Im Handel werden gelegentlich ausgewachsene Pennsylvania-Klappschildkröten angeboten, oftmals handelt es sich bis zur Unterschutzstellung dabei um Wildfänge. Diese sind oft nicht einfach am Leben zu erhalten. Wenn du in die Wasserschildkröten-Haltung einsteigen möchtest, dann empfehle ich dir unbedingt einheimische Nachzuchten zu erwerben.
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Schutzstatus
Auf der letzten CITES-Konferenz wurden alle Klappschildkröten in den Anhang II aufgenommen. Das entspricht in der EU dem Anhang B der EU-Artenschutzverordnung. Beim Erwerb von Klappschildkröten benötigt man daher einen Herkunftsnachweis und muss die Schildkröten bei der zuständigen Artenschutzbehörde anmelden.
Größe
Weibchen erreichen eine Panzerlänge von maximal 12,5 cm. Die männlichen Pennsylvania-Klappschildkröten bleiben mit maximal 11 cm etwas kleiner. Die Unterschiede bei den Unterarten sind nur minimal. Während für Kinosternon subrubrum subrubrum 12,5 cm angegeben werden, so werden für Kinosternon subrubrum hippocrepis und Kinosternon steindachneri maximal 12,1 cm Panzerlänge in der Literatur angegeben (ERNST & LOVICH 2009).
Verbreitung
Trotz des Namens kommt die Pennsylvania-Klappschildkröte nicht nur in Pennsylvania, sondern im gesamten Südosten der USA vor. Es gab drei Unterarten (Kinosternon s. subrubrum, K. s. hippocrepis und K. s. steindachneri) die sich vor allem dadurch unterscheiden, dass sie aus verschiedenen Gebieten kommen. Die Nominatform (Kinosternon s. subrubrum) bewohnt den nördlichen Teil des Verbreitungsgebietes. Den Mississippi und seine Zuflüsse bewohnt Kinosternon s. hippocrepis.
In Florida kommt Kinosternon subrubrum steindachneri vor, inzwischen wird sie nicht mehr als Unterart von Kinosternon subrubrum angesehen, sondern als eigene Art und heißt somit Kinosternon steindachneri.
Es gibt auch deutsche Namen für diese Schildkröten. Wenn von der Pennsylvania-Klappschildkröte die Rede ist, dann ist Kinosternon subrubrum gemeint, also die Art mit den beiden Unterarten. Die Unterarten heißen Östliche Klappschildkröte (Kinosternon subrubrum subrubrum) und Mississippi-Klappschildkröte (Kinosternon subrubrum hippocrepis). Die in Florida vorkommende Form heißt Steindachners Klappschildkröte (Kinosternon steindachneri).
Schutzstatus
Sowohl Kinosternon subrubrum (mit beiden Unterarten) als auch Kinosternon steindachneri stehen NICHT unter Artenschutz. Wenn du Schildkröten vom Züchter oder im Handel erwirbst benötigst du also keine Papiere.
Aquarium
Für ein ausgewachsenes Weibchen dieser Klappschildkröten muss das Aquarium eine Größe von mindestens 80 x 40 x 40 cm haben, der Wasserstand sollte 30-40 cm betragen. Die Männchen sind nur etwas kleiner, es wird aber ja kein Raum für den Eiablageplatz verloren, daher ist für sie auch schon ein Aquarium ab einer Größe von 60 x 30 x 30 cm geeignet, aber auch für sie ist ein 80 cm-Aquarium zu empfehlen.
Wenn du einen Schlüpfling bei einem Züchter erwirbst empfehle ich dir zunächst ein kleineres Aquarium (40 oder 50 cm Länge). Dort hast du einen besseren Überblick, die Schlüpflinge sind nämlich verdammt klein. Auch solltest du den Züchter fragen welchen Wasserstand die Klappschildkröten bisher gewohnt sind und erstmal nicht mehr anbieten. Wenn die Schildkröte wächst kannst du den Wasserstand dann langsam und schrittweise erhöhen.
Klappschildkröten gehören zu den kletterfreudigen Wasserschildkröten und schwimmen weniger gerne. Das muss man bei der Einrichtung des Aquariums beachten. Die Wasseroberfläche sollte immer auch kletternd erreichbar sein. Dazu werden Wurzeln und Steine in das Aquarium eingebracht. Außerdem ist (insbesondere bei Jungtieren) eine reichhaltige Bepflanzung zu empfehlen.
Für Jungtiere und Männchen genügt ein Korkast oder eine Weidenholzbrücke als Landteil, den Weibchen muss auch ein Eiablageplatz zur Verfügung stehen.
