Schildkröte balzt Steine oder andere Gegenstände an

Bei der Haltung eines einzelnen Wasserschildkröten-Männchens in einem Aquarium kann es gelegentlich vorkommen, dass sich die Tiere auf einen (größeren) Stein fixieren. Neben dem herumschieben des Steins innerhalb das Aquariums, kann man dabei gelegentlich Balzverhalten gegenüber des Steins beobachten. Also Vibrieren mit den Krallen der Vorderbeine am Stein und Kopfnicken. Es wirkt dabei so, als würde die Schildkröte den Stein mit einer weiblichen Schildkröte verwechseln.

Meistens betrifft dies Zier-, Höcker- oder Schmuckschildkröten

Das Balzverhalten, Krallenflattern, Kopfwippen, manchmal sogar Umkreisen, wird in Ermangelung eines echten Weibchens oft auf beliebige Objekte übertragen. Steine, Filterrohre, Dekorationen oder sogar der eigene Schatten können zum „Ersatzpartner“ werden. Dabei handelt es sich weniger um eine Krankheit, sondern mehr um eine Verhaltensstörung.

Es zeigt schlicht, dass Ihr Tier vital und hormonell aktiv ist. Gerade in den Frühlings- und Sommermonaten tritt dieses Verhalten häufiger auf, manchmal auch phasenweise über das Jahr verteilt.

Solange keine Verletzungsgefahr besteht (z. B. durch Scheuern oder Anstoßen) und das Tier weiterhin gut frisst, normal aktiv ist und nicht übermäßig gestresst wirkt, besteht kein Handlungsbedarf.

Kurz gesagt: Das Verhalten ist normal und kein Grund zur Sorge.

Wenn das Verhalten sehr intensiv oder dauerhaft wird, kann es helfen:

Reizquellen reduzieren

Ein Spiegel in der Nähe des Aquariums kann eine Schildkröte provozieren. Wasserschildkröten erkennen sich nicht selbst im Spiegelbild und halten ihr Abbild dann für einen Konkurrenten. Manche Materialien (z. B. glatte Flächen, Kunststoffpflanzen) reflektieren ebenfalls oder lösen eine Reaktion aus. Daher sollte man weniger spiegelnde Deko wählen und Steine mit matter Oberfläche verwenden.

Reizquellen erhöhen

Ein eher „leerer“ Lebensraum kann dazu führen, dass sich das Tier an wenigen Objekten „fixiert“, zum Beispiel auf einen Stein. Mehr Rückzugsmöglichkeiten, Pflanzen oder Korkstücke anbieten, um Reize zu verteilen.

Umgebung umstrukturieren

Die Umgebung leicht umzustrukturieren bedeutet, der Schildkröte regelmäßig neue Reize zu bieten und festgefahrene Verhaltensmuster, beispielsweise auf bestimmte Objekte, aufzulockern. Männliche Schildkröten sind sehr aufmerksam, merken sich ihre Umgebung gut und reagieren deutlich auf Veränderungen.

Wenn der „balzanregende“ Stein immer an der selben Stelle liegt, wird er zur festen Reizquelle. Man kann den Stein mal an eine andere Stelle legen oder ihn zeitweise gegen ein anderes, weniger attraktives Objekt austauschen.

Große Pflanzen, Wurzeln oder Steinplatten können dem Tier kurze visuelle Pausen ermöglich, das reduziert Erregung und Balzverhalten. Ideal sind dabei auch überhängende Elemente knapp unter der Wasseroberfläche. Eine offene Schwimmzone und eine ruhige Rückzugsecke mit Kork oder Steinen verhindert monotones Verhalten und fördert natürliches Erkunden.

Man kann auch mit wechselnden Reizen arbeiten, zum Beispiel eine zweite, leicht variierte Deko-Ausstattung parat haben und alle zwei bis drei Wochen rotieren. Die neue Umgebung kann so zu einer Fokusverschiebung führen.

Beschäftigungsfutter

Beschäftigungsfutter dient dazu, das Tier nicht nur zu füttern, sondern auch geistig und körperlich zu fordern. Gerade bei aktiven Männchen kann das helfen, überschüssige Energie abzubauen und den Fokus vom Balzverhalten umzulenken.

Ein schwimmender Plastikbehälter mit kleinen Löchern kann im Aquarium treiben gelassen werden. Füllt man so eine Dose mit Futter, ist die Schildkröte gezwungen sich aktiv damit auseinander zu setzen, damit gelegentlich etwas Futter aus einem der Löcher kommt. Das fördert Ausdauer und Geschicklichkeit, lenkt vor allem aber gut ab.

Wichtig ist, dass Beschäftigungsfutter abwechslungsreich, aber nicht dauerhaft frustrierend ist. Die Schildkröte soll gefordert, aber nicht überfordert werden. Kleine „Siege“ beim Futtererarbeiten sorgen für Ausgeglichenheit und reduzieren monotones Verhalten, wie Aggression gegen Deko.

Kein Weibchen in das Aquarium!

Von der dauerhaften Vergesellschaftung mit einer weiblichen Wasserschildkröte rate ich übrigens eher ab, das führt langfristig oft zu Stress für beide Tiere. Die Gruppenhaltung von Wasserschildkröten ist nicht völlig ohne Probleme, sondern schafft sogar oft neue.

Fazit

Diese kleinen Anpassungen reichen oft schon, um das Verhalten zu mildern, ganz verschwinden wird es aber bei einem gesunden adulten Männchen vermutlich nicht. Und das ist auch okay so.