Asiatische Dornschildkröten, Cyclemys spp.

Dornschildkröten stammen aus Asien. Bis zu ihrer Unterschutzstellung im Jahre 2013 wurden diese semiaquatischen Wasserschildkröten gelegentlich importiert, so dass es ein paar Halter:innen von Dornschildkröten in Europa gibt, immer öfter gelingt auch die Zucht. Es sind ruhige und nicht schwer zu pflegende Schildkröten.

Cyclemys pulchristriata, Schöngestreifte Dornschildkröte

Schutzstatus

Alle Dornschildkröten (Cyclemys spp.) stehen im Anhang II des Washingtoner Artenschutzabkommens (CITES) und im Anhang B der EU-Artenschutzverordnung. Daher ist beim Erwerb dieser Wasserschildkröten ein Herkunftsnachweis nötig, außerdem sind sie meldepflichtig.

Dornschildkröten-Arten

Dornschildkröten stammen aus Süd-Asien und Südost-Asien. Von Indien über Nepal, Bangladesch, Myanmar, Thailand, Laos, Vietnam, Kambodscha, Malaysia, Brunei und Singapur kommen sie bis Indonesien vor. Bei den einzelnen Arten ist immer aufgeführt wo genau sie herstammen.

Verbreitungsgebiet aller Dornschildkröten-Arten

Es wird zwischen gelbbäuchigen Dornschildkröten und dunkelbäuchigen Dornschildkröten grob unterschieden. Zu den gelbbäuchigen Dornschildkröten zählen:

  • Cyclemys atripons (Iverson & McCold 1997)
  • Cyclemys dentata (Gray 1831)
  • Cyclemys pulchristiata (Fritz, Gaulke & Lehr 1997)

Die Gruppe der dunkelbäuchigen Dornschildkröten ist etwas größer, dazu gehören folgende Arten:

  • Cyclemys enigmatica (Fritz, Guicking, Auer, Sommer, Wink & Hundsdörfer 2008)
  • Cyclemys fusca (Fritz, Guicking, Auer, Sommer, Wink & Hundsdörfer 2008)
  • Cyclemys gemeli (Fritz, Guicking, Auer, Sommer, Wink & Hundsdörfer 2008)
  • Cyclemys oldhamii (Gray 1863)

In Klammern sind jeweils die Erstbeschreiber der Art aufgeführt und das Jahr in dem die Art beschrieben wurde.

Cyclemys atripons, Kambodscha-Dornschildkröten

Das Verbreitungsgebiet von Cyclemys atripons liegt hauptsächlich in Kambodscha, aber reicht auch bis nach Thailand (TTWG 2017). Die maximale Panzerlänge der Kambodscha-Dosenschildkröte beträgt 23,6 cm (FRITZ et al. 2008).

Cyclemys dentata, Indomalaiische Dornschildkröten

Cyclemys dentata kommt in Brunei, Indonesien, Malaysia, den Philippinen, Singapur und Thailand vor (TTWG 2017). Diese Dornschildkröten-Art erreicht maximal 21,0 cm Panzerlänge (FRITZ et al. 2008).

Cyclemys enigmatica, Rätselhafte Dornschildkröten

Diese Art kommt in Malaysia, Singapur, Indonesien und Thailand vor (TTWG 2017). Der wissenschaftliche Name bezieht sich auf das griechische aínigma, was Rätsel bedeutet, da es lange Verwirrung um die Art gab. Als maximale Panzerlänge wird von FRITZ et al. (2008) 23,5 cm angegeben.

Cyclemys fusca, Myanmar-Dornschildkröten

Das Verbreitungsgebiet von Cylcemys fusca liegt fast ausschließlich in Myanmar (ehemals Birma), reicht teilweise aber bis Indien (TTWG 2017). Der Artname ist lateinisch für braun, weil die Art ziemlich braun gefärbt ist. Es kann eine Panzerlänge bis zu 24,2 cm erreicht werden (FRITZ et al. 2008).

Cyclemys gemeli, Assam-Dornschildkröten

Die Art Cyclemys gemeli bewohnt einen Streifen südlich des Himalaja-Gebirges in den Ländern Bangladesh, Bhutan, Indien, Myanmar und Nepal (TTWG 2017). Diese Dornschildkröten-Art wurde nach dem Wiener Biologen Richard Gemel benannt. Die Assam-Dornschildkröte wird maximal 23,1 cm groß (FRITZ et al. 2008).

