Mittelamerikanische Schmuckschildkröte, Trachemys venusta

Mit etwas Glück findet man eine Mesoamerikanische Schmuckschildkröte (Trachemys venusta venusta) in einer Zoofachhandlung. Diese Tiere haben gegenüber den Buchstaben-Schmuckschildkröten (Trachemys scripta ssp.) den Vorteil, dass sie innerhalb der Europäischen Union nicht als sogenannte invasive Art gelten. Allerdings: Es handelt sich hierbei um eine tropische Schmuckschildkrötenart, die keinesfalls für die Haltung im Gartenteich geeignet ist. Sie werden ganzjährig bei Temperaturen zwischen 24-30 Grad Celsius gehalten. Mittelamerikanische Schmuckschildkröten (Trachemys venusta) werden über 30 cm groß, entsprechend groß müssen dann auch die Aquarien sein, die zur Haltung dieser wunderschönen Tiere benötigt werden. Ansonsten unterscheidet sich die Haltung dieser besonders schönen Schmuckschildkröten nicht wesentlich von der den bekannten Trachemys– oder Pseudemys-Arten.

Als Baby machen Schmuckschildkröten ihrem Namen alle Ehre, sie sind wirklich schön. Aber sie sind weniger farbenfroh wenn sie größer werden.

Eine junge Trachemys venusta venusta im Aquarium

Unterarten

Die Systematik innerhalb der tropischen Schmuckschildkröten ist noch im Fluss, es gibt gelegentlich neue Arten, andere Arten werden zur Unterart, Unterarten werden zur Art. Da besteht noch Forschungsbedarf. So wird derzeit eine relativ wilde Systematik anerkannt.

Neben der Nominatform, der Mesoamerikanischen Schmuckschildkröte (Trachemys venusta venusta), gibt es außerdem drei bis fünf weitere Unterarten der Mittelamerikanischen Schmuckschildkröte (Trachemys venusta).

Art: Mittelamerikanische Schmuckschildkröte, Trachemys venusta

Unterarten:

  • Mesoamerikanische Schmuckschildkröte, Trachemys venusta venusta
  • Huastecan-Schmuckschildkröte, Trachemys venusta cataspila
  • Kinnfleck-Schmuckschildkröte, Trachemys venusta callirostris
  • Venezuela-Schmuckschildkröte, Trachemys venusta chichiriviche
  • Yucatán-Schmuckschildkröte, Trachemys venusta iversoni
  • Uhrigs-Schmuckschildkröte, Trachemys venusta uhrigi

Bei den im Zoohandel angebotenen Trachemys venusta handelt es sich in der Regel im Trachemys venusta venusta, also Mesoamerikanische Schmuckschildkröten.

Die Kinnfleck-Schmuckschildkröte kann man als Art bezeichnen, also Trachemys callirostris, aber auch als Unterart, dann heißt sie Trachemys venustra callirostris. Mit der Venezuela-Schmuckschildkröte wird es noch wilder. Wenn man callirostris als Art ansieht, dann heißt sie Trachemys callirostris chichiriviche. Wenn man callirostris jedoch als Unterart ansieht, dann Trachemys venusta chichiriviche.

Die als Trachemys venusta panamensis beschriebene Panama-Schmuckschildkröte wird heute als Trachemys grayi panamensis bezeichnet, gehört also einer anderen Art an.

Halbwüchsige Huastecan-Schmuckschildkröte (Trachemys venusta cataspila). Foto: Alvenix Zul, Quelle

Verbreitungsgebiet

Die natürliche Verbreitung der Mittelamerikanischen Schmuckschildkröte (Trachemys venusta) liegt in Mittelamerika, um genau zu sein in Belize, Kolumbien, Costa Rica, El Salvador, Guatemala, Honduras, Mexiko, Nicaragua und Panama. Die einzelnen Unterarten bewohnen jeweils ein kleineres Gebiet, nach der Turtle Taxonomy Working Group (2017) ist das Verbreitungsgebiet der Unterarten so:

Die Mesoamerikanische Schmuckschildkröte (Trachemys venusta venusta) kommt in Belize, Guatemala und Mexiko (Campeche, Chiapas, Oaxaca, Quintana Roo, Tabasco, Tamaulipas, Veracruz) vor.

