Warme Überwinterung von Wasserschildkröten

Von einer „warmen“ Überwinterung spreche ich, wenn den Wasserschildkröten im Winter Temperaturen von deutlich über 20°C geboten werden. Dies kann aus Unterschiedlichen Gründen der Fall sein. So sollte kranken Schildkröten die sich gerade in tierärztlicher Behandlung oder in der Erholungsphase befinden unbedingt ein Sommer vorgespielt werden, mit Temperaturen über 25°C und mindestens 12 Stunden Beleuchtungsdauer, damit das Tier möglichst schnell wieder völlig gesund wird.

Tipp: wenn du eine Wasserschildkröten-Art sucht die keine Überwinterung braucht, dann probiere mal das Tool „Welche Art passt zu mir?“ aus

Die Tabasco-Klappschildkröte (Kinosternon acutum) ist eine tropische Wasserschildkröten-Art und darf nicht kalt überwintert werden

Doch es gibt ja auch Wasserschildkröten die haben in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet keinen kühlen Winter, beispielsweise Arten aus Äquatornähe wie die Rotwangen-Klappschildkröte (Kinosternon cruentatum) oder die tropische Rotbauch-Spitzkopfschildkröte (Emydura subglobosa). Diese Arten kennen aus ihrer Heimat keine Wassertemperaturen unter 20°C und dürfen sie dementsprechend auch bei der Heimtierhaltung nicht kennenlernen. Werden tropische Wasserschildkröten „runtergekühlt“, dann bezahlen sie das meist mit dem Leben.

Folgende Arten benötigen keine kalte Überwinterung, beziehungsweise schadet es ihnen sogar:

Diese Liste ist nicht vollständig, sondern soll dir nur einen ersten Überblick schaffen.

Die warme Überwinterung (gar bei Temperaturen von knapp 30°C oder mehr) von Arten die in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet einen kalten Winter kennen, wie beispielsweise Buchstaben-Schmuckschildkröten (Trachemys scripta ) und anderen Nordamerikanern, ist abzulehnen und keineswegs artgerecht.

Die warme Überwinterung von Buchstaben-Schmuckschildkröten ist nicht artgerecht. Im Bild von links nach rechts: Rotwangen-Schmuckschildkröte (Trachemys scripta elegans), Gelbwangen-Schmuckschildkröte (Trachemys scripta scripta) und Cumberland-Schmuckschildkröte (Trachemys scripta troostii).

Rotbauch-Spitzkopf-Schildkröte, Emydura subglobosa

Im natürlichen Verbreitungsgebiet (Deru, Papua-Neuguinea) sind Rotbauch-Spitzkopf-Schildkröten folgende Temperaturen gewohnt:

MonatTemp.Licht
Jan.27,8 °C12 h
Feb.27,5 °C12 h
März27,5 °C12 h
April27,2 °C12 h
Mai27,0 °C12 h
Juni25,9 °C12 h
Juli25,3 °C12 h
Aug.25,6 °C12 h
Sept.25,8 °C12 h
Okt.27,2 °C12 h
Nov.27,8 °C12 h
Dez.27,8 °C12 h

Die Beleuchtungslänge ist immer mit zwölf Stunden angegeben, da sich im natürlichen Verbreitungsgebiet die Tageslänge im Jahresverlauf kaum ändert. Es ist dort im Dezember wärmer als im Juli, das lässt sich einfach erklären: Die Rotbauch-Spitzkopfschildkröte kommt von der Südhalbkugel, die Jahreszeiten sind dort um ein halbes Jahr verschoben, im Vergleich mit unseren Jahreszeiten auf der Nordhalbkugel.

Rotbauch-Spitzkopf-Schildkröte, Emydura subglobosa

Es ergibt aber Sinn, diese Wasserschildkröten nach unseren Jahreszeiten zu pflegen, die Temperaturen also um ein halbes Jahr zu verschieben. Dies führt zu weniger Heizkosten im Winter und es verdunstet auch etwas weniger Wasser im Winter (Schimmelgefahr!).

Im Sommer sollten die Tiere bei Wassertemperaturen von knapp unter 30°C gehalten werden, im Frühjahr und Herbst empfehlen sich Temperaturen von etwa 26-27°C. Eine Winterruhe hält diese Art nicht, daher reicht es zur Simulation des Winters die Temperaturen auf 25°C zu senken. Andere tropische Wasserschildkröten (aus der obrigen Liste) kann man im Grunde genau so halten.