Beleuchtung
Röhre plus Spot
Dies ist die etwas schlechtere Alternative, die Grundbedürfnisse werden aber erfüllt. Es gibt keine LEDs mit UV-Anteil, daher muss man eine Leuchtstoffröhre oder eine Kompaktleuchtstofflampe (“Energiesparlampe“) nutzen, da gibt es speziell für die Reptilienhaltung entwickelte Modelle mit UV-A- und UV-B-Anteil. Diese Lampen geben jedoch kaum Wärme ab, vor allem nicht gebündelte Wärme. Daher benötigt man zusätzlich einen Halogen-Spot, der auf das Landteil gerichtet wird und für die nötigen 40-45 °C sorgt.
Ein fertiges Set aus UV-Lampe, Wärmelampe und passender Fassung ist das Zoo Med Aquatic Turtle UVB & Heat Lighting Kit*. Alternativ kannst du auch als Fassung Zoo Med Mini Combo Dome*, als UV-Lampe Exo Terra Reptilie UVB 150* und als Wärmespot Trixi HeatSpot Pro* kombinieren.
Zum Aufhängen der Lampen kannst du die Exo Terra Haltevorrichtung* oder den Zoo Med Lamp Stand* verwenden.
Halogen-Metalldampflampe mit UV-Anteil
Dies ist der Gold-Standard, also die beste Beleuchtung, die du deiner Klappschildkröte bieten kannst. Denn Halogen-Metalldampflampen haben nicht nur ein sonnenähnliches Spektrum, sondern auch UV-A und UV-B. Außerdem geben sie Wärme ab. Zusatz-Nutzen: sie verbrauchen weniger Energie als die Kombination von zwei Lampen. Du benötigst nämlich nur eine Lampe. Für eine Klappschildkröte genügt eine 35 W Halogen-Metalldampflampe mit UV-Anteil, zum Beispiel das SolarRaptor HID-Lamp Set inkl. EVG + ClampLamp* oder das Exo Terra Sun Ray Beleuchtungskomplettset*. Den Abstand zum Landteil wählst du so, dass dort 40-45 °C erreicht werden. Meistens sind es ungefähr 20-30 cm. Mit einem Thermometer mit Fernfühler* musst du das aber überprüfen, denn es gibt viele Einflussfaktoren (Umgebungstemperatur, Lampenschirm etc).
Die Erfahrung zeigt, dass sich Klappschildkröten unter einer hochwertigen Lampe, also einer Halogen-Metalldampflampe mit UV-Anteil öfter sonnen, als unter einem gewöhnlichen Spot. Sie scheinen also ein Gespür dafür zu haben, wie das Licht ist und nicht nur ob Wärme vorhanden ist.
Gruppenhaltung
Klappschildkröten eignen sich generell nicht gut zur Gruppenhaltung. Insbesondere für Beginner der Wasserschildkröten-Haltung empfehle ich die Haltung eines einzelnen Exemplars. Da Klappschildkröten Einzelgänger sind ist das auch kein Problem für die Schildkröte.
Probleme entstehen eher bei der gemeinsamen Haltung mehrerer Klappschildkröten. Insbesondere Männchen sind sehr aggressiv und müssen grundsätzlich einzeln gehalten werden (sie eignen sich auch nicht für eine Männchen WG). Da die Männchen ständig paarungsbereit sind würden sie Weibchen sehr stressen, daher werden die Geschlechter nur gezielt zur Paarung im Frühjahr und Herbst unter Kontrolle zusammengesetzt.
Weibliche Klappschildkröten kann man in einem großen Aquarium (ab 120 cm Länge) eventuell gemeinsam pflegen. Aber auch da gibt es keine Garantie. Es kann immer (auch noch nach Jahren) zu Steitigkeiten unter den Weibchen kommen, die eine Trennung erforderlich machen. Grundsätzlich funktionieren Gruppenhaltungen bei drei oder mehr Weibchen am besten.
Ernährung
Klappschildkröten sind Gemischtköstler, ernähren sich also sowohl von tierischen als auch von pflanzlichen Futterbestandteilen. Der Anteil pflanzlicher Nahrung ist bei der Pennsylvania-Klappschildkröte mit etwa 20 % allerdings relativ gering.
Die Nahrung von Pennsylvania-Klappschildkröten setzte sich in der Natur in der Studie von MAHMOUD (1968) so zusammen:
Insekten | 30,4 % |
Krebstiere | 1,4 % |
Weichtiere | 31,8 % |
Amphibien | 2,2 % |
Aas | 11,9 % |
Wasserpflanzen | 22,3 % |
Gewöhnlich frisst die Pennsylvania-Klappschildkröte an der Wasseroberfläche, aber auch am Gewässerboden. Gelegentlich wurde sogar beobachtet wie diese Wasserschildkröten an Land fraßen (ERNST & LOVICH 2009).