Die Huastecan-Schmuckschildkröte (Trachemys venusta cataspila) hat ihr Verbreitungsgebiet in Mexiko (San Luis Potosi, Tamaulipas, Veracruz).

Die Kinnfleck-Schmuckschildkröte (Trachemys venusta callirostris) wird im englischen „Colombian Slider“ genannt, auf deutsch gelegentlich auch Kolumbianische Schmuckschildkröte. Ihr Verbreitungsgebiet liegt in Kolumbien (Antioquia, Atlántico, Bolívar, Cesar, Córdoba, Cundinamarca, La Guajira, Magdalena, Santander, Sucre) und Venezuela (Zulia).

Die Venezuela-Schmuckschildkröte (Trachemys venusta chichiriviche) kommt, wenig überraschend, in Venezuela (Carabobo, Falcón, Yaracuy) vor.

Die Yucatán-Schmuckschildkröte (Trachemys venusta iversoni) ist ebenfalls in Mexiko (Quintana Roo, Yucatán) beheimatet.

Uhrigs-Schmuckschildkröte (Trachemys venusta uhrigi) kommt in Kolumbien (Antioquia, Chocó), Costa Rica, Honduras, Nicaragua und Panama vor.

Mesoamerikanische Schmuckschildkröte (Trachemys venusta venusta) in der Natur. Foto: Judy Gallagher, Quelle

Name

Der deutsche Name Mesoamerikanische Schmuckschildkröte klingt merkwürdig, was heißt das überhaupt? Das Gebiet Mesoamerika sind Länder mit einer ähnlichen (früheren) Kultur. Es umfasst die heutigen Staaten Mexiko, Belize, Guatemala, El Salvador, Honduras, Nicaragua und Costa Rica. Bekannte mesoamerikanische Kulturen sind beispielweise die Maya und die Azteken.

Gelegentlich wird als deutscher Name Karibische Schmuckschildkröte verwendet, dieser Name passt nicht, da diese Schildkröte in der Karibik überhaupt nicht vorkommt. Die Karibik sind die im Karibischen Meer befindlichen Inseln und Inselgruppen (z. B. Bahamas, Kuba, Jamaika, Dominikanische Republik, Martinique, Curacao, Aruba…)

Der wissenschaftliche Name venusta ist abgeleitet vom lateinischen Wort „venustus“ (Venus), was elegant oder charmant bedeutet. Es bezieht sich auf die verzierten Panzermuster.

Auch der Name Mittelamerikanische Schmuckschildkröte wird genutzt, vor allem im Zoohandel. Mittelamerika ist Mesoamerika und die Karibik zusammen.

In Zoohandlungen ebenfalls genutzt wird der Name Mexikanische Ornamentschildkröte. Den Namenspart „Ornament“ kann ich aufgrund der Zeichnungen des Rückenpanzers ja noch durchgehen lassen. Aber die Importschlüpflinge stammen bestimmt nicht aus Mexiko, da dieses Land den Export von Reptilien strikt reglementiert.

Rückenpanzer einer jungen Trachemys venusta venusta

Größe und Gewicht

Es kursieren wilde Angaben zur Größe von tropischen Schmuckschildkröten, teilweise ist von mehr als 60 cm Panzerlänge die Rede. Aber so groß werden diese Schmuckschildkröten in der Regel nicht. Wirklich gute und glaubhafte Daten zur Maximalgröße von tropischen Schmuckschildkröten sind schwierig zu finden. Realistisch scheint mir eine maximale Panzerlänge von plus/minus 30 cm.

Während bei nordamerikanischen Schmuckschildkröten die Weibchen deutlich größer als die Männchen werden, stimmt dies für Mittelamerikanische Schmuckschildkröten nicht, hier werden Weibchen und Männchen etwa gleich groß.

Bei den von VOGT (1990) vermessenen Trachemys venusta hatte das größte Weibchen eine Panzerlänge von 33,0 cm und wog 5,05 kg. Das größte Männchen hatte eine Panzerlänge von 33,1 cm und wog 4,4 kg.

