Kurzinfo für Ungeduldige: Welche Salat-Sorten aus dem Supermarkt kann man an Wasserschildkröten verfüttern? Alle!
Die Sorten-Vielfalt im Supermarkt scheint schier unendlich. Es gibt eine große Auswahl verschiedener Salate. Dabei unterscheiden sich die meisten Sorten vor allem im Aussehen. Die Art, auf die die Sorten zurückgehen, ist oft die gleiche. Ich habe die Salate daher hier nicht nach Farbe oder Form sortiert, sondern danach, auf welche Art sie zurückgehen. Dann sieht man auch schnell: so groß ist die Auswahl eigentlich gar nicht. Der Mensch hat aus nur wenige Arten durch Zuchtauslese die verschiedenen Sorten herausgezüchtet.
Weich-, Klapp- und Moschusschildkröten fressen nur wenig oder gar keine Pflanzen
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Kopfsalat und andere Lactuca sativa Sorten
Diese Salate werden auch Gartensalate oder Lactucasalate genannt. Sie gehen auf die Art Lactuca sativa zurück, es werden vier Formengruppen unterschieden:
- Römersalat; Bindesalat, Kochsalat, Sommer-Endivie (heißt zwar Endivie, ist aber keine), Roter Feldsalat
- Schnitt-/Pflücksalat; Lollo Rosso, Lollo Bionda, Babyleaf, (grüner & roter) Eichblattsalat
- Kopfsalat; Buttersalat, Eisbergsalat, Batativa
- Spargelsalat
Der schlechte Ruf des Kopfsalates geht vor allem auf das Buch „Ernährung von Landschildkröten*“ von Carolin Dennert zurück. Dort gibt sie für Kopfsalat ein Ca-P-Verhältnis von 1,1 an, noch schlimmer trifft es den Eisbergsalat mit 0,9. Für Römersalat hingegen gibt sie ein Ca-P-Verhältnis von 6,3 an. Daher wird allgemein erzählt, dass man nur Römersalat verfüttern sollte und kein anderen Salat. Genau genommen, sind diese Salate aber nur Zuchtformen von der selben Art.
Der Kalzium-Gehalt dieser Salatsorten hängt nicht von der Zuchtform ab, sondern davon wie viel Kalzium in der Erde war, wo der Salat gewachsen ist. Der Kalzium-Gehalt kann zwischen 3 und 14 mg/kg TS schwanken, Phosphor ebenso.
Bei Futterpflanzen wird gefordert, dass sie ein gutes Kalzium-Phosphorverhältnis haben, es soll mindestens 2:1 sein. Dieses Ca-P-Verhältnis wird bei den Futtertieren nur von wenigen Ausnahmen erreicht und trotzdem werden diese Futtertiere verfüttert. Da sagt man dann, dass den Schildkröten ja noch eine Sepia-Schale zur Verfügung steht. Von dieser können sich die Wasserschildkröten ständig bedienen, so wird der Kalzium-Mangel vermieden. Warum soll das mit Futterpflanzen nicht auch gehen?
Nährstoff-Analyse-Daten von Kopfsalat in der Trockensubstanz (aus WAPELHORST 2014):
Trockensubstanz g/kg uS | 39,5 |
Rohasche g/kg TS | 220 |
Rohprotein g/kg TS | 352 |
Rohfett g/kg TS | 29,1 |
Rohfaser g/kg TS | 127 |
Ca g/kg TS | 11,6 |
P g/kg TS | 4,42 |
β-Carotin mg/kg TS | 212 |
Vitamin A I.E./kg TS | 353.404 |
Die oben stehende Analyse von Kopfsalat habe ich im Rahmen meiner Doktorarbeit gemacht (übrigens am selben Institut wie Frau Dennert). Der Kopfsalat wurde aus dem Supermarkt bezogen. Dieser Kopfsalat hatte ein super Kalzium-Phosphor-Verhältnis von 2,62! Kopfsalat wird also zu Unrecht verteufelt. Kopfsalat ist eine gute Futterpflanze für Schildkröten!
Kopfsalat enthält fast genauso viel Wasser wie Wasserpflanzen!
Auch wenn der Wassergehalt passt, so gibt es dennoch Unterschiede in der Zusammensetzung von Salat und Wasserpflanzen. Allgemein enthält Salat mehr Protein und mehr Fett, aber weniger Rohfaser als Wasserpflanzen. Salat ist also gehaltvoller als Wasserpflanzen. Und obwohl Wasserpflanzen allgemein weniger Mineralstoffe als Salate enthalten, ist der Kalzium-Gehalt von Wasserpflanzen trotzdem höher.
Beta-Carotin in Salaten
Sorte | β-Carotin mg/kg TS |
Romanasalat | 260 |
Kopfsalat | 212 |
Lollo Rosso | 140 |
Eisbergsalat | 70 |
Der β-Carotin-Gehalt der verschiedenen Lactuca-Sorten schwankt. Romanasalat und Kopfsalat sind zur Vitamin A-Versorgung am geeignetsten. Der blasse Eisbergsalat enthält am wenigsten Carotin.