Cyclemys oldhamii, Oldhams Dornschildkröten

Cyclemys oldhamii kommt in Kambodscha, Laos, Myanmar, Thailand und Vietnam vor, eventuell auch in China (TTWG 2017). Ein Synonym zu dieser Art ist die Nackenstreifen-Dornschildkröte (Cyclemys tcheponensis), was früher so hieß, heißt also jetzt Cyclemys oldhamii. Mit bis zu 25,4 cm Panzerlänge ist Cyclemys oldhamii die größte Dornschildkröten-Art (FRITZ et al. 2008). Tendenziell sind Männchen kleiner als weibliche Oldhams Dornschildkröten, aber der Unterschied ist nur gering.

Cyclemys pulchristriata, Schöngestreifte Dornschildkröten

Das Verbreitungsgebiet von Cyclemys pulchristriata liegt hauptsächlich im Süden Vietnams, reicht aber auch nach Kambodscha (TTWG 2017). Die Schöngestreifte Dornschildkröte erreiccht eine maximale Panzerlänge von 22,7 cm (FRITZ et al. 2008). Als deutschen Namen könnte man auch Vietnam-Dornschildkröte verwenden. Aber ich finde Schöngestreifte Dornschildkröte in Anlehnung an den wissenschaftlichen Namen passender. Er setzt sich aus den lateinischen Wörtern pulcher für schön und striatus für gestreift zusammen (FRITZ et al. 1997).

Haltung

Es handelt sich bei Dornschildkröten um semiaquatische Wasserschildkröten, oder auch Sumpfschildkröten. Sie benötigen daher ein großes Landteil, denn sie halten sich in der Natur etwa die Hälfte ihrer Aktivitätszeit an Land auf und laufen dort auch viel umher. Dornschildkröten-Jungtiere verbringen noch mehr Zeit im Wasser als ausgewachsene. Im Aquarium halten sich Dornschildkröten oft mehr im Wasser auf, als an Land.

In der Natur bewohnen Dornschildkröten Bäche und Flüsse sowie deren Uferabschnitte. Sie dringen dabei oft sehr weit in die umgebenden Wälder vor. Zur Haltung sind Aquarien ab einer Grundfläche von 120 x 50 cm zu empfehlen, der Wasserstand für ausgewachsene Dornschildkröten kann ruhig 40 cm betragen. Es sollte mit Hilfe von Wurzeln oder Steinen aber auch Bereiche geben, in denen sich die Dornschildkröten nahe der Wasseroberfläche ausruhen können.

Der Landteil sollte etwa ein Viertel bis ein Drittel der Gesamtfläche ausmachen und eine etwa 20 cm hohe Substratschicht haben. Als Substrat eignet sich gut eine leicht feuchte Mischung aus Sand und Blumenerde. Dornschildkröten legen darin nicht nur ihre Eier, sondern verbuddeln sich auch gerne mal an Land. Als Bodengrund im Wasser eignet sich Sand hervorragend.

Weil Dornschildkröten durchaus viel Substrat des Landteils ins Wasser schleppen, muss man leistungsstarke Außenfilter einsetzen. Trotzdem sind regelmäßige Wasserwechsel unabdingbar.

Dornschildkröte beim Sonnenbad auf einem dicken Ast

Zur Beleuchtung sind Halogen-Metalldampf-Lampen mit UV-Anteil, wie von Lucky Reptil das Bright Sun UV Turtle Set* oder Solar Raptor HID* geeignet. Unter der Lampe sollte eine Temperatur von 40-45 °C erreicht werden.

Ernährung & Fütterung

Während es zur Genetik inzwischen schon ein paar wissenschaftliche Untersuchungen gegeben hat, ist mir kein Artikel zur Ernährung der Dornschildkröten in der Natur bekannt. Es handelt sich aber zweifelsohne um Gemischtköstler. Nach SCHILDE (2004) ernährt sich Cyclemys atripons zum Großteil vegetarisch, bei den anderen von ihm besprochenen Arten wird lediglich erwähnt, dass sie Gemischtköstler (omnivor) sind. Jungtiere von Dornschildkröten fressen noch etwas mehr tierische Nahrung als ausgewachsene Exemplare.

In der Studie von KIMMEL (1980) bestand die Nahrung von Cyclemys dentata in der Natur zu fast 90 % aus Blättern.

Im Gegensatz zu vielen Wasserschildkröten können Dornschildkröten als Sumpfschildkröten auch an Land fressen

Jungtiere der Dornschildkröten müssen unbedingt täglich gefüttert werden, ansonsten dellt sich ihr Bauchpanzer ein und dies verwächst sich später auch nicht (SCHILDE 2004).