In einer Studie von CEBALLOS & BRAND (2014) wurden folgende Daten für Mesoamerikanische Schmuckschildkröten (Trachemys venusta) erhoben:

DurchschnittMaximum
Körper-Gewicht1738 g3205 g
Panzer-Länge23,18 cm28,07 cm
Panzer-Breite17,58 cm22,21 cm

LEGLER (1990) gibt als maximale Panzerlänge für Männchen 34,1 cm an, im Schnitt hatten die von ihm untersuchten männlichen Trachemys venusta 19,2 cm. Das größte Weibchen hatte eine Panzerlänge von 42,4 cm, im Schnitt waren sie 23,2 cm groß.

In der Erstbeschreibung (MCCORD et al. 2010) von Uhrigs-Schmuckschildkröte (Trachemys venusta uhrigi) wird als Endgröße eine Panzerlänge von 30 cm angegeben. Für die Yucatán-Schmuckschildkröte (Trachemys venusta iversoni) wird lediglich eine Panzerlänge von 20 cm angegeben, wohingegen die Mesoamerikanische Schmuckschildkröte (Trachemys venusta venusta) bis zu 48 cm Panzerlänge erreichen soll.

In der Arbeit von HENNIG et al. (2006) wird für Kinnfleck-Schmuckschildkröten eine maximale Panzerlänge von 30 cm bei Weibchen und 25,2 cm bei Männchen angegeben. Üblicherweise sollen weibliche Trachemys venusta callirostris 19-24 cm Panzerlänge erreichen, männliche Exemplare 25-20 cm. Die Angaben zum Gewicht der Weibchen liegen zwischen 1247 g (bei 20,1 cm Länge) und 2233 g (bei 25,6 cm Panzerlänge), die Männchen sind mit 704-934 g leichter (und kleiner: 16-19,3 cm).

Man kann also sagen, dass es sich um relativ große Wasserschildkröten für das Wohnzimmer-Aquarium handelt. Sicherlich ist es ein Vorteil für Beginner, dass man sich keine Gedanken um die Überwinterung der Schildkröten machen muss, aber man benötigt große Aquarien.

Bauchpanzer einer jungen Trachemys venusta venusta

Ernährung

Mittelamerikanische Schmuckschildkröten sind typische aquatische Allesfresser die eine Vielfalt an Futtermitteln zu sich nehmen, im Grunde fast alles was im Wasser lebt.

In einer Studie von DE VIVERO TOVIO (2019) an Kinnfleck-Schmuckschildkröten (Trachemys venusta callirostris) wurden an pflanzlichem Futter reichlich Gräser, Algen und Samen gefunden, außerdem in kleineren Mengen Blüten und Blattstiele. An tierischer Nahrung wurden Fisch, Muscheln und andere Weichtiere sowie Insekten gefunden. Der Anteil pflanzlicher Nahrung war bei Männchen größer als bei Weibchen.

Im Aquarium sollte man die Fütterung möglichst abwechslungsreich gestalten, es gibt diverse getrocknete Futtertiere, Frostfutter und Lebendfutter.

Der Anteil an Pflanzlichem Futter für Schlüpflinge von Mittelamerikanischen Schmuckschildkröten sollte bei 50 % liegen und sich dann steigern. Nach einem Jahr liegt der Anteil pflanzlicher Nahrung bereits bei 65 %. Ab 10 cm Panzerlänge sollte der Anteil pflanzlichen Futters dann bei 80 % liegen.

Als pflanzliche Futtermittel sind natürlich insbesondere Wasserpflanzen geeignet, aber auch Wildkräuter und Salate. Da Schmuckschildkröten zu einem Mangel an Vitamin A neigen sollte ihnen einmal pro Woche geriebene Möhre angeboten werden.

Ein gutes Pellet-Futter für Schmuckschildkröten ist Turtle Adult Nature* von Sera. Man kann es gelegentlich zur Rohfaser-Versorgung und Vitamin A-Versorgung nutzen. Diese Pellets enthalten mehr Rohfaser als andere Wasserschildkrötensticks, unter anderem durch die enthaltenen Wasserlinsen.

