Bei Wasserschildkröten kann als gröbste Unterscheidung die zwischen sog. Halsbergerschildkröten und Halswenderschildkröten unterschieden werden. Erste können ihren Kopf einziehen, zweitere können ihn nur seitlich am Körper anlegen. Die kleinste Art der Halswenderschildkröten ist die Zwerg-Klappbrust-Pelomedusen-Schildkröte (Pelusios nanus). Sie wurde 1956 erstmals von LAURENT beschrieben.
Ihren Namen verdanken Klappbrust-Schildkröten einem Scharnier an der vorderen Hälfte des Plastrons. Dadurch können sie sich vorne zuklappen und vor Feinden schützen. Es gibt auch noch Starrbrust-Schildkröten (Pelomedusa spp.), sie haben kein Scharnier.
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Verbreitung
Die Zwerg-Klappbrust-Pelomedusen-Schildkröte kommt im natürlichen Habitat in kleinen Gewässern in feuchten Savannengebieten in der Demokratischen Republik Kongo, Angola, Sambia und Malawi vor. Die Besonderheit: Der Kongo ist klimatisch äquatorial-tropisch geprägt. Das heißt: Der Äquator verläuft genau durch die Mitte Kongos. So kommt es dazu, dass das Klima in der Mitte Kongos ganzjähig heiß und feucht ist – eine klassische Trockenzeit gibt es hier nicht. Diese gibt es jedoch im Norden und im Süden des Kongos, hier ist es also tropisch. Pelusios nanus kommt auf dem flachen Land bei rund 200 m über N. N. ebenso vor wie auf Bergketten in Höhen von 1.300 m über N. N.
Größe
Nach BONN et al. (2006) wird Pelusios nanus maximal 12 cm groß. Zwischen Männchen und Weibchen gibt es keine nennenswerten Größenunterschiede. Jungtiere sind nach DELL’AERA (2018) nach dem Schlupf etwa 13-14 mm groß und wiegen 3-4 g.
Die Zwerg-Klappbrust-Pelomedusen-Schildkröte (Pelusios nanus) zeichnet sich dadurch aus, dass ihr Name länger ist als die Schildkröte selbst.
Unterscheidung der Geschlechter
Die Geschlechter lassen sich sehr leicht anhand des Schwanzes unterscheiden: Männchen haben einen längeren und dickeren Schwanz als Weibchen. Außerdem haben Männchen noch einen leicht nach innen gewölbten (konkaven) Bauchpanzer (Plastron).
Ernährung
Die Zwerg-Klappbrust-Pelomedusen-Schildkröte ist eine carnivore Sumpfschildkröte, sie ist also fleischfressend. Dabei nehmen sie alles an, was ihnen angeboten wird: Fische, Regenwürmer, Wasserschnecken, Pellets, Gammarus und auch den Schildkröten-Pudding. Pelusios nanus sind wirklich starke Bettler – sobald sie den Besitzer erkennen, paddeln sie an der Wasseroberfläche.
Haltung
In der Haltung kann Pelusios nanus als relativ einfach eingestuft werden – wenn man das natürliche Habitat im Hinterkopf behält.
Für ein ausgewachsenes Tier reicht ein Becken mit 112 Litern aus, das sind Standardbecken mit den Maßen 80 x 35 x 40 cm (Breite x Tiefe x Höhe). Da diese Art ziemlich friedlich ist, funktioniert eine Haltung von mehreren Weibchen meist sehr gut. Die Männchen können zu einer Weibchengruppe gesetzt werden, jedoch muss das nicht funktionieren. Es bietet sich an, die Männchen deswegen direkt einzeln zu halten: So kann es nicht zu Verletzungen kommen und die Tiere werden durch Paarungsversuche nicht zusätzlich gestresst.
