuttermitteln. – Dissertation, Tierärztliche Hochschule Hannover, 100 S.

Kobayashi, H., M. Ohtomi, Y. Sekizawa & N. Ohta (2001): Toxicity of coelomic fluid of the earthworm Eisenia foetida to vertebrates but not invertebrates: probable role of sphingomyelin. – Comparative Biochemistry and Physiology Part C: Toxicology & Pharmacology, 128(3), S. 401-411.

Klasing, K. C., P. Thacker, M. A. Lopez & C. C. Calvert (2000): Increasing the calcium content of mealworms (Tenebrio molitor) to improve their nutritional value for bone mineralization of growing chicks. – Journal of Zoo and Wildlife Medicine, 31(4), S. 512-518.

Souci, S. W., W. Fachmann, H. Kraut, H. Scherzt & F. Senser (2000): Die Zusammensetzung der Lebensmittel – Nährwert-Tabellen. – Medpharm Scientific Publishers (Stuttgart), 1182 S.*

Swiderska, B., S. Kedracka-Krok, T. Panz, A. J. Morgan, A. Falniowski, P. Grzmil & B. Plytycz (2017): Lysenin family proteins in earthworm coelomocytes–Comparative approach. – Developmental & Comparative Immunology, 67, S. 404-412.

Oonincx, D. G. A. B., & E. S. Dierenfeld (2012): An investigation into the chemical composition of alternative invertebrate prey. – Zoo Biology, 31(1), 40-54.

Oonincx, D. G. A. B., Y. Stevens, J. J. G. C. van den Borne, J. P. T. M. van Leeuwen & W. H. Hendriks (2010): Effects of vitamin D3 supplementation an UVb exposure on the growth and plasma concentration of vitamin D3 metabolites in juvenile bearded dragons (Pogona vitticeps). – Comparative Biochemistry and Physiology, Part B 156, S. 122-128.

Wapelhorst, X. (2014): Untersuchungen zur Aufnahme und Bedeutung von Beifutter für die Nährstoffversorgung granivorer Ziervogelspezies (Kanarienvögel, Wellensittiche, Rosenköpfchen). – Dr. Hut-Verlag (München), 165 S.