Aquarium

Größe

Es gibt eine Faustformel für die Aquariengröße, es sollte mindestens fünf mal so lang wie der Panzer der Wasserschildkröte sein. Wenn du ein bis zwei Schlüpflinge von Trachemys venusta erwirbst, dann genügt zunächst ein Aquarium mit 100 cm Länge. Kleiner würde ich nicht anfangen, denn tropische Schmuckschildkröten wachsen sehr schnell. In dem 100 cm-Aquarium können die Schildkröten zunächst bis zu einer Panzerlänge von 15 cm bleiben. Ab dann sollte das Aquarium mindestens die Maße 150 x 60 x 60 cm haben, besser sogar 200 x 80 x 80 cm.

Der Wasserstand muss immer mindestens der doppelten Panzerlänge entsprechen, darf aber auch höher sein.

Zur Filterung sind bei Schmuckschildkröten großzügig dimensionierte Außenfilter zu empfehlen.

Einrichtung

Schmuckschildkröten benötigen vor allem Schwimmraum, daher ist die Einrichtung nicht so immens wichtig, es darf ins Aquarium was gefällt, aber nicht schädlich ist. Für den Boden empfehle ich eine Schicht Sand oder Kies. Mit ein paar größeren Steinen oder Wurzeln kann man etwas Struktur schaffen.

Eine Bepflanzung des Aquariums ist nicht möglich, da Schmuckschildkröten die Pflanzen auffressen. Aber es sollten sich trotzdem immer ein paar Wasserpflanzen als Futter im Aquarium befinden, diese braucht man aber nicht einpflanzen, sondern kann sei frei treiben lassen.

Wichtig ist ein Landteil, auf dem die Schmuckschildkröten vollständig abtrocknen können, auch der Bauchpanzer. Dazu kann man beispielsweise aus Kork oder Weidenholzbrücken etwas basteln. Für Weibchen die größer als 15 cm sind muss außerdem ein Eiablageplatz zur Verfügung stehen, damit es nicht zu einer Legenot kommt.

Beleuchtung

Auf das Landteil muss ein Wärmespot (kein Infrarot) gerichtet sein der für eine punktuelle Erwärmung auf 40-45 °C sorgt. Als wechselwarme Reptilien können Schmuckschildkröten ihre Körpertemperatur nicht selbst erhöhen, sondern nur bei einem Sonnenbad. Um eine ausreichende Vitamin D-Versorgung sicherzustellen ist außerdem UV-B-Licht nötig. Außerdem können Schmuckschildkröten UV-Licht sehen, am empfindlichsten sind sie bei 372 nm. Die Lampe für Mesoamerikanische Schmuckschildkröten muss also nicht nur sichtbares Licht abgeben, sondern auch Wärmestrahlung und UV-Licht.

Das Sonnenbad ist DIE Beschäftigung für Wasserschildkröten. Während des Sonnens erhöhen sie ihre Körpertemperatur um bis zu 10 °C gegenüber der Wassertemperatur. Kleinere Schmuckschildkröten sonnen sich zwar meistens kürzer als größere, dafür aber öfters. Selbst unter idealen Bedingungen in der Natur nehmen Schmuckschildkröten aber nicht unbedingt täglich ein Sonnenbad. Haben Schmuckschildkröten Nahrung zu verdauen, so sonnen sie sich häufiger, als ohne Nahrung im Magen-Darm-Trakt. Die aufgenommene Wärme während des Sonnenbades beschleunigt die Verdauung und macht sie auch effizienter.

Beleuchtung ohne Vorschaltgerät

Wenn es eine Beleuchtung ohne Vorschaltgerät sein soll, dann empfehle ich eine Mischlichtlampe. Auf den Verpackungen steht dann manchmal auch, dass ein Vorschaltgerät in der Lampe eingebaut ist. Irgendwo stimmt das auch. Mischlichtlampen sind eine Mischung aus zwei Lampen, einer Glühbirne in Kombination mit einer Quecksilber-Dampf-Lampe. Der Glühdraht des Glühbirnen-Anteils fungiert als „Vorschaltgerät“ der Quecksilber-Dampf-Lampe.