Rote Salatsorten
Es gibt viele Zuchtformen mit rötlichen Blättern. Diese unterscheiden sich von den grünen Sorten vor allem im Gehalt an Anthocyanen. Das sind wasserlösliche Farbstoffe die in verschiedenen Landpflanzen vorkommen, jedoch nicht in Wasserpflanzen. Sie kommen oft gemeinsam mit Carotinoiden vor, es lässt sich von der Farbe des Salates jedoch nicht auf den Carotin-Gehalt des Salates schließen. Man kann also nicht grundsätzlich sagen, dass dunkler Salat besser zur Vitamin A-Versorgung ist als heller.
Anthocyane haben aber einen anderen Vorteil. Sie gehören zu den Antioxidantien und können schädliche Sauerstoffradikale („freie Radikale“) im Körper ausschalten, die bei oxidativem Stress entstehen. So sollen sie gegen Krebs, Herzinfarkt, Artritis und Co helfen.
Chicorée und andere Cichorium intybus Sorten
Sorten: Chicorée, Zichorie, Zuckerhut, Radiccio, Schnittzichorie, Catalonga, Riesen-Löwenzahn, Puntarelle
Die auf Chichorium intybus zurückgehenden Salate sind allgemein bitterer als die oben besprochenen Lactucasalate. Dies liegt am Bitterstoff Lactucopikrin (veraltet Intybin), dies scheinen viele Schildkröten aber geradezu zu lieben, viele Schildkröten fressen sie lieber als andere Salate.
Der β-Carotin-Gehalt dieser Salatsorten schwankt: Chicorée enthält 430 mg/kg TS, Radiccio jedoch nur 160 mg/kg TS (ist damit aber immer noch eine geeignete Futterpflanze). Das Ca/P-Verhältnis liegt bei ungefähr 1.
Riesen-Löwenzahn ist kein Löwenzahn!
Es gibt einen Salat der Catalonga, Cimata oder Riesen-Löwenzahn genannt wird. Er hat mit Löwenzahn (Taraxacum officinale) nichts gemeinsam, er ist auch eine Zuchtform von Cichorium intybus.
Endivie und andere Cichorium endivia Sorten
Sorten: (Winter-)Endivie, Frisee, Escarole
Der β-Carotin-Gehalt der Endivie liegt bei 330 mg/kg TS. Das Ca/P-Verhältnis liegt bei etwa 1. Endivien sind daher super Futterpflanzen für Schildkröten.
Übrigens: die auf Chichorium endivia und auf Cichorium intybus zurückgehenden Salate werden auch als Zichoriensalate zusammengefasst.
Feldsalat, Valerianella locusta
Feldsalat ist relativ reich an β-Carotin, pro kg TS 400 mg, hat aber mit 0,7 ein schlechteres Ca-P-Verhältnis als andere Salate. Dennoch kann man Feldsalat gut an Wasserschildkröten verfüttern.
Zusammensetzung von Feldsalat (nach SOUCI et al. 2000).
Trockensubstanz g/kg uS | 66 |
Rohasche g/kg TS | 119 |
Rohprotein g/kg TS | 279 |
Rohfett g/kg TS | 55 |
Rohfaser g/kg TS | 230 |
Ca g/kg TS | 5,3 |
P g/kg TS | 7,4 |
β-Carotin mg/kg TS | 400 |
Roter Feldsalat heißt zwar Feldsalat, ist aber kein Feldsalat, sondern gehört zu den Römersalaten (und somit zum Kopfsalat).
Rucola, Eruca sativa
Rucola schmeckt relativ scharf, nicht alle Wasserschildkröten mögen ihn gerne. Dieser Salat enthält 100 mg β-Carotin pro kg TS. Mit der Möhre kann er natürlich nicht mithalten, aber auch nicht Kopfsalat. Zur Vitamin A-Versorgung ist Rucola sicherlich nicht erste Wahl.
Chinakohl und Pak Choi
Salate die auf Rübsen (Brassica rapa) zurückgehen, wie Chinakohl (Brassica rapa subsp. pekinensis) und Pak Choi (Brassica rapa subsp. chinensis) sollten nicht an Wasserschildkröten verfüttert werden. Denn sie enthalten Senföle, die zu Blähungen führen können.
Die Möhren haben aufgrund ihrer Bedeutung in der Wasserschildkröten-Ernährung eine eigene Seite bekommen: Möhren für Wasserschildkröten
Literatur
DENNERT, C. (2001): Ernährung von Landschildkröten. – Natur und Tier-Verlag (Münster), 136 S. *
WAPELHORST, X. (2014): Untersuchungen zur Aufnahme und Bedeutung von Beifutter für die Nährstoffversorgung granivorer Ziervogelspezies (Kanarienvögel, Wellensittiche, Rosenköpfchen). – Dr. Hut-Verlag (München), 165 S.