Zwerg-Moschusschildkröte, Sternotherus minor minor

Die Zwerg-Moschusschildkröte ist eine nordamerikanische kleinbleibende Wasserschildkröte. Sie ist pflegeleicht und damit auch für den Einsteiger eine gute Wahl. Einen Nachteil hat sie allerdings, sie benötigt einen Jahresrhythmus. Bei der ähnlich kleinen und ebenso pflegeleichten Tabas0co-Klappschildkröte ist keine Winterruhe erforderlich.

Verbreitung

Sternotherus minor kommt nur in den USA vor. Das Verbreitungsgebiet von der Nominatform Sternotherus minor minor reicht von Ost-Georgia und vom südöstlichem Alabama bis Zentral-Florida. Die Unterart Sternotherus minor peltifer, welche seltener in Europa gepflegt wird hat ihr Verbreitungsgebiet vom südwestlichem Virginia, von Ost-Tennesee und von Alabama bis zum Pearl-River in Mississippi.

Schlüpfling von der Zwerg-Moschusschildkröte, Sternotherus minor minor

Während die Zwerg-Moschusschildkröte (Sternotherus minor minor) am Kopf eher gepunket ist, hat die Nackenstreifen-Moschusschildkröte (Sternotherus minor peltifer) eher eine streifenartige Zeichnung am Kopf.

Größe

Die Kleine Moschusschildkröte soll bis zu 14,5 cm groß werden, die meisten Exemplare bleiben jedoch kleiner. Männliche Sternotherus minor minor erreichen maximal 12 cm Panzerlänge (ERNST & LOVICH 2009).

Ein anderer deutscher Name für die Zwerg-Moschusschildkröte ist Kleine Moschusschildkröte

Es gibt in Europa zwei Linien der Kleinen Moschusschildkröte. Einmal die sogenannte kleine Form und die große Form. Die allermeisten Exemplare gehören der kleinbleibenden Form an. Die kleine Form erreicht selten über zehn Zentimeter Panzerlänge. Die große Form von Sternotherus minor minor wird kaum gepflegt und gezüchtet.

Die Art heißt zwar Zwerg-Moschusschildkröte, aber so viel kleiner als andere Moschusschildkröten bleiben die Tiere nicht…

Aquarium

Erwirbt man bei einem Züchter ein Jungtier, so genügt zunächst ein Aquarium mit 40 oder 60 cm Kantenlänge. Bei ausgewachsenen Zwerg-Moschusschildkröten ist ein Aquarium mit 80 x 40 cm Grundfläche und ein Wasserstand von etwa 30 cm zu empfehlen.

Rückenpanzer einer Zwerg-Moschusschildkröte, Sternotherus minor minor

Die Einrichtung besteht aus einem Bodengrund aus Sand oder Kies und vielen Steinen oder Wurzeln um Struktur in das Aquarium zu bringen. Diese Einrichtungsgegenstände sollten so beschaffen sein, dass die Moschusschildkröten die Wasseroberfläche auch kletternd und nicht nur schwimmend erreichen können. Eine Bepflanzung ist möglich, weil Moschusschildkröten nur wenig pflanzliche Kost zu sich nehmen.

Zur Filterung sind Außenfilter empfehlenswert, Innenfilter gehen aber auch. Mein Tipp für die Moschusschildkröten-Haltung sind jedoch Hamburger Mattenfilter.

Landteil

Für Jungtiere ist eine Weidenholzbrücke als Landteil ideal. Man kann sie halbrund biegen und auf den Bodengrund stellen. So kann die junge Sternotherus minor minor bequem kletternd die Wasseroberfläche erreichen.

Jungtier einer Zwerg-Moschusschildkröte, Sternotherus minor minor, auf Kork

Später, wenn die Moschusschildkröte größer ist, kann man weiterhin eine Weidenholzbrücke für Männchen als Landteil nutzen. Alternativ gehen auch Kork-Landteile oder andere Kontruktionen. In der Landteil-Rubrik auf dieser Homepage findest du viele Anregungen. Für Weibchen benötigt man spätestens ab einer Panzerlänge von 8 cm auch einen Eiablageplatz. Dieser muss für Moschusschildkröten nicht sonderlich groß sein. Eine Kunststoffkiste mit einer Grundfläche von etwa 30 x 20 cm genügt, als Substrat wird feuchter Sand mindestens 15 cm hoch eingefüllt.