Eine Mischlichtlampe liefert Wärme, UV-B und Licht. Für eine Mesoamerikanische Schmuckschildkröte bis maximal 20 cm genügt 100 Watt, bei größeren Schildkröten 160 Watt. Geeignet ist beispielsweise die ZooMed Powersun UV* oder Hobby UV Reptile vital* oder Trixie ProSun Mixed D3*. Als Lampenfassung ist der Exo Terra Light Dome UV* geeignet. Pflegt man mehrere große Schmuckschildkröten so gibt es auch eine 275 Watt-Version: Drago-Lux easy UV*.

Egal ob du eine Birne mit Vorschaltgerät oder ohne verwendest, mit der Zeit lässt der UV-Anteil aller Lampen nach. Daher solltest du jährlich eine neue Birne kaufen.

Halbwüchsige Huastecan-Schmuckschildkröte (Trachemys venusta cataspila). Foto: William L. Farr, Quelle

Beleuchtung mit Vorschaltgerät

Eine Lampe mit Vorschaltgerät ist besser. Gemeint sind Halogen-Metalldampf-Lampen mit UV-Anteil. Die ist nicht nur heller, sondern auch vom Spektrum näher an der Sonne. Das lebensnotwendige UV-B-Licht enthält sie auch, außerdem gibt sie Wärme ab. Mein Rat: nimm eine Lampe mit Vorschaltgerät! Außerdem verbrauchen diese Lampen auch weniger Strom. Sie sind zwar in der Anschaffung teurer, aber auf lange Sicht dann doch günstiger.

Keine Angst vor dem Vorschaltgerät, das ist nur ein kleiner Kasten im Kabel. Das war es schon. Natürlich macht das Vorschaltgerät auch etwas, es sorgt für eine ausreichende Zündspannung beim Anschalten der Lampe. Aber davon merkt man nichts.

Für eine Mesoamerikanische Schmuckschildkröte bis 20 cm Panzerlänge genügt eine 70 Watt Halogen-Metalldampf-Lampe mit UV-Anteil. Für größere Wasserschildkröten sollte es eine 150 Watt-Lampe sein. Ich empfehle als 70 Watt-Lampe das Lucky Reptile Bright Sun Set Turtle* oder eine ZooMed Powersun HID*. Eine gute 150 Watt-Lampe ist die SolarRaptor HID*.

Schmuckschildkröten sind häufig nicht sonderlich ängstlich und zeigen selbst beim Handling ihren Kopf

Wassertemperatur

Alle Unterarten der Mittelamerikanischen Schmuckschildkröten bewohnen die Tropen, sie kennen alle keine Winter. Das ist ein Vorteil, denn man braucht diese Schmuckschildkröten nicht kalt überwintern. Das ist aber auch ein Nachteil, denn sie sind absolut nicht für die Haltung im Gartenteich geeignet.

Wenn du im Zoohandel eine kleine Mittelamerikanische Schmuckschildkröte kaufst, dann empfehle ich dir zunächst eine Wassertemperatur von 29-30 °C. Bei dieser ziemlich hohen Temperatur kommt der Kreislauf der Schildkröte auf Touren und normalerweise fressen die Schildkröten dann auch gut. Nach einem halben Jahr kannst du die Temperatur dann langsam auf 26-28 °C senken.

Man hält die Mittelamerikanischen Schmuckschildkröten das ganze Jahr über bei einer Wassertemperatur von 26-28 °C und einer Beleuchtungslänge von 12 Stunden.

Einen Jahresverlauf wie man es von den nordamerikanischen Wasserschildkröten kennt, braucht man für Mittelamerikanische Schmuckschildkröten nicht zu simulieren.

Klima in der Natur

Die Tagesmitteltemperatur aus Klimadiagrammen entspricht relativ genau der durchschnittlichen Wassertemperatur von großen Gewässern in der Natur.