Der Anteil pflanzlicher Kost sollte für Dornschildkröten mindestens bei 50 % liegen. Es können alle möglichen Wildkräuter und Salate an Land in einer Schale angeboten werden. Gut geeignet ist auch Schildkrötenpudding. Als tierische Futterbestandteile können Fisch, Garnelen, Baby-Mäuse und diverse Insekten gereicht werden.

Gruppenhaltung

Weibliche Dornschildkröten sind friedlich, meistens kann man sie gut in Gruppen mit ihresgleichen halten. Es empfiehlt sich jedoch die Männchen einzeln und separat unterzubringen. Nur zur Verpaarung im Frühjahr und Herbst werden die Wasserschildkröten dann zusammengesetzt.

Zucht und Jahresrhythmus

Damit die Dornschildkröten in Paarungsstimmung kommen, sollte es einen gewissen Jahresrhythmus geben. Eine richtig kalte Überwinterung vertragen Dornschildkröten aber nicht. Es genügt die Temperaturen zu senken und die Beleuchtungsdauer zu reduzieren. Im Hochsommer kann das Wasser durchaus 28 °C und etwas mehr haben, im Winter genügen 20-23 °C. Die Beleuchtungsdauer schwankt zwischen 10 und 14 Stunden.

Um die Paarung auszulösen, kann es auch helfen einen Wasserwechsel mit etwas kälterem Wasser durchzuführen, so dass die Wassertemperatur um ein paar Grad Celsius sinkt. Außerdem kann man dabei den Wasserstand erhöhen. Das können die Dornschildkröten dann als einsetzende Regenzeit interpretieren.

Die Eiablage findet im Frühsommer statt, meistens sind es zwischen einem und vier Eier. Die Eier werden in einer Tiefe von 12-20 cm abgelegt. Jedes Weibchen kann bis zu fünf Gelege pro Jahr absetzen. Die Inkubation erfolgt bei Temperaturen von 27-30 °C in feuchtem Seramis oder anderem Substrat. Nach SCHILDE (2003) benötigen Dornschildkröten-Eier etwa 73 – 76 Tage bis zum Schlupf.

Es sind Kreuzungen mit andern asiatischen Schildkröten (Chinesische Steifenschildkröte, Mauremys sinensis) bekannt, so dass es nicht empfehlenswert ist verschiedene Arten zu vergesellschaften (SCHILDE et al. 2004).

Literatur

Fritz, U., M. Gaulke, & E. Lehr (1997): Revision der südostasiatischen Dornschildkröten-Gattung Cyclemys Bell, 1834, mit Beschreibung einer neuen Art. – Salamandra (Bonn) 33(3): S. 183-212.

Fritz, U., D. Guicking, M. Auer, R. S. Sommer, M. Wink, & A. K. Hundsdörfer (2008): Diversity of the Southeast Asian leaf turtle genus Cyclemys: how many leaves on its tree of life?. – Zoologica scripta, 37(4): S. 367-390.

Karácsony, Z. (2007): Haltung und Nachzucht von Cyclemys dentata (GRAY, 1831) (Reptilia: Testudines: Geoemydidae). Radiata, Lingenfeld, 16 (1): 24-31.

Kimmel, C. E. (1980): A diet and reproductive study for selected species of Malaysian turtles. – Master Thesis, Eastern Illinois University Charleston, Illinois, 39 S.

Schilde, M. (2003): Die Dornschildkröten der Gattung Cyclemys Bell, 1834. – Draco, Münster, 4(1): 37-41.

Schilde, M. (2004): Asiatische Sumpfschildkröten. – Natur und Tier-Verlag (Münster), 190 S.

Schilde, M., D. Barth & U. Fritz (2004): An Ocadia sinensis x Cyclemys shanensis hybrid (Testudines: Geoemydidae). – Asiatic Herpetological Research, 10, S. 120-125.

Schilde, M. & E. Lehr (2002): Zur Haltung und Nachzucht von Cyclemys tcheponensis (Bourret, 1939). – Radiata, Haan, 11(1): 31-34.

Turtle Taxonomy Working Group [Rhodin, A.G.J., J.B. Iverson, R. Bour, U. Fritz, A. Georges, H.B. Shaffer & P.P. van Dijk] (2017): Turtles of the World: Annotated Checklist and Atlas of Taxonomy, Synonymy, Distribution, and Conservation Status (8th Ed.). – In: Rhodin, A.G.J., J.B. Iverson, P.P. van Dijk, R.A. Saumure, K.A. Buhlmann, P.C.H. Pritchard & R. A. Mittermeier (Hrsg.): Conservation Biology of Freshwater Turtles and Tortoises: A Compilation Project of the IUCN/SSC Tortoise and Freshwater Turtle Specialist Group. – Chelonian Research Monographs 7: S. 1–292.