Als Bodengrund eignet sich Sand hervorragend: Die Tiere verbuddeln sich oft darin und schauen dann nur noch mit dem Kopf heraus. Außerdem wird er gerne nach Nahrung durchsucht. Der Wasserstand sollte 20-30 cm betragen. Die Zwerg-Klappbrust-Pelomedusen-Schildkröte ist kein ausgiebiger Schwimmer, deswegen sollte das Becken wirklich gut strukturiert werden. Wurzeln, Steine und Pflanzen lassen das Aquarium nicht nur für den menschlichen Beobachter schöner aussehen. Sie sorgen auch dafür, dass das Becken für die Schildkröte größer wirkt: Durch das Klettern auf Wurzeln und Schwimmen durch Pflanzen – sprich: durch eine Strukturierung des Aquariums wird der Aktionsradius für das Tier erhöht. Außerdem können sich die Tiere so gut verstecken.
Das Thema „Landteil“ wird unter „Temperaturen & Beleuchtungslänge“ etwas weiter unten ausführlich aufgegriffen. Aber hier ganz kurz: Männchen und Weibchen sollten einen mit Sand gefüllten Landteil zur Verfügung haben.
Als Beleuchtung empfiehlt sich eine hochwertige HQI-Lampe mit UV-B-Anteil. Die Tiere sonnen sich regelmäßig, weswegen daran nicht gespart werden sollte. Ein Topf-Außenfilter sorgt dafür, dass das Wasser biologisch stabil und optisch sauber ist. Dennoch muss das Wasser regelmäßig gewechselt werden.
Temperaturen & Beleuchtungslänge
Aufgrund der natürlichen klimatischen Bedingungen halten die Tiere keine Winterruhe – dafür jedoch meist eine Sommerruhe. Das heißt, dass die Tiere im Sommer ruhen, wenn es zu heiß wird und die Flüsse austrocknen. Aus diesem Grund brauchen Männchen und Weibchen einen Landteil, der mit Sand gefüllt ist. Eine Korkrinde oder Weidenholzbrücke kann als Aufstieg angebracht werden; sie dient dann gleichzeitig als Sonnenplatz. Ab Juni sollte der Wasserstand kontinuierlich sinken, bis er dann bei unter 10 cm ist. Die Tiere graben sich dann in den feuchten Sand ein und warten darauf, dass der Regen wiederkommt und der Wasserstand steigt. Während der Sommerruhe muss der Sand durchgehend feucht gehalten werden. Ende August wird die Sommerruhe beendet, indem man den Landteil großzügig wässert und den Wasserstand erhöht. Im Anschluss daran verpaaren sich die Tiere. Für die Zucht ist die Sommerruhe also ziemlich wichtig. Hat man keine Zuchtabsicht, kann man darauf sicherlich auch ohne allzu schlechtes Gewissen verzichten. Dann sind Temperaturen zwischen 24-28 °C das ganze Jahr über nötig, die Beleuchtungszeit beträgt ganzjährig rund 12 Stunden.
Zucht
Ein paar Wochen nachdem man beide Geschlechter zur Paarung zusammengesetzt hat findet die Eiablage statt. Je nach Haltungssystem kann das sowohl im Frühjahr, als auch im Spätsommer/Herbst (nach der Trockenruhe) sein. Die Weibchen vergraben sich dazu fast vollständig unter der Oberfläche, ihr vorderes Ende zeigt dabei nach oben. Der Eiablageplatz sollte also tiefer mit Sand gefüllt sein als die weibliche Schildkröte lang ist. Ein Gelege besteht gewöhnlich aus vier bis sechs Eiern.
Werden die Eier von Zwerg-Klappbrust-Pelomedusen-Schildkröten (Pelusios nanus) bei 25,5 °C bebrütet so schlüpfen mehrheitlich (aber nicht ausschließlich) männliche Jungschildkröten. Bei einer Bruttemperatur von 28 °C schlüpfen überwiegend Weibchen (KING 2024). Die Inkubationszeit liegt zwischen 55 und 65 Tagen.
Quellen
King, B. R. (2024): Posting auf Facebook in der Gruppe „African dwarf mud turtle (Pelusios nanus)“ am 30.06.2024
Autor & Copyright: Hendrik Pempelfort