Keller-Überwinterung von Wasserschildkröten

Der Keller ist der traditionelle Ort der Überwinterung, schon vor Jahrzehnten wurden in Kellern Schildkröten überwintert. Für Landschildkröten ist dieser Überwinterungsort heutzutage kaum noch zu gebrauchen, da die Temperaturen in den heutigen Kellern viel zu hoch sind. Die früheren Empfehlungen Landschildkröten im Keller zu überwintern bezogen sich alle auf Gewölbekeller mit Erdboden wie sie heute noch in alten Bauernhäusern zu finden sind.

Überwinterungsbox im Kellerraum

Zur Überwinterung von Wasserschildkröten sind Keller je nach Art der Wasserschildkröte und ihrer Überwinterungstemperatur geeignet. Viele Keller, gerade von Neubauten, sind nicht wesentlich kälter als der Rest des Hauses. Daher ist es sinnvoll einen Winter lang in verschiedenen Kellerräumen die man für geeignet hält ein Min-Max-Thermometer zu stellen und die Temperaturen zu überprüfen.

Eine gewisse Einflussnahme auf die Temperatur im Keller ist durchaus möglich. Schließt man die Türen zum Kellerraum immer, so kommt keine wärmere Luft aus dem Rest des Hauses in diesen Raum und die Temperatur sinkt um ein paar Grad. Sollte es wiedererwarten zu kalt sein, so kann man durch öffnen einer Tür zum Wohnbereich die Temperatur erhöhen.

Die Box sollte etwa zweifache Panzerlänge haben, wird so hoch mit Wasser gefüllt wie der Panzer breit ist und enthält neben Wasser auch Eichen- oder Buchenlaub

Ich habe schon in drei verschiedenen Kellern Wasserschildkröten überwintert, wohne aber aktuell ohne Keller. In meinen Kellern lag die Temperatur bei geschlossener Kellertür zwischen 10 und 15 °C, bei diesen Temperaturen und völliger Dunkelheit überwinterte ich dort folgende Arten erfolgreich:

  • Rückenstreifen-Zierschildkröten, Chrysemys picta dorsalis
  • Gelbwangen-Schmuckschildkröten, Trachemys scripta scripta
  • Rotwangen-Schmuckschildkröten, Trachemys scripta elegans
  • Hieroglyphen-Schmuckschildkröten, Pseudemys concinna concinna
  • Mississippi-Höckerschildkröten, Graptemys pseudogeographica kohnii
  • Ouachita-Höckerschildkröten, Graptemys ouachitensis
  • Sabine-Höckerschildkröten, Graptemys sabinensis
  • Schwarzknopf-Höckerschildkröten, Graptemys nigrinoda nigrinoda
  • Pracht-Höckerschildkröten, Graptemys oculifera
  • Gelbtupfen-Höckerschildkröten, Graptemys flavimaculata
  • Gewöhnliche Moschusschildkröten, Sternotherus odoratus
  • Dach-Moschusschildkröten, Sternotherus carinatus
  • Zwerg-Moschusschildkröten, Sternotherus minor minor
  • Nackenstreifen-Moschusschildkröten, Sternotherus minor peltifer
  • Pennsylvania-Klappschildkröten, Kinosternon subrubrum
  • Tropfenschildkröten, Clemmys guttata
  • Chinesische Dreikielschildkröten, Mauremys reevesii
  • Chinesische Streifenschildkröten, Mauremys sinensis
  • Chinesische Weichschildkröten, Pelodiscus sinensis

Die Überwinterung der Schildkröten findet in kleinen Kunststoff-Boxen statt, sie sind etwa eine Panzerbreite hoch mit Wasser gefüllt und etwas Eichen- oder Buchenlaub wurde hinzugegeben. Das Wasser wird so hoch aufgefüllt wie der Panzer breit ist, damit sich die Schildkröte wieder umdrehen kann, falls sie auf dem Rücken landen sollte. Keine Sorge, die Schildkröten ersticken aufgrund des Wasserstandes nicht. In der Natur überwintern Wasserschildkröten ja auf dem Gewässerboden und können die Wasseroberfläche gar nicht erreichen.

Mauremys rivulata, Kaspische Flussschildkröte

Dipl. Biol. Dr. Sascha Pawlowski beschreibt in seinem Artikel Erfolgreiche Überwinterung verschiedener aquatischer Schildkröten im Haus bei Temperaturen von 12-15°C, dass er die folgenden Arten:

  • Mauremys reevesii, Chinesische Dreikielschildkröten
  • verschiedene Emys orbicularis-Unterarten, Europäische Sumpfschildkröten
  • Mauremys caspica caspica, Kaspische Bachschildkröten
  • Mauremys mutica, Chinesiche Sumpfschildkröten
  • Mauremys rivulata, Kaspische Flussschildkröten
  • Sternotherus odoratus, Gewöhnliche Moschusschildkröten
  • Trachemys scripta elegans, Rotwangen-Schmuckschildkröten

bei Temperaturen zwischen 12-15 °C und völliger Dunkelheit erfolgreich und mehrfach überwintert hat, nähere Details können seinem Artikel entnommen werden.

Für die Aktivität von Tieren der gemäßigten und subtropischen Klimate (d.h. Schildkröten aus Europa, Nordamerika, Nordchina, etc.), ist die Tageslänge ein wesentlicher Faktor für die Synchronisation des Jahreszyklusses. Die Temperatur ist im Vergleich hierzu eher als zweitrangig anzusehen (PAWLOWSKI, schriftliche Mitteilung 2008).

Literatur

PAWLOWSKI, S. (2004): Erfolgreiche Überwinterung verschiedener aquatischer Schildkröten im Haus bei Temperaturen von 12-15°C. – Radiata 13(2): S. 3-9.