Mittlere Temperatur in Belize (Belize), Vorkommensgebiet der Mesoamerikanischen Schmuckschildkröte (Trachemys venusta venusta):

MonatMittlere Temperatur
Jan.25,4 °C
Feb.25,4 °C
März25,9 °C
April26,7 °C
Mai27,6 °C
Juni28,0 °C
Juli28,3 °C
Aug. 28,5 °C
Sept.28,2 °C
Okt.27,6 °C
Nov.27,1 °C
Dez.26,1 °C
Klima in Belize (MÜLLER 1996)
Junge Wasserschildkröten verstecken sich gerne zwischen Pflanzen und entspannen in einer so geschaffenen Flachwasserzone

Mittlere Temperatur in Barranquilla (Kolumbien), Vorkommensgebiet der Kinnfleck-Schmuckschildkröte (Trachemys venusta callirostris):

MonatMittlere Temperatur
Jan.26,8 °C
Feb.26,9 °C
März27,4 °C
April28,4 °C
Mai28,9 °C
Juni28,7 °C
Juli28,7 °C
Aug. 28,9 °C
Sept.28,6 °C
Okt.28,2 °C
Nov.28,1 °C
Dez.28,0 °C
Klima in Barranquilla (MÜLLER 1996)

Gruppen- oder Einzelhaltung?

Für Beginner der Wasserschildkröten-Haltung ist unbedingt zu empfehlen nur eine Schmuckschildkröte zu pflegen. Damit kann man den vielen Problemen der Gruppenhaltung von vorneherein aus dem Weg gehen. Da Schmuckschildkröten Einzelgänger sind ist das für die Tiere auch kein Problem.

Möchte man sich doch an der Gruppenhaltung versuchen, so klappt das mit Schmuckschildkröten die noch nicht geschlechtsreif sind meistens ganz gut. Aber sobald die Schildkröten in die Pubertät kommen gehen die Probleme los. Männchen sind untereinander sehr zänkisch und gegenüber Weibchen zu aufdringlich, daher sollte man sie unbedingt einzeln halten. Bei Weibchen kann eine Gruppenhaltung klappen, aber man muss die Tiere gut beobachten, ob sie sich stressen oder beißen.

Vermehrung

Die Geschlechtsreife von Trachemys venusta venusta tritt bei Weibchen mit einer Panzerlänge zwischen 19 und 24 cm ein (VOGT 1990). Für Trachemys venusta callirostris wird eine Panzerlänge von 10 cm bei Männchen und 15 cm bei Weibchen angegeben (DAZA & PÁEZ 2007).

Die Unterscheidung von Männchen und Weibchen ist ähnlich wie bei anderen Schmuckschildkröten: Geschlechtsbestimmung bei Schmuckschildkröten. Aber: die Männchen der mittelamerikanischen Schmuckschildkröten haben KEINE verlängerten Krallen an den Vordergliedmaßen. Das sichere Merkmal zur Unterscheidung der Geschlechter ist ihr Schwanz. Männchen der mittelamerikanischen Schmuckschildkröten haben spitzere und längere Nasen als Weibchen.

Die Balz der Mittelamerikanischen Schmuckschildkröten ist nicht so ausgefallen geplant wie bei nordamerikanischen Schmuckschildkröten. Die Begründung ist einfach: in Nordamerika gibt es eine Vielzahl gestreifter Schmuckschildkröten, da muss man anders unterscheiden wer ein geeigneter Geschlechtspartner ist. In Mittelamerika kommen zwar im Verbreitungsgebiet der Schmuckschildkröten auch andere Schildkröten vor, aber keine ist gestreift. Da passieren nicht so leicht Fehler bei der Auswahl der Sexualpartner.

In der Studie von VOGT (1990) legten die Weibchen bis zu vier Gelege pro Saison, die Gelege bestanden aus fünf bis 22 Eiern. In der Natur schlüpften die Jungtiere nach 63-74 Tagen.

Bei HENNIG et al. (2006) wurden die Eier von Kinnfleck-Schmuckschildkröten (Trachemys venusta callirostris) in einer Tiefe von bis zu 20 cm im Substrat vergraben. Pro Weibchen gab es zwei bis vier Gelege pro Jahr mit jeweils sechs bis 21 Eier.