Bauchpanzer eines Jungtieres. Der Bauchpanzer wird auch Plastron genannt.

Auch einzeln gehaltene Weibchen, die noch nie Kontakt zu einem Männchen hatten, benötigen einen Eiablageplatz. Denn auch ohne vorherige Befruchtung kann es vorkommen (muss aber nicht), dass weibliche Moschusschildkröten Eier ausbilden, sie müssen dann die Möglichkeit haben diese an Land abzulegen. Ansonsten kann es zu einer Legenot kommen.

Beleuchtung

Drei Dinge muss die Beleuchtung für Sternotherus minor minor leisten: Licht, Wärme und UV. Licht ist für den Tages- und Jahresrhythmus wichtig. Unter der Lampe muss es außerdem einen Sonnenplatz geben auf dem 40-45 °C erreicht werden, damit sich Moschusschildkröten sonnen können um ihre Körpertemperatur zu erhöhen. Alle Wasserschildkröten sind wechselwarm, können also nicht Wärme selbst produzieren, sondern sind auf Wärmezufuhr von außen angewiesen. UV-A-Licht können Wasserschildkröten sehen und UV-B-Licht benötigen sie, damit sie Vitamin D produzieren können.

Punktzeichnung am Kopf einer ausgewachsenen Zwerg-Moschusschildkröte, Sternotherus minor minor

Halogen-Metalldampflampe mit UV-Anteil

Dies ist die beste Beleuchtung, die du deiner Schildkröte bieten kannst. Denn Halogen-Metalldampflampen haben nicht nur ein sonnenähnliches Spektrum, sondern auch UV-A und UV-B. Außerdem geben sie Wärme ab. Zusatz-Nutzen: sie verbrauchen weniger Energie als die Kombination von mehrer Lampen. Du benötigst nämlich nur eine Lampe. Für eine Moschusschildkröte genügt eine 35 W Halogen-Metalldampflampe mit UV-Anteil, zum Beispiel das SolarRaptor HID-Lamp Set inkl. EVG + ClampLamp* oder das Exo Terra Sun Ray Beleuchtungskomplettset*. Den Abstand zum Landteil wählst du so, dass dort 40-45 °C erreicht werden. Meistens sind es ungefähr 20-30 cm. Mit einem Thermometer mit Fernfühler* musst du das aber überprüfen, denn es gibt viele Einflussfaktoren (Umgebungstemperatur, Lampenschirm etc).

Der Rückenpanzer, welcher auch Carapax genannt wird, ist variabel gefärbt

Können Moschusschildkröten schwimmen?

Moschusschildkröten werden immer als schlechte Schwimmer abgestempelt, dies kann ich nicht bestätigen, selbst Schlüpflinge kommen schon ohne Probleme mit einem Wasserstand von 15 cm zurecht, sie müssen dann jedoch die Möglichkeit haben die Wasseroberfläche kletternd (über dichte Wasserpflanzenbestände oder Einrichtungsgegenstände) zu erreichen.

Faustformel: Wasserstand = dreifache Panzerlänge!

Richtig ist, dass Wissenschaftler in Fachbüchern schreiben die Zwerg-Moschusschildkröte würde flaches Wasser in der Natur bewohnen. Aber mit flachem Wasser ist in der Natur eine Wassertiefe von 0,5-1,5 m gemeint (ERNST & LOVICH 2009).

Ernährung & Fütterung

In der Natur ist die Zwerg-Moschusschildkröte omnivor, also ein Gemischtköstler, der jedoch tierische Nahrung bevorzugt. Die Hauptnahrung machen Mollusken aus. Mollusken werden im deutschen auch Weichtiere genannt, dazu gehören beispielsweise Muscheln und Schnecken. Es werden aber auch Insekten, Fisch, Würmer, Algen und Wasserpflanzen verspeist (ERNST & LOVICH 2009).

Mit ihren kräftigen Kiefern können Zwerg-Moschusschildkröten Schnecken und Muscheln knacken

Es gibt bei der Zwerg-Moschusschildkröte (Sternotherus minor minor) eine Verlagerung der Hauptnahrung mit dem Wachstum. Während kleinere Exemplare eher Insekten fressen, bevorzugen ausgewachsene Tiere Schnecken und Muscheln (ERNST & LOVICH 2009). Der Grund dafür ist einfach: je größer die Moschusschildkröten werden, desto größer werden auch ihre Köpfe und desto stärker werden ihre Kaumuskeln. Damit ist es dann einfacher Muscheln und Schnecken zu knacken.