Im Aquarium kann man Pennsylvania-Klappschildkröten die ganze Palette getrockneter Futtertiere, Frostfutter und Lebendfutter anbieten. Als pflanzliche Nahrung sind natürlich insbesondere Wasserpflanzen wie zum Beispiel Wasserlinsen geeignet. Einzelne Exemplare nehmen auch geriebene Möhre an. Pflanzliche Nahrung wird insbesondere bei hohen Wassertemperaturen im Sommer verzehrt.
Überwinterung
Für die Überwinterung von Pennsylvania-Klappschildkröten muss man wissen welche Unterart man pflegt. Während zwei Unterarten eine kühle Überwinterung bei 10-15 °C und völliger Dunkelheit benötigen, ist für die aus Florida stammende Kinosternon steindachneri eine Absenkung auf Zimmertemperatur und reduzierte Beleuchtungsdauer ausreichend.
Östliche Klappschildkröte (Kinosternon s. subrubrum) & Mississippi-Klappschildkröte (Kinosternon s. hippocrepis)
Monat | Licht- Länge | Wasser- Temp. |
Januar | 0 h | 10-15 °C |
Februar | 0h | 10-15 °C |
März | 6 h | 17-20 °C |
April | 8 h | 21 °C |
Mai | 10 h | 24 °C |
Juni | 13 h | 27 °C |
Juli | 13 h | 28 °C |
Aug. | 11 h | 28 °C |
September | 10 h | 25 °C |
Oktober | 8 h | 22 °C |
November | 5/3/1/0 h | 17-20 °C |
Dezember | 0 h | 10-15 °C |
Details wie die Ein- und Auswinterung von statten geht gibt es auf der Seite mit den Temperaturtabellen oder in meiner Video-Anleitung zur Überwinterung.
Steindachners Klappschildkröte (Kinosternon steindachneri)
Die ehemalige Unterart Steindachners Klappschildkröte (Kinosternon steindachneri) sollte nicht kalt überwintert werden, sondern lediglich bei Zimmertemperatur.
Monat | Licht- Länge | Wasser- Temp. |
Januar | 10 h | 17-20 °C |
Februar | 10h | 20 °C |
März | 11 h | 21 °C |
April | 12 h | 23 °C |
Mai | 12 h | 25 °C |
Juni | 13 h | 27 °C |
Juli | 13 h | 28 °C |
Aug. | 12 h | 28 °C |
September | 11 h | 27 °C |
Oktober | 11 h | 25 °C |
November | 10 h | 23 °C |
Dezember | 9 h | 17-20 °C |
Zucht
Mit 7-8 cm Panzerlänge erreichen Pennsylvania-Klappschildkröten die Geschlechtsreife. In einer Tiefe von bis zu 13 cm legen Weibchen in der Regel zwei bis vier Eier, in Extremfällen fast zehn. Pro Jahr sind zwei bis vier Eiablagen möglich. Nach frühestens 60 Tagen schlüpfen die Jungtiere.
Da die Eier auch eine sogenannte Diapause, in der die Entwicklung der Eier ruht, einlegen können, kann die Inkubationsdauer aber auch über 160 Tage betragen.
Zur Geschlechtsdetermination gibt es widersprüchliche Angaben. Angeblich hängt sie mit der Unterart zusammen. Eier von Kinosternon s. subrubrum entwickeln sich bei 25 °C zu Männchen und bei 30 °C zu Weibchen, bei Kinosternon s. hippoccrepis soll es genau anders herum sein (ERNST & LOVICH 2009).
Literatur
Turtle Taxonomy Working Group [Rhodin, A.G.J., J.B. Iverson, R. Bour, U. Fritz, A. Georges, H.B. Shaffer & P.P. van Dijk] (2017): Turtles of the World: Annotated Checklist and Atlas of Taxonomy, Synonymy, Distribution, and Conservation Status (8th Ed.). – In: Rhodin, A.G.J., J.B. Iverson, P.P. van Dijk, R.A. Saumure, K.A. Buhlmann, P.C.H. Pritchard & R. A. Mittermeier (Hrsg.): Conservation Biology of Freshwater Turtles and Tortoises: A Compilation Project of the IUCN/SSC Tortoise and Freshwater Turtle Specialist Group. – Chelonian Research Monographs 7: S. 1–292.
Mahmoud, I. Y. (1968): Feeding behavior in kinosternid turtles. – Herpetologica 24, S. 300-305.
Müller, M (1996): Handbuch ausgewählter Klimastationen der Erde. – Trier (Forschungsstelle Bodenerosion der Universität Trier Mertesdorf [Ruwertal] 5) 400S.
Die Bilder auf dieser Seite stammen alle von Hendrik Pempelfort, vielen Dank!