Im Inkubator kamen die Schlüpflinge bei einer Bruttemperatur von 27,5-28,5 °C nach 62-74 Tagen, bei 29,5-30,5 °C hingegen schon nach 42-57 Tagen zur Welt. Bei über 29 °C schlüpften nur Weibchen, bei 27,5 °C Bruttemperatur entwickelten sich genauso viele Männchen wie Weibchen in den Eiern. Bei 26 °C schlüpfen nur Männchen (VOGT 1990, VOGT & FLORES-VILLEA 1992, TORRES et al. 2014).

Halbwüchsige Huastecan-Schmuckschildkröte (Trachemys venusta cataspila). Foto: Alvenix Zul, Quelle

Literatur

Ceballos, C. P. & W. A. Brand (2014): Morphology and conservation of the Mesoamerican slider (Trachemys venusta, Emydidae) from the Atrato river basin, Colombia. – Acta Biológica Colombiana, 19(3), S. 483-488.

Daza, J. M. & V. P. Páez (2007): Morphometric variation and its effect on reproductive potential in female Colombian slider turtles (Trachemys callirostris callirostris). – Herpetologica, 63(2), S. 125-134.

De Vivero Tovio, M. M. (2019): Ecología alimentaria y reproductiva, y patrones de utilización de Trachemys callirostris (Gray, 1856) en el complejo cenagoso del municipio de San Benito Abad, Sucre, Colombia. – Masterarbeit, Universidad de Surce, 115 S.

Hennig, A. S., V. Naths & W. Helm (2006): Haltung und Vermehrung der Kolumbianischen schmuckschildkröte, Trachemys callirostris callirostris (Gray, 1856). – Radiata, 15(1), S. 23–31.

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Kamprath, U. (1990): Nachzucht der Venezuela-Schmuckschildkröte Chrysemys scripta (ornata) chichiriviche (PRITCHARD & TREBBAU 1984). – Sauria, 12 (1): S. 11-14.

Legler, J. M. (1990): The genus Pseudemys in Mesoamerica: taxonomy, distribution, and origins. – In Gibbons, J. W. (Hrsg.): Life history and ecology of the slider turtle, S. 82-105.

Naths, V. & A. S. Hennig (2005): Bemerkungen zur Haltung der Venezuela-Schmuckschildkröte, Trachemys callirostris chichiriviche. – Radiata, 14(4), S. 20–24. 

McCord, W. P., M. Joseph-Ouni, C. Hagen, & T. Blanck (2010): Three new subspecies of Trachemys venusta (Testudines: Emydidae) from Honduras, northern Yucatán (Mexico), and pacific coastal Panama. – Reptilia, 71, S. 39-49.

Müller, M. (1996): Handbuch ausgewählter Klimastationen der Erde. – Trier (Forschungsstelle Bodenerosion der Universität Trier Mertesdorf [Ruwertal] 5) 400 S.

Turtle Taxonomy Working Group [Rhodin, A.G.J., J.B. Iverson, R. Bour, U. Fritz, A. Georges, H.B. Shaffer & P.P. van Dijk] (2017): Turtles of the World: Annotated Checklist and Atlas of Taxonomy, Synonymy, Distribution, and Conservation Status (8th Ed.). – In: Rhodin, A.G.J., J.B. Iverson, P.P. van Dijk, R.A. Saumure, K.A. Buhlmann, P.C.H. Pritchard & R. A. Mittermeier (Hrsg.): Conservation Biology of Freshwater Turtles and Tortoises: A Compilation Project of the IUCN/SSC Tortoise and Freshwater Turtle Specialist Group. – Chelonian Research Monographs 7: S. 1–292.

Torres, K. L., A. A. H. Franyutti, M. D. C. U. Aranzábal & U. H. Vidal (2014): Características reproductoras de la tortuga dulceacuícola hicotea (Trachemys venusta). – Kuxulkab, 17(33), S. 43-49.

Vargas‐Ramírez, M., C. del Valle, C. P. Ceballos & U. Fritz (2017): Trachemys medemi n. sp. from northwestern Colombia turns the biogeography of South American slider turtles upside down. – Journal of Zoological Systematics and Evolutionary Research, 55(4), S. 326-339.

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