Die Ernährung in der Natur kann man im Aquarium relativ gut nachstellen. Sie sollte im Aquarium möglichst abwechslungsreich sein. Geeignet sind Bachflohkrebse und andere getrocknete Futtertiere. Aber natürlich auch Muscheln und anderes Frostfutter. Als Lebendfutter sind Asseln besonders beliebt und geeignet, aber andere Lebendfutter-Sorten gehen auch. Pflanzen und Möhren nehmen Moschusschildkröten in Aquarium in der Regel schlecht oder gar nicht an. Maximal im Hochsommer.

Zur Versorgung mit Kalzium muss immer etwas Sepia im Aquarium treiben.

Ausgewachsene, alte Exemplare bekommen gelegentlich ziemlich dunkle Köpfe

Temperatur & Überwinterung

Die Zwerg-Moschusschildkröte kommt etwa bis zur Mitte Floridas vor, südlich von Lakeland aber nicht mehr. Aber die Art kommt im Norden von Georgia vor. Daher gibt es unterschiedliche Möglichkeiten für die Überwinterung. Ich habe mit folgender Methode gute Erfahrungen gemacht:

MonatLicht-
Länge
Wasser-
Temp.
Januar0 h10-15 °C
Februar0h10-15 °C
März6 h17-20 °C
April8 h21 °C
Mai10 h24 °C
Juni13 h27 °C
Juli13 h28 °C
Aug.11 h28 °C
September10 h25 °C
Oktober8 h22 °C
November5/3/1/0 h17-20 °C
Dezember0 h10-15 °C

Diese Tabelle passt auch gut zur Aussage von ERNST & LOVICH (2009), wonach Sternotherus minor in der Natur für gewöhnlich in den Monaten Dezember, Januar und Februar zur Überwinterung zurückzieht.

Rückenpanzer eines Jungtiers

Theoretisch ist aber auch die Tabelle von der Seite Verminderte Aktivitätsphase eine Möglichkeit des Jahresrhythmuses.

Gruppenhaltung

Moschusschildkröten sind oft richtige Stänkerer. Daher ist es am besten diese Einzelgänger auch alleine zu halten. Gesellschaft benötigen Zwerg-Moschusschildkröten nicht.

Zucht

Männliche Zwerg-Moschusschildkröte werden mit etwa 6 cm Panzerlänge geschlechtsreif. Die Weibchen können ab etwa 8 cm Panzerlänge Eier ablegen, frühestens mit 7 cm.

Zur Verpaarung werden die Geschlechter im Frühjahr und/oder Herbst unter Aufsicht zusammengesetzt. Die Moschusschildkröten über mehrere Tage beisammen zu lassen ist nicht zu empfehlen.

Die Eiablage findet im Frühjahr und Sommer statt. Jedes Weibchen kann mehrere Gelege in 8-15 cm Tiefe absetzen, ein Gelege besteht aus einem bis fünf Eiern. Die Inkubation dauert 60 bis 120 Tage. Bei 26 °C entwickeln sich Männchen in den Eiern, bei 30 °C Weibchen.

Bauchpanzer eines Schlüpflings der Zwerg-Moschussschildkröte, Sternotherus minor minor

Links

In meinem ausführlichen Beitrag über die Gewöhnliche Moschusschildkröte findest du viele Informationen die auch auf die Zwerg-Moschusschildkröte zutreffen, zum Beispiel zur Einrichtung des Aquarium oder zum Sonnenverhalten. Auf YouTube gibt es zudem ein ausführliches Moschusschildkröten-Video: youtube.com/watch?v=Iciwx1khdDE

Rückenpanzer eines Schlüpflings der Zwerg-Moschusschildkröte, Sternotherus minor minor

Literatur

Ernst, C. H. & J. E. LOVICH (2009): Turtles of the United States and Canada – Second Edition. – The John Hopkins University Press (Baltimore): 827 S. *

Wapelhorst, X. (2017): Wasserschildkröten-Fibel. – Ettlingen (Dähne-Verlag), 96 S.*